Teil 16

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Ich kann es nicht tun. Oder kann ich?
Verdammt. Ich wünschte, ich könnte mir jetzt den Rat meiner besten Freundin einholen. Doch leider kann ich das nicht tun, denn ich habe bereits die Verschwiegenheitserklärung unterschrieben.
Nervös knabbere ich an meinen Fingernägeln und sehe den Stift neben dem Vertrag liegen. Sobald ich diesen Zettel unterschreibe, lege ich meinen freien Willen beiseite und begebe mich ganz alleine in seine Hände.
Langsam nehme ich den Vertrag und gehe wieder auf die Tür meines Chefs zu.
Mit zitternden Händen klopfe ich an der Tür. Als niemand antwortet, beschließe ich, einfach einzutreten.
Zu meiner Überraschung sitzt eine ältere Frau vor dem Schreibtisch von Riley und ich blicke geschockt zwischen den beiden hin und her. "Entschuldigung, ich dachte...", setze ich an.
Die Frau springt sofort auf und läuft auf mich zu. "Sind Sie etwa die Freundin meines Sohnes? Dass ich das nochmal erlebe", schlägt sie die Hand vor den Mund und mustert mich von oben bis unten. "Und wie hübsch Sie sind, Liebes."
"Mutter", schaltet sich jetzt auch Riley ein.
Jetzt verstehe ich es langsam, denn umso länger ich die Frau betrachte, desto mehr fällt mir die Ähnlichkeit zu Riley ins Auge. Sie haben beide volle Lippen und sie hat die gleichen smaragdgrünen Augen, nur dass ihre selbstverständlich schon etwas gealtert aussehen.
"Das ist meine neue Assistentin, Ms Koslow", beendet er seinen Satz.
Sie blickt geschockt zu ihm und dann wieder auf mich. "Um Gottes Willen. Das tut mir unheimlich leid, aber ich dachte, dass mein Sohn endlich mal eine gescheite junge Dame mit nach Hause bringen würde", lächelt sie freundlich und schüttelt meine Hand.
Jetzt schaffe ich es auch endlich, mal etwas zu sagen. "Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Mrs. Billingsley", lächle ich sie an.
"Ich hoffe, Riley behandelt sie gut", wendet sie sich wieder zu Riley und lacht dann. "Er hat eine leicht explosive Ader und an diese muss man sich erst einmal gewöhnen, schätze ich."
"Ich komme damit ganz gut klar." Ich lache ebenfalls und schaue Riley dabei direkt in die Augen.
Es ist so, als würden seine Augen mich ausziehen und jede Faser meines Körpers vor ihm entblößen.
Unwillkürlich kneife ich die Beine zusammen und er lächelt, bevor er seinen Mund mit seiner Hand bedeckt.
"Ich werde mich jetzt mal wieder an die Arbeit machen", sage ich und wende mich zum Gehen. "Entschuldigung nochmal für die Störung. Es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen, Mrs. Billingsley."
"Ebenfalls, Schätzchen", winkt sie mir zu und ich verschwinde schnell aus dem Raum.

Mrs. Billingsley geht nach etwa fünfzehn Minuten und ich ergreife meine Chance, um endlich mit ihm reden zu können.
Er bittet mich herein und ich schließe langsam die Tür hinter mir, bevor ich selbstbewusst zu dem Sessel vor seinem Schreibtisch gehe.
"Haben Sie eine Frage, Ms Koslow?"
Ich werde sofort nervös, denn ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Ich rutsche auf dem Stuhl hin und her. "Ja ich bin hier, weil ich noch einige Fragen bezüglich des Vertrags habe."
Er runzelt die Stirn. "Hm."
"Vielleicht sollten wir das woanders klären."
Ich nicke langsam mit dem Kopf. "An was haben Sie gedacht?", frage ich leise.
"Vielleicht beim Abendessen im L'amour." Es klingt eher wie ein Befehl als eine Frage und ich willige ein.

Es ist jetzt 19:30 Uhr und Riley holt mich um 20 Uhr ab.
Meine Haare habe ich schon geglättet. Jetzt muss ich mich nur noch um ein Outfit kümmern. Ich will nicht zu schick aussehen, aber dennoch würde ich ihm gerne ein "Wow" entlocken.
Also entscheide ich mich für ein engeres, schwarzes Kleid, das mir gerade so über die Oberschenkel geht.
Als ich ein letztes Mal meinen roten Lippenstift nachziehe, klingelt es an der Tür.
Zu meiner Überraschung steht Rileys persönlicher Chauffeur vor meiner Tür und begleitet mich zum Wagen.
"Mr Billingsley ist bereits vor Ort", beantwortet der Chauffeur meine unausgesprochene Frage.
Ich nicke nur stumm und setze mich in die schwarze S-Klasse.
Die Sitze sind aus hellem Leder angefertigt und es sieht alles makellos aus sowohl von innen als auch von außen.

Sobald wir auf dem Parkplatz des Restaurants einbiegen, staune ich. Wow.
Das Restaurant sieht sehr gehoben aus und ich fühle mich, warum auch immer, direkt fehl am Platz.
Roger hilft mir aus dem Auto und ich gehe zitternd zum Eingang.
Die Tür wird mir von zwei Männern aufgehalten, die mich mit großen Augen betrachten. Ich nicke dankend und betrete dann das Restaurant.
Von innen sieht es noch viel schicker aus als von außen. Die eine Wand wird von Blumen geziert und es stehen überall matt-schwarze Möbel.
Ich schaue mich um und komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Plötzlich wird meine Hand von einer anderen umgriffen. Erschrocken springe ich einen Schritt zurück, bevor ich in Rileys Gesicht sehe.
"Guten Abend, Ms Koslow", sagt er mit einer tiefen Stimme, die mir direkt einen Schauer über den Rücken fahren lässt.
"Guten Abend", lächle ich zaghaft und entspanne meinen Körper, was ihm ein kleines Lachen entlockt.
Riley führt mich in einen Wintergarten, der ebenso prachtvoll geschmückt ist.
"Es ist sieht alles so wunderschön aus hier", drehe ich mich einmal im Kreis.
Riley lacht und setzt sich auf einen der zwei Stühle. "Es ist eins meiner Lieblingsrestaurants hier in LA", greift er nach der Karte.
"Ich kann verstehen, warum das so ist."
Erst jetzt setze ich mich und beginne, in der Karte herumzublättern.

UnmoralischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt