Teil 36

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"Und ihr seid jetzt wirklich so richtig zusammen?", fragt mich Alexandra und kneift mir fröhlich in den Arm, was tatsächlich etwas wehtut.
Ich reibe mir augenrollend über die Stelle an meinem Arm. "Ich schätze schon." Ein kleines Lächeln umspielt meine Lippen. "Wie kann man denn überhaupt nicht richtig zusammen sein?"
Alexandra sieht nachdenklich aus. "Naja, also ich meine, das geht schon", lacht sie.
"Ah ja."
Von Weitem sehe ich Alex, auf uns zulaufen. Ich winke ihm zu und er winkt etwas zögerlich zurück. Was ist denn jetzt schon wieder passiert? Also in dieser Arbeit muss echt immer irgendwas passieren, das kann doch echt nicht sein. Das reinste Irrenhaus.
Alex atmet angestrengt aus, als er uns erreicht. Er fährt sich mit der einen Hand über seine kurzen Bartstoppeln am Kinn. Alexandra und ich schauen uns verwirrt an. Sie formt mit dem Mund ein "keine Ahnung" und ich muss kurz lachen.

Ich hake mich bei Alex unter, dass wir endlich zusammen in die Mensa gehen können, denn ich sterbe schon fast vor Hunger.
"Also Schätzchen, erzähl uns Alles. Was ist passiert?", blicke ich ihn von der Seite aus an. Er schnaubt und schüttelt den Kopf.
"Wieso müssen wir eigentlich den schlimmsten und launischsten Boss haben, den es gibt?"
"Was hat er denn jetzt schon wieder gemacht?", schaltet sich jetzt Alexandra von der anderen Seite ein.
"Boah, ich hab keine Ahnung, was ihm jetzt schon wieder über die Leber gelaufen ist, ehrlich gesagt", zuckt Alex mit den Schultern und ich lasse seinen Arm los. Ich weiß genau, was seine schlechte Laune veranlasst hat. Mein Korb von heute Morgen.
Alexandra und Alex schauen mich beinahe vorwurfsvoll an. Ich zeige den beiden den Mittelfinger und lache. "Ich habe damit nichts zu tun."
Alex wirft Alexandra einen wissenden Gesichtsausdruck zu.
"Leute, wirklich", ziehe ich das letzte Wort absichtlich in die Länge, um es glaubwürdiger zu machen, doch leider funktioniert das nicht wirklich, denn jetzt rollen beide mit den Augen. "Vielleicht ist es Eifersucht", gibt Alexandra beiläufig von sich und Alex und mir bleibt der Mund offen stehen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Jetzt verknüpft auch Alex die Punkte miteinander und hält mich abrupt am Arm fest, sodass wir mitten auf dem Flur stehen bleiben. "Was hast du gemacht?", zieht er eine Augenbraue nach oben und blickt mich erwartungsvoll an. Ich rolle mit den Augen. "Nichts."
Alexandra sieht mich an und schüttelt mit dem Kopf. "She's Doing the dirty mit Mr Unwiderstehlich Aziz." Jetzt lacht sie.
Alex beginnt, breit zu lächeln, und auch ich kann mein Lächeln nicht mehr zurückhalten. "Naja, es geht hier ja nicht nur um den 'Dirty'-Teil", male ich Gänsefüßchen in die Luft, um es in Alexandras Worten zu sagen, "sondern ich glaube echt, dass das was werden könnte mit uns beiden."
Alex strahlt nach wie vor. "Okay, sofort her mit allen Einzelheiten und wie es jetzt dazu gekommen ist", zerrt er mich in Richtung der Mensa. Alexandra nickt nur eifrig mit dem Kopf und folgt uns schnell.

Also erzähle ich den beiden alles beim Mittagessen und sie nicken nur ab und zu und lächeln mich dauerhaft an, als ich spreche.
Die zwei machen mich echt fertig, aber alleine beim Gedanken an Amir wird mir ganz warm um mein Herz.
"Und wieso sollte der Boss jetzt deshalb schlecht gelaunt sein?", fragt Alex die Frage, auf die ich schon die ganze Zeit gewartet habe beziehungsweise die ich befürchtet habe.
Ich stoße die komplette Luft aus meinen Lungen aus, denn ich weiß nicht, wie ich das beantworten soll, ohne zu erzählen, was zwischen uns passiert ist. Des Öfteren passiert ist. Ich habe immer noch diese beschissene Verschwiegenheitserklärung unterschrieben.
"Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht", sage ich trocken und hoffe, dass man die Nervosität nicht in meiner Stimme hört.
Die Beiden wechseln undurchschaubare Blicke aus und auf einmal lächeln sie mich an. "Ihr zwei habt es getan."
Ich laufe rot an und anscheinend reicht das den Beiden, um ihre Aussagen zu bestätigen.
"Ey Leute, ihr dürft niemals und unter keinen Umständen mit jemandem darüber reden", atme ich schwer aus, "das hätte nicht nur Konsequenzen für meinen Job, sondern auch für meine Freiheit."
Sie wirken beide verwirrt, doch dann fällt bei Alexandra der Groschen. "Du hast eine Erklärung unterschrieben, die dich zum Schweigen zwingt?", reißt sie die Augen auf.
"Woher weißt du davon?", frage ich leise und hoffe, dass uns die anderen Mitarbeiter nicht belauschen.
"Es gingen deshalb schon mal Gerüchte rum", zuckt Alex mit den Achseln, "vor allem von Loren." Das macht auf jeden Fall Sinn, dass Loren so etwas unterschreiben musste wie ich eben auch, aber das Thema habe ich ja schon mit ihm geklärt.
Ich nicke nur kaum merklich. Hoffentlich findet er das niemals raus.
Bevor wir wieder an die Arbeit gehen, müssen mir die beiden noch hoch und heilig schwören, dass sie das für sich behalten.

UnmoralischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt