Teil 13

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Ich hole sofort das Kuvert aus meiner Tasche, das ich immer bei mir trage. Ich weiß nicht, warum ich das tue.
Ich greife nach einem Stift und setze meine Unterschrift auf das vorgesehene Feld. Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was das jetzt zu bedeuten hat.
Schnell schnappe ich mir das Papier und bringe es zu Riley ins Büro, bevor ich das nochmal gründlich durchdenken kann.
Er lächelt, als er es mir entgegennimmt. Diesen Tag muss ich unbedingt im Kalender anstreichen, denn zuvor habe ich ihn noch nie Lächeln sehen.
Verwirrt stehe ich vor dem Schreibtisch und spiele an meinen Nägeln herum. "Was hat das jetzt zu bedeuten?", frage ich leise.
Er schaut mich an und runzelt die Stirn. Einige Sekunden vergehen, in denen er nichts sagt, was mich zugegeben etwas nervös macht.
Er kramt in seiner Schublade herum und zerrt ein weiteres Kuvert heraus. Jetzt bin ich noch verwirrter als vorher.
"Lesen Sie es sorgfältig durch und bei Fragen", holt er sein Handy aus der Hosentasche und zeigt darauf, "wissen Sie ja, wie Sie mich erreichen können." Er wirkt beinahe etwas nervös und das lässt meine Nervosität nicht gerade weniger werden.
Ich nicke nur stumm und gehe wieder in mein Büro.

Als ich an meinem Schreibtisch sitze, spüre ich wieder Rileys Finger auf mir und ich werde rot. Ich habe Angst, dass ich alleine vom Gedanken an ihn und seine Finger komme. Vielleicht bin ich auch einfach nur untervögelt. Ich muss lachen.
"Was ist denn so witzig?", erscheint Alexandra lächelnd in meiner Bürotür.
Sofort versuche ich, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu bringen. "Ich bin heute einfach nur gut drauf, schätze ich."
Genau in diesem Moment erscheint auch Mr Billingsley in seiner Tür. Perfektes Timing.
"Das liegt vielleicht an dem guten Wetter", lacht er und Alexandra steht mit offenem Mund da. Sie starrt mich verwirrt an und ich zucke nur mit den Schultern.
Er weiß natürlich, dass ich nicht so gut drauf bin, weil das Wetter heute gut ist und die Sonne scheint.
Das waren alleine seine langen Finger, die mich zu einem schnellen, aber überwältigenden Orgasmus gebracht haben.
"Da haben Sie wohl recht", beiße ich mir auf die Lippe.
Er starrt auf meine Lippen, hat sich aber schnell wieder im Griff, bevor Alexandra irgendetwas von unserer stillen Kommunikation mitbekommt.
"Stimmt", lacht Alexandra, "du reagierst ja sofort auf den Wetterumschwung."
Ich werfe Riley einen schnellen Blick zu, der ihm signalisiert, dass sie nichts gemerkt hat.
Er versteht und geht dann an Alexandra und mir vorbei aus dem Büro.

"Sag mal, hat er gerade gelacht?", kommt Alexandra schnell zu mir herüber gelaufen.
"Ja, ich schätze mal schon. Ist das was Neues?", frage ich, als würde ich die Antwort nicht schon selbst kennen.
"Ich arbeite jetzt seit fünf Jahren hier und habe ihn noch nie", macht sie eine theatralische Pause, um ihren Worten noch mehr Bedeutung zuzuschreiben, "lächeln geschweige denn lachen sehen. Der Tag wird im Kalender rot angestrichen." Ich lache, denn genau das Gleiche habe ich heute früh auch gedacht.
Alexandra legt mir ein paar Zettel auf den Tisch und ich muss sofort an das Kuvert denken, das in meiner Tasche liegt.
Ich bin gespannt darauf, was mich diesmal erwarten wird.

Der Rest des Tages verläuft ruhig. Ich esse mit Alexandra und Alex zu Mittag und widme mich dann wieder meiner Arbeit.
Leider sehe ich Riley heute nicht mehr und es ist mittlerweile sechs Uhr. Es befindet sich keiner meiner Kollegen mehr auf der Etage, weil alle schon nach Hause gegangen sind.
Ich hatte so viel Arbeit, dass ich die Zeit aus den Augen verloren haben und jetzt sitze ich immer noch hier.
Ich starre auf meine Tasche und beschließe, das Kuvert jetzt zu öffnen. Ob ich es zuhause anschaue oder hier, ist doch eigentlich egal, denn der Inhalt wird mich so oder so umhauen. Langsam reiße ich den kleinen Tesastreifen, mit dem es verschlossen ist, herunter.
Meine Hände zittern etwas, als ich den Stapel Papiere herausnehme.
Mir stockt der Atem, sobald ich die ersten paar Zeilen gelesen habe.
Ich brauche dringend Luft. Oder eine Flasche Tequila. Oder ich trinke Tequila an der frischen Luft. Das ist der Plan.
Schnell schnappe ich mir meine Jacke und stopfe den "Vertrag" in meine Tasche und stürme aus dem Gebäude.

UnmoralischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt