Teil 24

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"Wieso hast du mich hierher gebracht, Riley?" Mein kalter Blick liegt nach wie vor auf ihm.
Er will gerade etwas sagen, da grätsche ich dazwischen. Ich hebe einen Finger. "Wenn du jetzt denkst, dass du mir wieder mit einer Gegenfrage antworten kannst, dann vergiss es", drohe ich ihm.
Meine Blicke durchbohren ihn und ich habe tatsächlich das Gefühl, dass ich ihn nervös mache.
Ein bisschen genieße ich es auch, endlich mal die Macht über seine Emotionen zu haben.
Er reibt sich über den Nacken. "Ich wollte dich eben hier haben", murmelt er in sich hinein. Mein Herz macht einen Sprung, doch ich erinnere mich sofort daran, dieses Gefühl ihm gegenüber nicht zu zulassen. "Nein!"
"Nein?"
"Nein."
Er sieht mich mit schräggelegtem Kopf an.
Ich rolle mit den Augen und seufze dabei. "Du willst mich doch verarschen", setze ich an. "Ich war heute mit Alexandra, Alex und Loren", wobei ich den letzten Namen besonders betone, "in dieser Bar."
Er zuckt mit den Schultern. "Ja und?" Fassungslos starre ich ihn an. "Ja und? Loren hat da was erzählt", flüstere ich fast und schaue auf den Boden. Wieso ist das mir gerade so unangenehm? Eigentlich sollte es ihm ja unangenehm sein.
Jetzt versteht er und setzt sich auf den Bordstein, wo er die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. "Jetzt ist dein Verhalten um Einiges klarer."
Ich setze mich neben ihn und nicke, obwohl er das unmöglich sehen kann, so wie er dasitzt. "Riley?", frage ich, "hat Loren auch von dir so einen Vertrag bekommen? Und sag mir die Wahrheit, bitte." Ich hasse es, dass ich mich gerade so schwach anhöre.
Riley lässt seinen Kopf in den Nacken fallen und schaut in den Himmeln hinauf. Ich habe Angst vor der Antwort, muss ich gestehen.
Er seufzt und presst ein "Ja" heraus.
Mit einem Ruck stehe ich auf den Beinen und klopfe mir mein Kleid ab. Ohne etwas zu sagen, laufe ich zu seinem Auto und stelle mich neben die Tür.
"Bring mich nach Hause sofort", sage ich in einem Befehlston, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich ihn habe.

Binnen einer Sekunde steht er vor mir und drückt meinen Rücken an sein Auto heran.
"Was tust du da?" Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern. Immer wenn er mir so nahe ist, kann ich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Das muss aufhören.
"Es ist nicht so, wie du denkst", sagt er.
Ich will gerade widersprechen, da legt er seine Lippen auf meine. Sein Kuss ist sanft und anders als die vorherigen Küsse von ihm.
Schweratmend löst er seine Lippen von meinem Mund und ich schmecke nach wie vor seinen Pfefferminzgeschmack. Ich lecke mir über die Lippen und versuche, wieder Luft in meine Lungen zu bekommen.
"Das mit Loren war anders. Ich erkläre es dir, wenn du mit hochkommst", sagt er jetzt in einem ruhigen Ton.
Gegen meinen Willen merke ich, wie ich mit dem Kopf nicke. Was tue ich hier bitte? Ich wollte mich doch eigentlich von ihm fern halten und dass ich mit in seine Wohnung gehe, ist sicherlich nicht sehr förderlich dafür.

Fünf Minuten später stehen wir in seiner geräumigen Küche. Ich setze mich auf einen Barhocker hinter der großen Marmorkücheninsel.
"Willst du einen Tee trinken?", fragt er mich über seine Schulter hinweg.
Ich schüttle angewidert den Kopf. "Kann ich nicht was Hochprozentiges haben?"
Er dreht sich blitzschnell um und lacht. "Ich glaube, dass du davon heute schon genug hattest, findest du nicht auch?"
Ich weiß genau, dass er recht hat, aber so einfach mache ich es ihm nicht.
"Glaubst du, du kannst mir sagen, was ich wann trinken soll?" Ich stehe auf und gehe zum Kühlschrank herüber, wo ich mir einen fertig gemischten Gin Tonic aus der Dose raushole.
Ich öffne die Dose mit einem Zischen und will sie gerade ansetzen, da reißt Riley mir die Dose aus der Hand und im nächsten Augenblick sitze ich auf der Kücheninsel und Riley ist zwischen meinen Beinen.
"Wieso kannst du nicht einmal darauf hören, was man dir sagt?", fragt er mich und sieht mich wütend an.
Ich zucke mit den Schultern und recke die Nase nach oben. "Es hat niemand gesagt, dass es mit mir leicht sein wird."
Er lacht, bevor er mich wieder ernst anschaut. Seine Augen funkeln im Mondlicht, das durch die großen Fenster hineinscheint. Er sieht auf einmal mysteriös aus und irgendwie macht mich das total an.
Als er immer näher kommt, schiebe ich ihn zurück. "Nicht bevor du mir die Wahrheit gesagt hast über Loren."
Er seufzt und fährt sich durch die Haare.

UnmoralischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt