Teil 38

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"Ich habe keine Lust, zur Arbeit zu gehen", stöhne ich frustriert, als ich mir Amirs T-Shirt überstreife. "Kann ich nicht krank machen und wir bleiben heute den restlichen Tag einfach zuhause?"
Amir lacht und wirft ein Kissen auf mich. Es trifft mich total unvorbereitet und ich verliere beinahe die Balance. Ich recke meinen Mittelfinger nach oben und strecke ihm die Zunge heraus.
"Also ich habe gleich ein wichtiges Meeting mit potenziellen Geschäftspartnern", schaut er auf seine Armbanduhr, die auf dem Nachttisch liegt. "Oh fuck", binnen einer Sekunde ist er auf den Beinen und rennt an mir vorbei. Ich bleibe geschockt stehen.
Kurz bevor Amir die Türe erreicht, dreht er sich um, rennt zu mir und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. "Ich muss in zehn Minuten los, sorry Baby", wirft er mir noch einen Kuss zu und verschwindet dann aus dem Zimmer.
Ich schüttle lachend den Kopf und ziehe mich schnell an.

Amir setzt mich vor meiner Arbeit ab und fährt direkt weiter. Ich atme einmal tief ein und aus und gehe dann direkt in Richtung der Aufzüge. Noch bevor der Aufzug da ist, stellt sich Sabrina neben mich.
Ich versuche krampfhaft, in die andere Richtung zu schauen und ihr keine Beachtung zu schenken. Leider ohne Erfolg.
"Du sollst übrigens mal zu unserem Boss gehen", sagt sie mit einer falsch aufgesetzten Miene.
Ich rolle mit den Augen. "Und das sagst ausgerechnet DU mir, weil?" Mir entfährt ein ironisches Lachen.
"Glaub mir oder auch nicht. Deine Entscheidung", zuckt sie mit den Schultern. Bevor ich etwas erwidern kann, öffnen sich die Türen des Aufzuges und wir beide steigen hinein. Zum Glück sagt sie während der Fahrt nach oben nichts mehr und wir steigen beide aus.

Unsicher gehe ich auf mein Büro zu und hänge meinen Mantel an die Garderobe. Ich schalte meinen PC ein und stelle meine Tasche ab, bevor ich zur Kaffeemaschine gehe und mir einen Kaffee herauslasse, denn dazu hatte ich heute früh bei Amir keine Zeit mehr.
"Seit wann kriege ich eigentlich keinen Kaffee mehr?", bringt mich eine vertraute Stimme aus dem Konzept.
Ich fahre herum und verschütte fast den Kaffee auf meiner Bluse. Ich versinke etwas und blicke ihn nur an. Ich schaffe es nicht einmal, eine Entschuldigung herauszupressen, denn er macht mich nervös.
"Keine Antwort auf Ihren sonst so flippigen Lippen, Koslow?"
Ich stoße mich an ihm vorbei und stelle erst einmal meine Tasse auf den Tisch, bevor ich mich wieder zu ihm umdrehe.
Mit einem falschen Lächeln auf den Lippen blicke ich ihn direkt an. "Es tut mir unendlich leid, Mr Billingsley", sage ich mit einem bissigen Unterton, der ihn anscheinend amüsiert.
Er hat sich schnell wieder im Griff und seine Augen verdunkeln sich, bevor er sich weiter nähert.
Ich bleibe wie angewurzelt stehen und stemme die Arme in die Hüfte.
Er kommt dicht an mein Ohr. "Vielleicht haben Sie meinen Kaffee auch einfach vergessen, weil Sie zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt sind? Oder habe ich mir gestern eingebildet, Amirs Stimme gehört zu haben direkt vor meinem Büro?", hebt er eine Augenbraue.
Ich schlucke trocken. "Woher wollen Sie wissen, dass", setze ich an, doch er unterbricht mich sofort, indem er die Hand hebt. "Woher ich wissen will, dass Amir hier war?", lacht er jetzt. "Amir und ich sind seit mehreren Jahren befreundet sogar eigentlich ziemlich gut und ich denke mal, dass ich seine Stimme überall heraushören könnte."
Jetzt lache ich und setze mich auf meinen Schreibtischstuhl. "Wie süß."
Er sieht mich böse an. "Ich will, dass Sie heute Nachmittag in mein Büro kommen", verlässt er ohne Weiteres den Raum.

Ich bleibe verwirrt zurück und hole mein Handy aus meiner Tasche.

Habe glaube ich ein Problem

Innerhalb von einer Minute erhalte ich eine Antwort von Amir.

Was ist passiert?

Ich schnaube genervt aus.

Ich war vielleicht ein bisschen frecher als geplant, schätze ich. Jetzt muss ich heute Nachmittag in Rileys Büro kommen.

Mehrere Minuten vergehen und ich will gerade mein Handy wieder wegstecken, da piept es.

Mach dir keine Sorgen. Riley ist kein Unmensch. Er hat seine komischen Launen, aber eigentlich ist er ein echt netter Kerl.

Wenn er nur wüsste.
Ich packe mein Handy weg und widme mich wieder Rileys Wochenplan mit unzähligen Terminen, die ich alle irgendwie unterbekommen muss. Scheiß Aufgabe.

Kurz vor zwei Uhr stehe ich auf und gehe auf Rileys Bürotür zu.
Zögerlich klopfe ich an die große und schwere Tür. Ich höre nur ein "Hm" und trete ein.

UnmoralischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt