Teil 29

1.6K 30 0
                                    

Riley kommt als Erster aus seinem Büro, natürlich ohne mich eines Blickes zu würdigen. Die anderen Männer unterhalten sich auf dem Weg durch mein Büro außer der Letzte.
Es ist der Mann von vorhin, der jetzt direkt auf mich zukommt.
Riley und seine Kollegen sind bereits in Richtung der Aufzüge gegangen, aber er lächelt mich an und legt einen kleinen Zettel auf meinen Schreibtisch. "Man sieht sich", verabschiedet er sich und folgt dann den anderen nach draußen. Schnell greife ich nach dem Zettel und entfalte ihn.
Er heißt also Amir und hat mir seine Handynummer aufgeschrieben.
Es ist zwar nicht das erste Mal, dass ich eine Nummer von einem Typen bekomme, aber es hat mich auch selten ein Typ so sehr interessiert, dass ich ihm tatsächlich schreiben wollte.
Ich lächle und verstaue den Zettel schnell in meiner Handtasche, denn es hat mit Sicherheit einen Grund gehabt, dass er nicht wollte, dass Riley diesen Zettel zu Augen bekommt.

Riley kommt erst am Nachmittag wieder in mein Büro und sieht mich verwirrt an, als er sieht, wie ich lächle.
Ich ignoriere ihn und schaue weiter auf meinen Computerbildschirm.
Er schüttelt sich kurz und läuft dann weiter in sein Büro.
Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hat, hole ich mein Handy aus meiner Tasche und speichere mir die Nummer von Amir in meinen Kontakten ein.
Gerade als ich ihm schreiben will, spaziert Alex durch meine Bürotür. Ich versuche, schnell mein Handy wegzupacken, doch ich bin zu langsam und Alex reißt es mir aus der Hand.
"Hey", schreie ich etwas lauter als beabsichtigt und halte mir sofort den Mund zu.
Er schaut auf den Bildschirm und hebt eine Augenbraue. "So so", blickt er auf und sieht mich herausfordernd an, "wer ist denn Amir?"
Ich stehe auf und boxe ihm leicht in die Seite, bevor ich mir mein Handy wieder zurückhole.
Ich lasse mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und lege mein Handy vor mir ab, ehe ich mich wieder zu Alex drehe und jetzt auch meine Augenbraue nach oben ziehe.
Alex sieht mich einen Moment lang nur stumm an und dann brechen wir beide in schallendes Gelächter aus.
Alex kommt zu mir herübergelaufen und wirkt wieder ernst. "Nein im Ernst, wer ist Amir?"
Er setzt sich auf meinen Schreibtisch.
Ich reibe mir angestrengt die Schläfen und rolle mit den Augen. "Wenn du's unbedingt wissen willst, er ist einer der Männer, die vorhin hier in B's Büro waren."
Er boxt mir gegen die Schulter. "Sag bitte nicht, es war der, der sich so verspätet hat."
Ich nicke langsam und Alex springt schwungvoll auf. "Oh mein Gott, ich wusste es", klatscht er triumphierend in die Hände.
Ich versuche, ein Lachen zu unterdrücken, und werde ein bisschen rot.
"Los", sagt er bestimmend. Ich schaue ihn fragend an.
Er rollt mit den Augen und lacht. "Schreib ihm sofort", deutet er auf mein Handy, das nach wie vor vor mir liegt, "aber ich will der Erste sein, der die Updates bekommt." Mit diesem Satz verabschiedet er sich und ich rufe ihm hinterher. "Bist du sowieso, weil ich keine anderen Freunde habe."
"Das hat mich sehr getroffen, Ma Cheri", ruft er durch den ganzen Flur und ich muss schon wieder lachen.

Ich nehme mein Handy und tippe eine Nachricht. Ich weiß nicht einmal, was ich überhaupt schreiben soll. Vielleicht "Danke für die Nummer" und doch einfach nur "Hallo".
Sofort bin ich wieder nervös. Das ganze Nachdenken macht sowieso keinen Sinn, also tippe ich einfach drauf los.

Hey. Ich hoffe, du hast in den ersten fünf Minuten nicht zu viel verpasst :) - L.K.

Ich lege mein Handy schnell weg und atme tief durch. Er ist bestimmt eh viel beschäftigt und antworte mir erst später.
Mein Handy vibriert vor mir auf dem Schreibtisch und ich nehme es sofort.

Ich würde mal sagen, dass sich mein Zuspätkommen heute ausnahmsweise mal gelohnt hat ;) - A.A.

Seine Nachricht lässt mich sofort lächeln und ich drücke mir das Handy gegen meine Brust.
Mein Handy vibriert erneut an meiner Brust.

Wie wäre es heute Abend mit einem Glas Wein in meiner Lieblingsbar?

Meine Augen fallen mir fast aus dem Kopf. Er will mit mir ausgehen? Oh. Mein. Gott.
Ich stimme zu und er bietet mir sofort an, mich abzuholen.
Ich schaue auf die Uhr. Ich kann endlich gehen, denn schließlich muss ich mich noch fertigmachen.
Schnell fahre ich den PC runter und werfe mir meinen Mantel über meine Arm, bevor ich aus dem Büro stürme.
Riley kommt gerade aus seinem Büro und sieht mich verwundert an.
Ich gehe an ihm vorbei und drehe mich noch einmal kurz um. "Ich muss leider dringend weg, aber meine Arbeitszeit ist ja eh vorbei", verabschiede ich mich und gehe aus der Tür, ohne auf seine Antwort zu warten.

UnmoralischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt