Teil 40

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"Nichts", antworte ich schnell, vielleicht eine Spur zu schnell. "Riley wollte nur mit mir reden." Ich schaue zu Riley und signalisiere ihm damit, mitzuspielen. Er rollt mit den Augen und reibt sich über den Nacken, während er seinen Reißverschluss provokant nach oben zieht. Arschloch. Das macht er sowas von extra.
Ich gehe zu Amir und will ihn berühren, doch er weicht zurück. „Was habt ihr gemacht?", fragt er jetzt lauter. Er klingt verletzt aber nicht überrascht, was mich wundert.
Riley läuft zu uns herüber und bleibt abrupt vor uns stehen. Sie tauschen ein paar Blicke aus, die mich wiederum komplett verwirren, und ich stehe nur stumm neben ihnen, während ich versuche, herauszufinden, was hier gerade abgeht. "Kann mir mal bitte jemand erklären, was hier los ist?"
Amir dreht sich um und ich denke, dass er geht, doch er dreht sich rasch wieder zu uns herum. "Ihr habt gevögelt?" Ich kann seinen Tonfall nicht einschätzen, aber ich habe auch nicht vor, zu leugnen, was sich hier gerade abgespielt hat, denn das wäre alleine aufgrund meines Auftretens total sinnlos.
Ich nicke stumm und er reibt sich über sein Gesicht. "Ey, Riley", stöhnt er frustriert aus, "was soll die Scheiße? Ich dachte, das war damals ein einmaliger Ausrutscher."
Moment. Riley hat das schon mal mit ihm gemacht? "W-w-wie bitte?", schalte ich mich ein, doch keiner der Beiden macht den Anschein, mir zu antworten.
Nach einer Weile räuspert sich Amir. "Bist du wenigstens gekommen?", wendet er sich jetzt an mich.
Ich blicke ihn perplex an und dann auf Riley. Dieser zuckt nur mit den Schultern.
"Los, sag schon", drängt mich Amir. Er kommt näher zu mir und umgreift mein Gesicht. Diese plötzliche Geste bringt mich komplett aus dem Konzept und ich muss meinen Blick abwenden, bevor ich langsam den Kopf schüttle. Jetzt lacht er. Amir steht da und lacht einfach nur. Ich verstehe nur Bahnhof. Wieso reißt er mir nicht den Kopf ab? Das ist eigentlich die Reaktion, die ich erwartet habe.
Er sieht wieder Riley an, in dessen Augen jetzt etwas anderes aufleuchtet: Erkenntnis.
Ich blicke die Beiden abwechselnd an. "Leute", seufze ich, "ich verstehe hier gar nichts mehr."

„Du bist so ein Vollidiot, Billingsley", presst Amir heraus und schaut zwischen uns hin und her, wobei sein Blick auf Riley liegen bleibt. Ich kann nach wie vor seinen Blick nicht deuten. „Ey, Ich will dir nicht die Chance nehmen, wenn du sagst, du findest endlich mal eine Frau gut. Das gab es ja so noch nie."
Amir wird sofort von Riley unterbrochen, der lacht. „Das ist jetzt nicht dein Ernst. Du solltest mich besser kennen. Ich habe keine Gefühle für irgendwelche dahergelaufenen Frauen. Ich will mich einfach ein bisschen amüsieren während der Arbeitszeit und da bietet sich meine Assistentin ja irgendwie an."
Das hat er gerade nicht wirklich gesagt, oder? „Willst du mich ...", setze ich an, doch werde von Amir zurückgehalten. „Halt dich mal kurz raus", wedelt er mit der Hand vor meinem Gesicht rum und fokussiert dann wieder Riley. „Lina ist kein verficktes Spielzeug. Sie ist etwas Besonderes und verdient Jemanden an ihrer Seite, der das auch zu schätzen weiß und ich weiß, dass irgendwo hinter dieser beschissenen Arschloch-Fassade mein Kumpel steckt, der mir sein letztes Hemd geben würde."
Riley fährt sich über sein Nasenbein und sein Blick wandert kurz zu mir. Für einen kurzen Moment sieht er beinahe zerbrechlich aus und ich würde ihm gerne durch seine Haare wuscheln und ihm sagen, dass alles okay ist, aber irgendwie scheint hier gar nichts okay zu sein.
Er schüttelt den Kopf. „Du bist was Anderes. Lina und ich hatten hier und da Sex, aber mehr ist da nicht."
„Du Bastard." Tränen steigen mir in die Augen und ich wische sie schnell weg, bevor sie über meine Wange nach unten tropfen. Amir streicht mir über den Arm, aber ich winde mich aus seiner Berührung. Ich starre ihn ungläubig an und zeige auf Riley. „Hörst du überhaupt, was dieser Mensch, wenn es überhaupt einer ist", mustere ich Riley von oben bis unten, "von sich gibt? Wie kannst du da ruhig bleiben und normal mit ihm reden?", frage ich Amir.
„Er kann nichts ...", beginnt Amir , doch ich unterbreche ihn sofort. „Da kann der arme Riley nichts dafür? Dass ich nicht lache." Ein paar Minuten sagt keiner etwas, nicht einmal Riley öffnet seinen frechen Mund, aus dem eh nichts Gescheites rauskommt.
Nach einer Weile breche ich das Schweigen. „Kann ich mit ihm alleine sprechen?", frage ich, ohne Jemanden von Beiden anzuschauen. Derjenige, den ich meine, sollte wissen, dass ich ihn meine.
Amir schnaubt. „Du entscheidest dich für ihn, obwohl du weißt, wie er für dich empfindet?" Ich antworte ihm nicht, sondern fixiere währenddessen Riley, der meinem Todesblick standhält und sich nicht rührt.
Seine ausdruckslose Miene wird ihm schon bald verrutschen. „Amir, du bist toll, aber ich muss das jetzt mit Riley klären." Amir murmelt ein „Schon in Ordnung" und verlässt den Raum.

„Was willst du jetzt von mir?"
Ich starre Riley mit schiefem Blick an. „Was ich von dir will?", lache ich, bevor ich wieder ernst werde. „Beende das, was du angefangen hast."
Rileys Mund klappt auf und ich sehe, wie die Räder in seinem Kopf beginnen, sich zu drehen. „Fick mich, Riley", grinse ich ihn boshaft an. „Denn das ist es ja schließlich, was DU von MIR willst, deiner Assistentin."

UnmoralischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt