Krankenhausbesuch

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Der Krankenwagen kam erst nach einer Weile, und nach und nach hatte mein Kopf angefangen zu dröhnen.
Mit besorgter Miene übergab mich der Mann den Ärzten.
Einer der Ärzte kümmerte sich um mein Motorrad und ich wurde im Krankenwagen auf eine Liege gelegt. Im Krankenhaus untersuchte mich ein etwas älterer Arzt mit ergrauten Schläfen und tiefen Stirnfalten.
"Die Wunde am Bein muss genäht werden, verbinden sie danach."
Murmelte er einem Assistenzarzt zu und wandte sich dann meinem Kopf zu.
"Ist ihnen schwindlig?"
Ich nickte.
"Schlecht?"
Kopfschschütteln.
"Sicht verschwommen?"
Wieder ein nicken.
Er prüfte meine Pupillenreaktion mit einer Lampe und tastete dann meine Halswirbel ab.
"Sie haben eine sehr sanfte Gehirnerschütterung.
Lassen sies in den nächsten Tagen langsam angehen. Ist ihr Beruf sehr stressig?"
"Mhm."
Bejahte ich.
"Ich schreibe sie krank, erst mal eine Woche. Haben sie jemanden der auf sie aufpasst?"
"Ja."
"Gut. Dann entlasse ich sie jetzt, sie hatten Glück. Bitte kommen sie aber am Freitag noch einmal."
Ich bedankte und verabschiedete mich von dem Doktor und wollte gerade den Gang hinunter nach draußen gehen als jemand meinen Namen rief.
Ungläubig drehte ich mich um, was mit Krücken gar nicht mal so einfach war.
"Chris?"
Er rannte auf mich zu.
"Ich habe schon mit der Polizei geredet, die Versicherung übernimmt alle anfallenden Kosten."
Ich war immer noch verdattert.
"Was machst du noch hier?"
Nervös kratzte er sich am Hinterkopf.
Das erste mal musterte ich ihn von Kopf bis Fuß. Braune Haare, markantes Gesicht, wundervolle blaue Augen, er war fast eineinhalb Köpfe größer als ich und durch seinen schwarzen Pulli sah zeichnete sich deutlich ab wie durchtrainiert er war.
Ich beschloss dass er mir gefiel.
"Naja... ich wollte fragen ob ich dich zur Entschuldigung auf einen Kaffee einladen darf... und ob ich dich wohin fahren soll."
Überrascht zog ich die Stirn kraus.
"Wenns keine Umsände macht könntest du mich in der Tat wohin fahren."
"Komm mit, mein Wagen steht vor dem Krankenhaus. Kann ich dir irgendwie...helfen?"
Er deutete auf die Krücken.
"Nein nein, geht schon. Lädst du alle Leute die du anfährst zu 'nem Kaffee ein?"
Fragte ich belustigt.
Er lächelte ein Lächeln, das bestimmt schon viele Frauen dahinschmelzen lassen hat.
"Gott sei Dank bist du die erste."
Im Auto tippte ich Charlies Adresse in sein Navigationsgerät ein und lehnte mich in den weichen Ledersitz.
Besorgt blickte ich auf die Uhr meines Vaters, um zu kontrollieren dass sie noch heil war.
"Das ist nicht deine Uhr."
Stellte er fest.
"Mittlerweile schon."
Antwortete ich knapp.
Ich wollte diesem fremden Mann jetzt nicht meine Lebensgeschichte erzählen, auch wenn er nett war.
Vor dem Haus meines Besten Freundes hielt er an und trommelte auf dem Lenkrad herum.
Ich wusste dass er zu schüchtern war etwas zu tun, also übernahm ich diesen Part und zog aus meinem Rucksack mein Handy dessen Bildschirm gesprungen war.
"Speicher meine Nummer ein."
Ich hatte keine Lust ihn selbst anrufen zu müssen.
Lächelnd speicherte er meine Nummer ein und half mir dann beim Aussteigen.
"Danke, geht schon."
Ich verabschiedete mich mit einem Winken und schloss die Haustüre mit dem Ersatzschlüssel unter dem Blumentopf auf.
"Hey Za-"
Rose kam mir mit der kleinen Grace auf dem Arm entgegen und verstummte als sie mich sah.
Frank kam auch in die kleine Garderobe gerannt.
"Bist du jetzt ein Roboter, Tante Zada?"
Ich lachte.
"Nein, ich hatte nur einen kleinen Unfall."
"Oh Gott Zada, was hast du gemacht?"
"Ich war zu schnell unterwegs und mein Hinterreifen hat Bekanntschaft mit einem Auto gemacht."
"Wie bist du überhaupt hierher gekommen?"
In ihrem Gesicht stand das Entsetzen geschrieben.
"Der Typ der mich angefahren hat hat mich nachhause gebracht. Meine Harley steht noch vor dem Krankenhaus."
Rose legte Grace kurz in einen Stubenwagen im Wohnzimmer und kam dann zurück um mir aus meiner Jacke zu helfen.
Ich humpelte auf die Couch und nahm dankbar den heißen Kakao von ihr entgegen.
"Um was ging es mit Simon?"
"Er will nicht einen einzigen Abend auf Frank aufpassen. Ich meine wie soll ich diesen Kerl irgendwann mal heiraten wenn er keine Verantwortung übernehmen kann?
Ich habe ihm gesagt er soll sich nicht melden. Der Arzt hat gesagt ich soll eine Woche lang ein bisschen unter Beobachtung bleiben..."
"Klar kannst du hier bleiben. Passt die Couch?"
Wir beide lachten.
"Eigentlich wollte ich ja die Treppe hoch."
"Was genau hast du?"
"Mein Bein sieht aus wie frisch vom Metzger und ich habe eine sanfte Gehirnerschütterung, ich bin bis Freitag krankgeschrieben."
Wir unterhielten uns noch eine Weile bis sich das Schloss in der Eingangstür drehte und Charlie sich mit einem "Schatz ich bin zuhause!" bemerkbar machte.
"Ich auch!" Krähte ich zurück und Rose prustete in ihren Kaffee.
Charlie betrat das Wohnzimmer, gab Rose einen Kuss und wuschelte Frank durchs Haar, bevor er sich hinsetzte und ihn sich auf den Schoß setzte.
"Ich würde ja sagen dass ich mich freue dich zu sehen kleines, aber ich befürchte das hat auch einen wichtigeren Grund oder?"
Dann bemerkte er mein Bein und die Krücken neben der Couch.
"Wenn dieser"- er hielt seinem Sohn die Ohren zu-"Bastard Dir wehgetan hat bring ich ihn um."
Ich lächelte beschwichtigend.
"Ich hatte einen Unfall mit dem Motorrad, Charlie. Simon hat nichts gemacht, sonst läge er jetzt auch im Krankenhaus."
Charlie grinste.
"Wie bist du hierherkommen?"
"Der Typ der sie angefahren hat hat sie hergebracht."
"Er hat mich nicht angefahren! Nicht direkt zumindest."
Ich hatte das Gefühl Chris in Schutz nehmen zu müssen.
"Und demnächst geht ihr einen Kaffee trinken?"
Ich spürte wie ich rot wurde.
"Meine Güte, ich kenne dich zu gut."
Wir lachten beide.
"Wie schlimm war es dieses mal mit Simon?"
Ich seufzte.
Rose war mit Frank nach oben gegangen um ihn ins Bett zu bringen, also konnte ich frei reden.
"Ich weiß nicht ob das hält C. Diese Beziehung macht mich fertig. Und dann der Stress in der Firma... ich weiß nicht was ich ohne Sarah und Leo machen sollte."
Die beiden wahren meine wichtigsten Mitarbeiter, ohne sie würde nichts in der Firma funktionieren.
Charlie stand auf und setzte sich neben mich auf die Couch, dann legte er vorsichtig mein Bein über seinen Schoß.
"Du weißt dass bei uns immer ein Zimmer frei ist."
Ich nickte lächelnd und blinzelte die Tränen weg.
"Na komm her."
Er legte einen Arm um mich und zog mich an sich.
"Du schaffst das Zaza."
Wider willen musste ich lachen.
So nannte er mich schon seit wir klein waren.
"Also, du hast jetzt eine Woche lang nichts zu tun. Viel Spaß mit der Langeweile."
Lachte er.
"Na Danke."
Ich stimmte in das Lachen mit ein und bekam wie immer, wenn ich mit ihm zusammen war, das Gefühl zuhause zu sein.
Simon war kein Familienmensch, und kam auch nicht besonders gut mit Charlie klar.
Der stand auf um anzufangen zu kochen.
"Ich hab dich lieb C."
"Ich dich auch. Was willst du essen?"

Just in time (Chris Evans FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt