Aspirin

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"Unser Chef ist ein kleines Flittchen!"
Flötete Sarah Leo zu, als dieser mein Büro betrat.
Er hielt ein Glas Wasser in den Händen, in dem sich gerade eine Aspirin auflöste.
Stöhnend ließ ich den Kopf auf die kühle Tischplatte sinken.
"Das ist alles deine Schuld, Sarah."
Leo grinste, setzte sich mir gegenüber und schob mir das Glas zu.
Dann zog er Sarah auf seinen Schoß.
"Mann Leute, könnt ihr nicht wenigstens versuchen eure merkwürdige Sex-Beziehung geheim zu halten?"
Ich deutete auf die beiden, während ich das Glas in einem Zug leerte und eine Grimasse schnitt.
Leo überspielte meine Anmerkung lachend, zwickte Sarah in die Seite und erklärte:
"Das ist das stärkste Aspirin überhaupt. In ein paar Minuten wirds besser... Trotzdem will ich jetzt wissen wieso du in der Zeitung warst und deinen Verlobten betrogen hast..."
Ich hob mahnend den Finger.
"Ich weiß dass ihr befreundet seid.
Bitte erzähl ihm nichts!"
"Hey, dich kenn ich schon viel zu lange und viel zu gut dass ich dich verraten könnte, keine Angst."
In der Tat kannten wir uns schon Ewigkeiten.
Ich hatte mit ihm studiert, er, Charlie, Susan, später auch noch Rose und ich waren in unzähligen Nächten zusammen unterwegs gewesen.
Mit einem langen Seufzer erzählte ich ihm alles, von dem Moment an als Chris mich angefahren hatte.
Als ich fertig war verschränkte er die Arme im Nacken und ließ sich in den Stuhl sinken.
Sarah hatte, wie wir eigentlich auch, zu tun und verabschiedete sich.
"Keiner kann mir wirklich sagen was ich tun soll"
Leo legte denn Kopf schief und musterte mich prüfend.
"Du stehst auf ihn."
"Wen?"
Fragte ich, hoffend er würde Simon sagen, hoffend er würde meinen Kopf zur Vernunft bringen.
"Chris natürlich!"
Ich sackte wieder in mir zusammen, wohl wissend dass er die Wahrheit gesagt hatte.
"Ich frage mich sowieso was dich noch bei Simon hält. Klar, du bist ein Gewohnheitsmensch, weshalb wir zum Glück noch befreundet sind-"
Ich setzte zum Protest an, er brachte mich aber mit einem Wink zum Schweigen.
"- Aber ich wusste gleich dass ihr nicht zusammenpasst.
Zada, sein Vater hat euch euch vorgestellt! Du verkümmerst bei ihm."
Er klang ernsthaft erbost.
"Also bist du sauer weil ich mich nicht von meinem Verlobten trennen will?"
"Zada, du bist ihm zu nichts verpflichtet, du bist frei! Ich sage dir nicht, du solltest irgendetwas mit diesem Schauspieler anfangen, ich will nur sagen dass du deine derzeitige Beziehung überdenken solltest."
Mein Herz klopfte und mein Kopf war in einem Zwietracht.
Sollte ich das Risiko wirklich wagen?
Mich von Simon trennen, wieder bei Charlie einziehen und von vorne anfangen?
Oder mich weiter in falschem Frieden fühlen und... unglücklich sein?
Ich stand auf und fuhr mir durch die Haare.
"Kannst du übernehmen? Ich...muss den Kopf freikriegen."
Leo lächelte sanft.
"Geh schon. Du kommst heute Abend aber zum Essen? Charlie und Rose haben ja auch zugesagt, die beiden haben sogar einen Babysitter für den Abend organisiert."
"Klar, ich bin pünktlich.
Bitte vergiss den Werbeanbieter nachher nicht!"
"Natürlich nicht!"
Er winkte mir zu, dann beeilte ich mich aus dem Gebäude zu kommen. Mit Gemischten Gefühlen stieg ich auf die Harley und fuhr irgendwohin, als ich merkte dass ich vor Chris Wohnhaus stand.
Einfach reingehen und klingeln?
Konnte ja nicht schaden.
Während mein Kopf ein einziges Chaos war, wie so oft in letzter Zeit, rannte ich die Treppen hoch.
Vor seiner Tür angekommen klingelte ich wild entschlossen Sturm.
"Ist schon gut, ich komme ja"
Beruhigt hörte ich ihn näher kommen, das Schloss umdrehen und die Tür öffnen.
"Zada!"
Er lehnte sich in den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Wie geht es dir?"
Er lächelte breit.
"Können wir...Hast du gerade Zeit oder...nein, du bist bestimmt beschäftigt...ich ruf dich an"
Ich wollte wieder umdrehen, aber Chris hielt mich sanft am Oberarm fest.
"Jetzt atme erst einmal tief durch."
Er nahm sich Kapuzenjacke von einem der Haken im Eingangsbereich, nahm East an die Leine und schloss die Tür hinter sich.
"Was ist passiert?"
Ich schwieg. Und Chris ließ mich schweigen, bis wir in einem nahegelegenen Park auf einem Grasbewachsenen Erdhügel hielten.
Wir setzten uns in die Wiese und ließen die Sonne auf unsere Körper scheinen.
Es war fast angenehm einfach nichts zu sagen, aber er berührte sanft meine Hand und durchbrach die Stille.
"Zada, Bitte, was ist passiert?"
Und dann fing ich an hemmungslos zu schluchzen.
"Ich weiß nicht was ich machen soll, keiner kann mir sagen was ich tun soll und du bist so perfekt!"
Presste ich zwischen den Schluchzern heraus.
Ohne zu zögern zog er mich in seine Arme und sprach beruhigend gegen meinen Scheitel.
Als die erste Welle des Weinkrampfes vorübergegangen war, ließ ich mich auf den Rücken in das Gras fallen.
Ich schloss die Augen und versuchte die Tränen zu verhindern.
In mir tobte das Chaos.
In dieser kurzen Zeit, in der ich Chris kannte, hatte er es geschafft alles auf den Kopf zu stellen.
Was hatte Leo doch gesagt?
Ich war ein Gewohnheitsmensch, und normalerweise begrüßte ich radikale Veränderung nicht wirklich, zweifelsohne, hier fand eine radikale Veränderung statt.
Die Welt, wie ich sie gewohnt war, war aus ihren Fugen geraten und wankte wie ein Schiff im Sturm.
Ein dumpfes Geräusch neben mir verriet mir, dass Chris nun unmittelbar neben mir lag.
So nah, und doch so fern, getrennt von diesem verdammten Ring an meinem Finger.
"Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Ich kann dich nicht bitten, deinen Verlobten zu verlassen.
Aber eines weiß ich sicher:
Du hast es geschafft, dass ich mich in dich verliebt habe, von dem Moment an als du diesen Iron-Man Motorradhelm abgenommen hast und mich herumkommandiert hast.
Ich liebe es, wie du die Stirn runzelst, wenn du nachdenkst, ich liebe dein helles, echtes Lachen, ich liebe deinen Geruch, deine Art dich auszudrücken, die Art wie du jeden Menschen siehst, als der der er ist, nur dich selbst kannst du nicht einschätzen.
Du gehst nicht mehr aus meinem Kopf heraus."
Wir lagen seitlich zueinander und blickten und in die Augen.
"Ich bin bereit alles zu tun, solange du bei mir sein kannst."
Während er sprach wischte er mir sanft eine Träne aus dem Gesicht.
Ausgelaugt und leer kuschelte ich mich an seine Brust, und so schwiegen wir bis es begann zu dämmern.
"Ich muss los"
Flüsterte ich so leise, in der Hoffnung, dass wenn es niemand hörte, es auch nicht sein musste.
Wir liefen zurück vor sein Wohnhaus und blieben vor der Harley stehen.
Wir beide wussten nicht recht was wir sagen sollten.
"Ich ruf dich an."
Hauchte ich schlussendlich, zog den Helm über und fuhr ohne ein weiteres Wort davon.

Just in time (Chris Evans FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt