Scrabble

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"Ich werde dich so unglaublich vermissen."
Wir standen am Flughafen von Boston, und eigentlich hätte Chris schon längst die Sicherheitskontrolle durchschreiten sollen, jedoch wollte ich ihn einfach nicht loslassen.
"Schatz, ich muss los!"
Er lachte, aber man merkte ihm an dass auch er nicht wirklich gehen wollte.
"Na gut. Ruf mich an wenn du da bist!"
"Ich werde dich anrufen wenn ich da bin, wenn ich den ersten Termin geschafft habe, am nächsten Morgen, am Morgen danach, und an dem danach auch, und an dem danach..."
"Schon gut!"
Damit er nicht weiterreden konnte küsste ich ihn.
"Ich liebe dich."
Flüsterte Chris mir zu.
"Ich dich auch. Und jetzt geh schon!"
Sanft schubste ich ihn zur Sicherheitskontrolle.
Als er durch war, drehte er sich um und lächelte mir ein letztes mal zu, dann war er im Getümmel der Menschen verschwunden.
Für den Tag hatte ich mir eigentlich frei genommen, da ich aber nicht wusste was ich sonst machen sollte fuhr ich ins Büro,
Wo Leo und Sarah in meinem Arbeitszimmer auf dem flauschigen Teppich saßen und gegeneinander Scrabble spielten.
"Man könnte fast meinen ihr Arbeitet nie."
Seufzte ich.
Leo zwinkerte mir zu.
"Wir machens wie die Heinzelmännchen, wir arbeiten wenn niemand zusieht."
"Klar."
Ich ließ mich neben Sarah auf den Boden sinken und nahm mir ein paar Erdnüsse aus einer der Schalen auf dem niedrigen Couchtisch.
"Ist Chris schon weg?"
"Jup, ich komm grade vom Flughafen."
"Es wird bestimmt tragisch von ihm getrennt zu sein."
Seufzte Sarah theatralisch und lachte dann.
"Du bist behindert. Wie läufts mit diesem Artzt den du letztens kennengelernt hast?"
Leo horchte auf und blickte Sarah fragend an.
Die merkwürdige Affäre zwischen den beiden lief immer noch, und Sarah hatte sich immer noch nicht getraut mit Leo offen über ihre Gefühle zu sprechen.
Als Ablenkung kam ihr der niedliche Arzt, den sie neulich in einer Bar kennengelernt hatte gerade recht, obwohl dieser schon etwas ernstes wollte.
Wie ich sie kannte würde sie ihm das Herz brechen, weil sie einfach nicht erkennen konnte dass das mit Leo zu nichts gutem führen konnte.
Der hübsche, blonde Finne war ein Player wie aus dem Bilderbuch, und so sehr ich es auch versuchte, konnte ich ihn mir nicht als Mensch in einer festen Beziehung vorstellen.

Sarah winkte ab.
"Ach keine Ahnung. Wir haben Spaß und gehen essen, ich lass das alles mal offen. Heute Abend lädt er mich wieder ein."
"Cool."
Antwortete Leo kühl.
Sarah funkelte ihn herausfordernd an.
Das hier war ein Spiel für die beiden.
"Und Leo, siehst du zurzeit jemanden?"
"Ach, hin und wieder, die kleine aus der Wirtschaftsabteilung."
"Oh mein Gott, Leute! Ich bin euer Chef, ich könnte euch diese ganzen Beziehungen alle Verbieten!
Das ist sowas von eklig, ich trau mich schon gar nicht mehr in die abgelegenen Ecken des Gebäudes, in der Angst jemanden zu... Treffen."
Sarah brach in Gelächter aus.
"Du hast wirklich keine Ahnung was in deiner Firma abgeht, Z. So ziemlich jeder kennt jeden ziemlich gut."
"Danke, keine Details. Sarah, du verlierst gerade."
"Leo hat bestimmt geschummelt."
"Hab ich überhaupt nicht."
Brummte er, dann legte er das nächste Wort auf das Spielbrett.
"In der nächsten Runde spiele ich gegen Zada, Sarah du brauchst immer so lange Wörter zu finden."
"Arschloch."
"Freude ist ganz meinerseits."
Sarah unterbrach den Augenkontakt mit Leo und wandte ihren Kopf mir zu.
"Anderes Thema."
"Was passiert heute noch?"
"Es gibt ein Meeting mit den Veranstaltern dieser Gala, hab vergessen um was es geht, wir sponsern mit."
"Okay. Wann ist die?"
"Irgendwann in zwei Wochen."
"Du kommst doch bestimmt mit, oder?"
"Jawohl, Boss."
Leo grinste.
"Na dann, bis dahin mach ich dich drei mal in Scrabble fertig."
"Davon träumst auch nur du."
"Klappe, konzentrier dich."

Zum Glück vergingen die nächsten Wochen ohne Chris wie im Flug.
Wir telefonierten und skypten viel, vor allem aber arbeitete ich rund um die Uhr.
Glücklich stellte ich wieder einmal fest, wie sehr ich meinen Job und meine Firma liebte.
So dauerte es auch nicht lange bis ich am Flughafen stand und darauf wartete, dass Chris durch die beiden Glastüren schritt. Dabei hatte ich mich aber dieses mal ein wenig getarnt, als wir und verabschiedet hatten waren ziemlich viele Photos im Internet und in Klatschblättern gelandet.
Immerhin war ich nicht mehr in meiner eigenen Zeitung zur Schau gestellt worden.

Als Chris endlich die Türen passierte brach ich in Quietschen aus und sprang ihm so heftig in die Arme, dass selbst er Probleme hatte stehen zu bleiben.
Glücklich spürte ich, wie er mich an sich drückte und seinen Kopf in meinen Haaren vergrub.
"Ich hab dich so unglaublich vermisst."
Er lächelte und strich mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Ich hab ganz vergessen wie schön du bist."
Ich begann, halb um meine Verlegenheit zu verbergen, halb aus wirklicher Belustigung, zu lachen.
"Wir haben fast jeden Tag Videotelefonate geführt."
"Trotzdem."
Er drückte mir einen Kuss auf die Lippen und legte einen Arm um mich.
"Was hab ich verpasst?"
"Nichts, wirklich. Außer dass sich die Lage zwischen Sarah und Leo langsam endlich verändert."
"Die beiden... Machen wir heute noch was?"
"Ja, essen bei deinen Eltern, Scott und Shana kommen später dazu. Lass uns aber vorher noch nach Hause fahren. Und jetzt erzähl schon, wie wars?"

Während er von der Presstour erzählte machten wir uns auf den Weg zu meinem alten Mercedes, auf dessen Beifahrersitz sich Chris fallen ließ nachdem er sein Gepäck im Kofferraum verstaut hatte.
Wir fuhren nach Hause, er zog sich bequemere Sachen an, und machten uns gleich wieder auf den Weg zu Chris' Elternhaus.

Just in time (Chris Evans FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt