Bereitschaftszimmer

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"Hey Chris, was gibt's?"
Mein Herz schlug schneller als ich seine Stimme am Telefon hörte.
Gemeinsam mit Rose hatte ich besprochen, dass ich mich genau so entscheiden würde, wie es mir mein Herz sagte.
Mein Herz war nur leider seit der Nacht mit Simon von Grund auf Verwirrt.
"Ich wollte dich sehen."
Ich hielt die Hand kurz über das Telefon und drehte mich zu Sarah um, die mir bis jetzt schweigend zugesehen hatte.
"Er will mich sehen!"
Flüsterte ich und hopste glücklich auf und ab. Sarah grinste und verdrehte die Augen, ich nahm mein Handy wieder ans Ohr.
"Du könntest mich in der Zeitung abholen und wir gehen ein bisschen mit East raus?"
Ich wusste genau wie breit er grinste.
Wir verabschiedeten uns, und als ich auflegte begann Sarah wild zu giggeln.
"Hör auf, sonst muss ich während dem Meeting mit dem Times Typen die ganze Zeit lachen"
Gespielt streng strafte ich sie mit einem Blick, was sie aber nur noch mehr zum Lachen brachte.
"Das wirkt dann bestimmt einschüchternd."
"Ach geh doch zu Leo"
Schnaubte ich und blieb vor dem Meetingsraum stehen.
"Alles so wie's sein sollte?"
Ich ließ mein Outfit einmal von Sarah prüfen, nahm einen tiefen Atemzug und trat durch die Tür.
Bei einem wichtigen Meeting vor zwei Jahren war es einmal passiert, dass einer meiner Blusenknöpfe unbemerkt aufgegangen war,und während der ganzen Besprechung hatten mir alle männlichen Teilnehmer nur in den Ausschnitt gestarrt.

Der Mann im Anzug, der an dem Glastisch gesessen hatte, stand auf und reichte mir seine Hand hin während er die Spur eines Lächelns zeigte.
Ich schätzte ihn in seine Mittvierziger, und trotz seines Alters war er keineswegs unattraktiv.
Er besaß diese Arrogante, Besserwisserische Ausstrahlung ,die sogar emanzipierte und intelligente Frauen anziehend fanden.
"Ich bin äußerst erfreut mit ihnen persönlich sprechen zu können, sie müssen eine vielbeschäftigte Frau sein Mrs.Gerald."
Schüttelte seine Hand und setzte mich dann ihm gegenüber.
"Sparen sie sich die Floskeln, Mr.Pierce, und sagen Sie weshalb sie mich von wichtigerem Abhalten."
Ich war nicht sonderlich gutgesinnt gegenüber jeglichen Abgesandten der Times, und vor allem nicht gegenüber Pierce, einem hohen Tier in dieser Zeitung .
"Wir wollen ihnen erneut ein Angebot machen, M'am."
Das M'am hatte er so unglaublich abwertend ausgesprochen, dass ich ihm am liebsten über den Tisch an die Gurgel gesprungen wäre.
"Wie viel sind es diesesmal, Pierce? 50 Millionen?"
Schon seit mehreren Jahren versuchte die New York Times den Boston Globe aufzukaufen und in ihr Unternehmen einzugliedern.
"Ich hatte sie unterschätzt, Mrs.Gerald. Sie spielen mit offenen Karten, dann tue ich das auch. Wir bieten ihnen 80 Millionen."
Einen Moment lief ich Gefahr, mein kühles Pokerface zu verlieren.
"Das ist ein sehr schönes Angebot. Sie sind doch bestimmt mit der Geschichte dieser Zeitung vertraut?
Sie wurde 1873 gegründet, war bis dahin im Besitz der Erben der Gründer, unter denen mein Großvater war.
Mein Vater hat diese Zeitung übernommen und sie bis zu seinem Tod ohne Hilfe geführt, und so werde ich es fortsetzen. Ich werde mein Erbe nicht verkaufen."
Pierce hob gelangweilt die Augenbrauen.
"Brauchen sie ein Taschentuch und einen Tee, wollen sie über den Tod ihrer Eltern reden?"
Geschickt versteckte ich meine Verletztheit wegen diesem Seitenhieb und ging nun auf ihn los.
"Wird es nicht langsam peinlich, ständig ohne den Globe im Gepäck vor ihren Chef zu treten?
Keine Sorge, das werden sie nicht mehr müssen."
Einen Moment lang verzogen sich seine Lippen zu einem selbstgefälligen greinen.
"Sollten sie nämlich noch einmal vorhaben mit Angebote zu unterbreiten, werden die Securitymänner so nett sein und einen Spaziergang mit ihnen Unternehmen. Nach draußen.
Und nun Entschuldigen sie mich, ich bin eine vielbeschäftigte Frau."
Ich lief betont entspannt aus der Tür, vor der Sarah gewartet hatte. Zweifellos hatte sie gelauscht.
"Sollte ich dich irgendwann einen Maulkorb unterschreiben lassen?"
Wir grinsten.
"Sei bitte so nett und begleite Pierce raus, er fand die Inneneinrichtung wohl doch nicht so ansprechend."
Sarah kicherte.
"Der Sex tut dir gut, Liebes, das ist pure Energie die du da Ausstrahlst."
Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg in mein Arbeitszimmer, in dem es sich Leo schon auf der Couch bequem gemacht hatte.
"Du weißt dass das hier kein Bereitschaftszimmer ist?"
Begrüßte ich ihn.
"Du brauchst ne zweite Couch, dann passen deine beiden Kerle hier auch rein. Oder sinds mittlerweile drei?"
"Du Arsch!"
Kreischte ich lachend und begann ihn mit Papiermüll zu bewerfen.
Dann fläzte ich mich ihm gegenüber auf das Sofa.
"Du hast nicht zufällig wenigstens was zu Essen dabei?"
"Bist du dir sicher dass du nicht Schwanger bist? Ich hab gehört man hat ungeheure Energie während der Schwangerschaft."
Sarah schloss die Tür hinter sich und grinste mich herausfordernd an.
Ich zeigte seufzend auf sie.
"Sag ichs doch. Bereitschaftszimmer."
" 'Ne zweite Couch wär nicht schlecht."
Sie klatschte bei Leo ein und ließ sich auf den Teppich vor dem Sofa sinken.
"Wenn ihr das hier raufschafft gerne."
"Das würde leider nicht gehen, wir müssten es nämlich vorher austesten."
"Gott! Soll die Times doch den Laden hier kaufen und abbrennen, dann wär die Stelle wahrscheinlich endlich mal wieder rein."
Wir alle lachten, ich stand auf und setzte mich an den Schreibtisch.
"Schickt mir ne Liste mit noch unverseuchten Orten, und bitte auch wo euer merkwürdiges Sexleben normalerweise stattfindet, ich will euch nämlich keineswegs dabei stören."
Leo kam zum Schreibtisch und setzte sich mir gegenüber.
"Wie viel haben die dieses mal geboten?"
"80 Millionen."
"Schöne Summe. Aber alleine schon unser Marktwert liegt darüber."
"Siehst du? Diese Kerle von der Times sind so unglaublich, lächerlich arrogant! Arrrgh!"
Ich konzentrierte mich darauf, ein Stück Papier in so kleine nur irgend mögliche Teile zu zerreißen.
"Zada ist ziemlich gut darin Leute runterzuputzen."
Bemerkte Sarah vom Sofa aus.
"Du hast den armen Pierce doch wohl ganz gelassen?"
Ich wollte Leo gerade antworten, da unterbrach er mich auch schon wieder.
"Nein, Stopp! Sag das nicht, wenn ich von nichts weiß komme ich vor Gericht vielleicht noch mit ner Geldbuße davon."
Ich lachte.
"Was ist wenn ich denen sage dass du mein Komplize warst?"
"Denkbar ungünstig."
Lachte er, und wir konzentrierten uns wieder auf die Arbeit.

Just in time (Chris Evans FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt