Türrahmen

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"Das will nicht."
Maulte ich wie ein kleines Kind und ließ mich vor dem Heizstrahler auf den Boden fallen.
Es gab in der Hütte keine Heizung, nur zwei dieser Strombetriebenen Heizer, und den für das untere Geschoss versuchte ich gerade zum Laufen zu bringen.
"Vielleicht solltest du ihn anschalten."
Chris stand in der Küche und kochte gerade Risotto.
Erst jetzt bemerkte ich den Schalter an der Seite, legte ihn um und stellte an dem Rädchen die Hitzestufe ein.
Dann stand ich auf, zog endlich meine Winterjacke aus und lief zu Chris.
"Kann ich ja nicht wissen dass man das anmachen muss."
Er begann zu lachen.
"Wie sollst du das denn auch wissen, wo doch alle elektronischen Geräte angeschaltet werden müssen."
Ich schnitt ihm eine Grimasse.
"Probier mal. Passt das so?"
Er hielt mir den Kochlöffel hin.
Ich probierte und nickte.
"Mhh. Ich wüsste gar nicht was ich ohne deine Kochkünste machen sollte."
Er grinste mich an und sah dabei wundervoll aus.
"Wahrscheinlich würde ich mich immer noch von Pizza und diesen Asiatischen Nudeln ernähren."
Beantwortete ich mir meine Frage selbst.
"Ich glaub dir ja immer noch nicht dass du nicht kochen kannst."
Chris legte herausfordernd den Kopf schief.
"Naja, meine Rühreier sind in Ordnung."
Er begann zu lachen und den Reis auf zwei Teller zu verteilen.
"Sei bloß froh, wenn du mal vergisst wie man kocht wirst du über jedes Rührei froh sein."
Zwar drohte ich ihm mit dem Zeigefinger,konnte mir aber ein Grinsen nicht verkneifen.
"Wollen wir den Tisch nicht näher an dem Kamin stellen?"
"Wir sind seit ein paar Stunden hier und du willst schon umräumen?"
"Ich mein ja nur dass es dann wärmer wäre."
"Punkt."
Er stellte sich an die andere Seite des Tisches.
"Auf drei. Eins, zwei..."
"Drei."
Gleichzeitig hoben wir den massiven Holztisch hoch.
"Scheisse ist der schwer."
Ächzte Chris als wir das rustikale Möbelstück wieder abstellten.
Ich blickte ihn mit hochgezogenener Augenbraue an.
"Sollte nicht ich mich darüber beschweren? Nur wegen der Muskelverteilung und so."
Ich piekste ihm in den durchtrainierten Bauch und huschte davon, um die beiden Teller mit dem Essen und Besteck zu holen.
Chris lief auch lachend zurück in die Küche und kam mit zwei Gläsern Wein zurück.
Als wir endlich beide saßen, hob er das Glas und ich fuhr mir lachend durch die Haare.
"Oh nein, kein Toast!"
Er grinste.
"Auf uns."
Ich stieß mein Glas gegen seines.
"Auf uns."
Erwiderte ich doch.
Wir begannen zu Lächeln, und unser Urlaub schien geglückt begonnen zu haben.

"Das ist sooo lecker."
Stöhnte ich beim vorletzten Bissen.
"Immer wieder gerne. Wir wollen ja keine eintönige Ernährung von Rührei."
Chris hob sein Glas und trank es aus.
Nachdem wir den Abwasch erledigt hatten machten wir es uns auf der Couch bequem.
"Wir könnten Schach spielen."
Schlug Chris vor.
"Nee."
Antworteten wir gleichzeitig.
"Kannst du Rommé?"
Verwirrt blinzelte ich ihn an.
"Rommé?"
"Gut! Ich erklärs dir, warte kurz."
Er lief zu dem Geschirrschrank zwischen Küche und Wohnzimmer, in dem sich zudem auch ein paar Spiele befanden, und kam mit einem dicken Packen Karten zurück.
"Ich bin ein absolut Hoffnungsloser Fall in Sachen Kartenspielen."
"Und in Sachen Kochen."
Automatisch zog er den Kopf ein und lächelte schuldig, war damit aber zu spät.
Ich hatte ihm bereits mit dem Karton der Karten eins übergezogen.
"Wie hoffnungslos von Poker bis Skat?"
"Im Poker hielt ich stets die überaus wichtige Position des Glücksbringers ein."

Es stellte sich heraus dass ich im Rommé gar nicht einmal so schlecht war.
Meine Kartenspielerkarriere wurde für diesen Abend jedoch beendet, als ich das zweite mal in Folge mit Full House gewann us Chris der festen Überzeugung war, ich hätte geschummelt.
"Ich hab nicht geschummelt! Du warst einfach schlecht."
Ich zuckte mit den Schultern, um wenige Augenblicke später von Chris hochgehoben und gekitzelt zu werden.
"Ich nehms zurück, ich nehms zurück!"
Japste ich, als er mich schon hochgetragen hatte.
"Aber geschummelt hab ich trotzdem nicht."
Sagte ich erst als ich wieder Festen Boden unter den Füßen hatte.
"Du!"
Rief Chris und jagte mir nach, eine Hetzjagd durch das ganze Haus begann, und zehn Minuten standen wir uns schwer atmend im Schlafzimmer gegenüber.
"Sag bloß du hast vergessen den Strahler auch hier anzumachen."
"Ups."
"Dann müssen wir uns halt wärmen bis das Ding hochgefahren ist."
"Gut dass das bei den Dingern heutzutage schnell geht."
Antwortete ich ihm, während ich den Heizstrahler einsteckte und ansteckte.
Wir grinsten uns an.
Chris verschwand im Bad um sich die Zähne zu putzen, währenddessen hatte ich eigentlich geplant mich umzuziehen.
Der dicke Rollkragenpullover den ich trug schien mir da einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen, denn mein Kopf blieb im Halsstück des Pullovers stecken.
"Chris?"
Durch den Lärm seiner Zahnbürste hörte er meine sowieso schon durch den Pulli gedämpfte Stimme nicht, also musste ich mich blind durch das fremde Haus auf den Weg über den Gang in das Bad machen.
Nun, also blind wie ich war rannte ich gegen den Türrahmen und kippte um, was mit dem Pulli über dem Gesicht wohl sehr komisch ausgesehen haben muss, denn Chris verschluckte sich an der Zahnbürste.
"Das ist das Ende! Ich sehe das Licht am Ende des Tunnels!"
Stöhnte ich dramatisch und rieb mir den Kopf, der begann zu pochen.
Ich hörte wie Chris neben mich trat und stehen blieb, oder sich hinkniete, das war schwer zu erkennen.
Einige Augenblicke später begann er jedenfalls, das mörderische Kleidungsstück von meinem Kopf zu ziehen.
"Ich krieg wieder Luft! Ahh ist das schön wenn man Atmen kann!"
Chris lachte.
"Bitte zieh keine Rollkragenpullover mehr an, oder nur noch mit meiner Hilfe aus."
"Hättest du wohl gerne."
Brummte ich, denn mein Schädel begann gerade wieder zu pochen.
"Au."
"Stellen wir also hiermit fest, dass wir ab jetzt mir Laternenpfählen und Türrahmen auf Kriegsfuß stehen und gehen ins Bett."
Ich schlang meine Arme um seinen Hals.
"Guter Plan."
"Ja, und was jetzt?"
"Trag mich."
"Wieso?"
"Weil ich verletzt bin. Schwer."
Er begann zu lachen und stand auf, dann trug er mich mit ins Schlafzimmer und setzte mich auf dem Bett ab.
Seufzend wickelte Ich mich in die Bettdecke, irgendjemand schien der Meinung gewesen zu sein für zwei Leute brauche man nur eine Decke, und klopfte auf den Platz neben mir.
Lächelnd legte sich Chris neben mich und platzierte meinem Kopf auf seiner Brust.
"Krieg ich auch ein bisschen von der Decke?"
"Mal sehen."
Ich lächelte schelmisch und gab ihm einen Kuss, dann deckte ich ihn zu.

Just in time (Chris Evans FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt