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Wir saßen gerade beim Frühstück, als unser Gespräch vom Klingeln meines Handys unterbrochen wurde.
Ich legte einen Finger an die Lippen um Chris zu zeigen, dass er kurz leise sein sollte, und hob ab.
"Zada Gerald?"
Meldete ich mich.
"Ah, Mrs. Gerald. Habe ich also die richtige Nummer aufgeschrieben."
Antwortete die freundliche Stimme von Doctor Clears.
"Kann ich ihnen helfen?"
Fragte ich etwas verwirrt.
Den Arzttermin vor vier Tagen hatte ich fast erfolgreich verdrängt.
"Ich wollte ihnen mitteilen dass wir die Untersuchungsergebnisse haben. Wenn sie wollen können sie heute vorbeikommen, dann besprechen wir alles."
"Gerne... Wann können wir vorbeikommen?"
"Wann sie wollen. Die Praxis ist ab vierzehn Uhr offen, ab dann bin ich bis Abends da."
"Dann kommen wir so gegen sechs Uhr, wenn das in Ordnung ist."
"Perfekt. Ich sehe sie dann heute Abend, tut mir leid wenn ich vielleicht gestört habe."
"Keineswegs, danke für den Anruf. Bis heute Abend."
Aufgeregt legte ich auf.
"Doctor Clears?"
Fragte Chris mit besorgter Miene und blickte mich über den Tisch hinweg an.
"Jup. Er hat die Untersuchungsergebnisse. Wir haben heute Abend einen Termin."
"Mach dir keinen Kopf deswegen. Und jetzt auf, du musst los."
Ich warf einen Blick auf die Uhr an der Küchenwand und sprang auf.
Die Arbeit würde mir guttun und helfen, den Kopf von jeglichen Ängsten freizukriegen.
"Ich hol dich von der Arbeit ab, okay?"
Ich nickte und küsste Chris innig.
Im gehen drehte ich mich um.
"Bring was zu essen mit."
Er grinste, und bei diesem Anblick fiel es mir schwer, nicht sofort zurück zu Chris zurückzurennen und ihn weiter zu küssen.

"Es ist für sie nicht unmöglich schwanger zu werden, aber es ist schwer. Ich habe die Ultraschallbilder noch einmal genauer angesehen und einen anderen Arzt zu Rate gezogen, der mir leider aber nur das gleiche sagen kommte."
Der freundliche Frauenarzt lehnte sich ein seinem Ledersessel zurück und blickte uns mit einer Mischung aus Mitleid und Bedauern an.
Die sonst so zahlreichen Lachfältchen waren auf einmal weniger geworden, doch man merkte dass er keineswegs das erste mal der überbringer schlechter Nachrichten war.
Er seufzte und fuhr sich durch das graue Haar.
"Es ist so, dass ihr Uterus einmal beschädigt worden sein muss, durch einen Unfall oder ähnliches. Es könnte auch schon in der Pubertät gewesen sein."
Chris, der neben mir saß und meine Hand hielt, verkrampfte sich.
Ich lehnte mich ein wenig von ihm weg, auf äußerste darauf bedacht ihm nicht in die Augen zu sehen.
Er wusste dass mein Unfall mit seinem Wagen der einzige gewesen war, den ich je gehabt hatte.
"Also, sagen sie's geradeaus. Meinen sie mit es ist schwer dass es nur im Falle eines Wunders passiert oder dass eine realistische Möglichkeit besteht?"
Mein Arzt blickte mir direkt in die Augen.
"Wunder geschehen."
Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz sich zusammenzog.
In meinem Kopf spielten sich Szenen ab, in denen ich Ausrastete, die Einrichtung des Besprechungsraumes der kleinen, gemütlichen Praxis zerlegte oder laut losweinte, doch äußerlich blieb ich erstaunlich ruhig.
Chris schien geschockt irgendetwas zu sagen, und ich nahm es ihm nicht übel.
"Und was ist mit alternativen Mitteln?"
"Nun, eine Operation ist zu riskant, und künstliche Befruchtung wird die gleichen Erfolgschancen haben wie natürliche. Es ist nämlich nicht das größere Problem erst schwanger zu werden, eher dass sie das Kind behalten. Haben sie schon eines verloren?"
Ich nickte.
"Das heißt jetzt also?"
Hoffnungsvoll blickte ich den Mann an, ich erwartete einen Vorschlag was ich denn jetzt tun könnte.
"Es tut mir leid, aber das kann ich ihnen nicht sagen. Jegliche Behandlungsmethoden, die wir sonst vorschlagen, würden ihnen nicht viel helfen."
Ich konnte nicht anders als aufzustehen. Ich wollte nicht mehr weiter davon hören, wie mein derzeit eigentlich größter Wunsch zunichtegemacht wurde.
"Danke für die Ehrlichkeit, Mr. Clears. Ich denke wir sehen uns das nächste mal dann bei den Vorsorgeuntersuchungen."
Ich drückte die Hand, die er mir entgegenstreckte, und verließ den Raum.
Chris folgte mir, und draußen lehnten wor uns gegenüber voneinander an die Wände des kurzen Ganges, der die Räume der Praxis verband.
Er sah blass aus, und ziemlich geschockt, seine Augen waren merkwürdig glasig.
Ich wollte gar nicht wissen wie ich gerade aussah.
Keiner von uns beiden sagte etwas, wir standen einfach nur da und warteten auf eine Reaktion des anderen.
Eine Angestellte lief mit mitleidigem Blick zwischen uns hindurch und schien mir aufmunternd zulächeln zu wollen, aber ich beachtete sie gar nicht.
Schon als sie uns passiert hatte wusste ich nicht mehr wie sie ausgesehen hatte.
"Gehen wir?"
Flüsterte ich. Weshalb auch immer, hatte ich Angst laut zu sprechen.
Chris schreckte hoch, ich schien ihn von weit her aus seinen Gedanken gerissen zu haben.
Er nickte.
Noch während der gesamten Fahrt nach Hause herrschte tiefes Schweigen, das erst gebrochen wurde, als ich aus dem Schlafzimmer ins Bad verschwunden war, wohin Chris nachgekommen war und sich auf den Boden gesetzt hatte, was ich erst nach dem Zähneputzen bemerkte.
Ich hatte mir bestimmt zehn Minuten lang die Zähne geputzt, jegliche Tätigkeit, noch so wenig anstrengend, lenkte ab.
Ich setzte mich neben ihn auf den Badewannenvorleger und legte den Kopf auf dem Badewannenrand ab.
"Was machen wir jetzt?"
Hauchte Chris und blickte mich an.
Ich konnte mir gar nicht vorstellen wie es ihm gerade gehen musste. Ich wusste wie groß sein Wunsch nach einer Großen Familie war, und dass er selbst jetzt daran schuld sein sollte, dass er vielleicht keine haben konnte musste ihn in den Wahnsinn treiben.
Ich zuckte mit den Schultern und legte eine Hand an seine Wange.
Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen, als er seine Wange an meine Hand schmiegte.
"Uns zusammenreißen. Weiter machen. Zusammen. Sonst bin ich am Arsch."
Er lächelte, auch wenn seine Augen von dem lächeln noch nicht ganz überzeugt zu sein schienen.
Wir wussten beide genau, dass das erst der Anfang war. Wahrscheinlich würden wir noch oft hier sitzen und schweigend leiden.
Die Möglichkeit bestand sogar dass unsere Beziehung dieser Belastung nicht standhalten würde.
Aber ich liebte Chris, und er liebte mich, und das war das, an was wir uns kontinuierlich erinnern mussten.
"Wir machen das, irgendwie."
Es klang zwar mehr danach, als versuchte Chris gerade sich selbst zu überzeugen, und doch hatten seine Augen ein wenig von dieser vedammt angseinflößenden Hofffnungslosigkeit verloren.

Oh Gott Leute ich bin so grausam, es tut mir total leid. Aber keep calm and carry on, bessere Zeiten sind nicht weit entfernt.
Lots of Love,
Vicy

Just in time (Chris Evans FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt