Nutella

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Während der Fahrt zu mir nach Hause schickte mir Simon eine SMS.

Ich werde bei Carter schlafen, ich habe doch noch zu viel getrunken um noch nach Hause zu fahren.
Wir sehen uns morgen Mittag,
Ich liebe dich,
S

Er musste wirklich viel getrunken haben, mir das zu schreiben.
Als Chris sah, mit wem ich da schrieb, umfasste er das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß heraustraten.
Während ich die Antwort tippte erklärte ich es Chris, und ich musste vermutlich verletzter ausgesehen als ich wollte, denn seine Kiefermuskeln traten vor Wut hervor.
Den Rest der Fahrt schwiegen wir beide.
"Kommst du noch mit hoch?"
Murmelte ich schüchtern und legte eine Hand auf seine, die selbst als wir schon geparkt hatten das Lenkrad noch fest umschloss.
Ein wenig der Anspannung fiel von ihm ab, und sein Blick wurde weicher als er mich anlächelte.
"Wenn du das so willst."
Er nahm meine Hand von seiner, hauchte einen Kuss darauf und stieg aus um mir die Tür zu öffnen.
Im Eingangsbereich meiner riesigen Wohnung half er mir aus der Jacke, zog sich seine selbst aus und folgte mir ins Wohnzimmer.
Verblüfft Blickte er sich in dem großen Raum um.
Der einzige Farbklecks in dem im Bauhausstil eingerichteten Raum war das gelbe Sofa meiner Eltern, zu dem ich Simon als einzigstes Möbelstück überreden hatte können.
Ich seufzte wehmütig bei dem Gedanken an Charlies gemütliches Elternhaus und drehte Chris den Rücken zu.
"Kannst du mir bitte den Reißverschluss aufmachen?"
Als er mir sanft die Haare über die Schulter legte und den Verschluss langsam öffnete bekam ich eine Gänsehaut.
Von plötzlichem Verlangen gedrängt drehte ich mich um und küsste ihn Sehnsüchtig.
Wie gut sich das anfühlte... und keinesfalls falsch, oh nein, und doch wäre alles so viel leichter, würde sich meine Vernunft einschalten.
Wie von selbst bewegten sie sich in Richtung Schlafzimmer, doch vor der Tür löste sich Chris von ihr.
"Nein... Das geht nicht, nicht hier.
Ich schlafe auf der Couch."
Schwer atmend entfernte er sich von mir und verschwand im Wohnzimmer.
Ebenfalls ziemlich durcheinander schloss ich die Schlafzimmertür hinter mir und zog mich um, dann legte ich mich aufs Bett und starrte grübelnd die Decke an.
Was tat ich nur?
Wenn er mich wirklich mochte musste ich ihn regelmäßig verletzen, und das konnte so nicht weitergehen, ich handelte im Moment absolut Egoistisch.
Ich wartete, bis ich mir sicher sein konnte dass Chris schlief, dann nahm ich mein Handy, einen dicken Strickpullover und schlich durch das Wohnzimmer auf den kleinen Balkon der Wohnung.
Nervös wählte ich Rose' Nummer.
"Du weißt wie spät es ist?"
Meldete sie sich.
Ich hörte genau wie sie sich aus dem Bett wälzte und die alte Holztreppe nach unten tapste.
"Hättest halt nicht drangehen sollen"
Grummelte ich.
"Nein nein, schon gut. Wo brennts?"
Ich atmete tief durch und erzählte die Geschichte ohne Luft zu holen.
"Okay, noch mal zum Verständnis.
Chris war auf Carters Party, ihr habt im Gästezimmer miteinander geschlafen und dann hat er dich nachhause gefahren?"
Ich murmelte ein zustimmendes "Mhm"
Und ließ sie weiter reden.
"Das sind wirklich ganz neue Seiten die ich hier von dir kennen lerne, Zada Gerald, na,na,na"
Ich lachte leise.
"Und wo ist Simon, wenn ich fragen darf?"
Ich verdrehte die Augen.
"Er übernachtet bei Carter."
"Und Chris?"
"Der liegt auf der Couch"
Haspelte ich.
"Er liegt was?"
Rose schnappte hysterisch nach Luft.
"Bist du vollkommen verrückt?"
Ich fing an zu schluchzen.
"Ich glaube schon... Was tue ich Rose?
Mein ganzes Privatleben ist im Wanken, mein Verlobter ist ein Arschloch und wie soll ich da rauskommen?
Und Chris..."
"Wann gestehst du dir endlich ein dass du auf ihn stehst, Zada?"
Rose klang plötzlich sehr ernst.
"Was ist, wenn es sich nur so gut anfühlt weil es verboten ist?"
Beharrte ich weiter.
"Das kann ich leider nicht ausschließen.
Aber du solltest langsam wirklich bemerkt haben das Simon nicht der richtige für dich ist."
Ein kurzes Schweigen folgte, das vom Schreien eines Babys im Hintergrund gestört wurde.
"Sorry Z, ich muss los, Charlie schläft natürlich wie ein Stein und ich darf mich jetzt um Grace kümmern."
Ich lächelte.
"Schon gut. Tut mir Leid dass ich dich geweckt habe."
Rose lachte bitter.
"Ich wäre spätestens jetzt sowieso aufgewacht. Schlaf gut, kommst du am Sonntag mit zu Maria und Jason?"
Maria und Jason waren Charlies Eltern und praktisch auch meine, sie hatten mich nach dem Tod meiner Eltern großgezogen.
Ich liebte sie als wären sie meine echten Eltern.
"Klar. Bis dann"
Ich legte auf und schlich wieder leise ins Wohnzimmer.
Hingerissen betrachtete ich Chris beim Schlafen.
Er trug nur noch seine Unterhose, sein Smoking hing sorgfältig drapiert über einem der Sessel, und seine Füße lugten unter der dünnen Tagesdecke hervor.
Ich konnte nicht anders als mich zu ihm zu legen.
Und als ich merkte, wie er instinktiv seine Arme um mich legte und sein Atem ruhig neben mir ging, wurde auch ich angenehm schläfrig und schlief schon nach kurzer zeit ein.

~Chris
Als ich aufwachte brauchte ich einen Moment um mich zu orientieren.
Ich lag auf einer Couch... In einer fremden Wohnung...
Dann rieb ich mir die Stirn.
Die Erlebnisse von gestern Nacht rauschten auf mich herab.
Durch meine ruckartige Bewegung wachte Zada neben mir auf.
Ihre dunklen Haare standen in alle Richtungen ab, ihre Augen waren verquollen und doch sah sie hinreißend aus.
Glücklich zog ich sie näher an mich, und einen Moment lang vergaß ich unsere Situation.
"Morgen"
Murmelte ich und vergrub mein Gesicht in ihren Haaren.
"Hi"
Sie drehte sich zu mir und gab mir einen kurzen, süßen Kuss.
Dann stand sie auf und brachte ein paar Minuten später Orangensaft und Tütenpfannkuchen mit Nutella ins Wohnzimmer.
Die Flasche mit dem Saft stellte sie auf den Boden, das Glas Aufstrich und die Pfannkuchen nahm sie an sich und kuschelte sich wieder zu mir auf die Couch.
Ich lachte.
"Du isst immer noch Nutella zum Frühstück?"
Zur Bestätigung drückte sie das Glas an ihre Brust und zog eine Schnute.
"Sag noch einmal was gegen Nutella und du kriegst sie ins Gesicht"
Jetzt lachte auch sie.
Während wir so also auf der Couch frühstückten unterhielten wir uns über alles mögliche.
An diese gemeinsamen Morgen könnte ich mich gewöhnen.

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Dieses Kapitel widme ich Youmakemeangryy ...
Sie kennt das mit der Nutella und Fertigwaffeln ;)

Just in time (Chris Evans FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt