Radio

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"Zada du brauchst nicht fünf Bücher für eine Woche, vor allem weil jedes davon mindestens 500 Seiten hat!"
Chris lachte und sah mir dabei zu, wie ich in der letzten Aufbruchshektik versuchte noch ein paar Bücher in meinem Koffer zu stopfen.
"Hast du eine Ahnung, weißt du wie schnell ich lese?"
Er ging nicht weiter darauf ein, sondern trat neben mich und schloss den Koffer mit einer einzigen kräftigen Bewegung.
"Hach, was würde ich nur ohne dich machen?"
Grinsend piekste er mir in die Seite und wuchtete meinen Koffer vom Bett.
Ich folgte Chris die Treppe hinunter, öffnete ihm die Haustür da er keine Hand frei hatte und zog mir meinen dicksten Parka an.
Scott, der beschlossen hatte während unseres Urlaubs in meinem Haus zu wohnen, grinste schelmisch.
"Normale Leute fliegen ja im Urlaub auf die Bahamas oder nach Hawaii, aber ich bin mir sicher in Alaska schaut die Sonne auch hin und wieder einmal vorbei."
Ich strafte ihm mit einem bösen Blick, musste aber lachen.
"Gut gut, ich sag nichts mehr."
Chris, der die Koffer im Auto verstaut hatte, kam zurück in den Eingangsbereich des Hauses.
"Na dann, lass das Haus stehen und kümmere dich um East."
Ermahnte Chris seinem Bruder, umarmte ihn und bewegte sich wieder zurück in Richtung Tür.
Ich umarmte Scott ebenfalls und flüsterte ihm dabei ins Ohr.
"Ein Kratzer in meine Autos und du bist Tod."
Scheinheilig klimperte er mit den Augen.
"Du hast Autos?"
Ich gab ihm noch einen Klaps auf den Hinterkopf und folgte dann Chris zur Tür hinaus.
East winselte zum Abschied und wartete noch mit Scott an der Tür, bis Chris Wagen aus der Einfahrt verschwunden war.
"Warum darf ich nicht fahren?"
Maulte ich.
"Du bist Motorradfahrerin, Z, du fährst zu gerne auf Risiko."
"Darf ich dich daran erinnern dass wir uns bei einem von dir verursachten Auffahrunfall kennen gelernt haben?"
Wir grinsten uns an.
"Argument. Ich will trotzdem fahren."
"Dann fahre ich eben auf der Rückfahrt."
"Darüber können wir ja dann noch reden."
"Hey!"
Rief ich und lachte, dann drehte ich das Radio auf.
Als ich das Lied erkannte, dessen Refrain gerade bevorstand, stöhnte ich genervt auf.
Radio in der Weihnachtszeit war ein Fall für sich.
"Schalt weiter, schnell!"
Rief ich lachend, doch Chris dachte gar nicht daran.
"Nein, Nein, das ist Perfekt!"
Er drehte fast bis zum Anschlag auf und sang viel zu laut und viel zu schräg mit.
"And I, will love you, baby, Always..."
John Bohn Jovi in seiner Blütezeit.
Diese Autofahrt überlebte ich im Grunde nur dadurch, dass Chris am Ende des Lieds elegant auf dem Parkplatz des Flughafens von Boston einparkte.
Er besorgte einen dieser Gepäckwägen und belud ihm mit unseren beiden Koffern und meiner Handtasche.
Die Koffer wurden wir zum Glück schnell beim Check-In los, wir hatten sogar noch genug Zeit ein zweites Frühstück einzulegen.
(Jeglichen Protest in Form von 'Zada, wir haben doch schon gefrühstückt!" ignorierte ich geflissentlich.)
Eine Stunde später saßen wir am Terminal und warteten auf den Beginn des Boardings.
Beim Betreten des Flughafens waren wir von zwei Photographen entdeckt worden, weshalb wir uns gerade hinter der letzten Ausgabe des Boston Globes versteckten.
"Da ist ein Schreibfehler drinnen, ich fass es nicht! Wer korrigiert das denn?"
Chris lachte und zog mich ein Stück näher zu ihm.
"Das solltest du deine Chefredakteure fragen."
Jedoch konnte ich mich nicht mehr weiter über meine Zeitung beschweren da das Boarding gerade verspätet begann.
Das Flugzeug war halb leer, sodass wir drei Sitze für uns alleine hatten.
Während den rund Sieben Stunden Flug in die Hauptstadt des Bundesstaates Alaska unterhielten wir uns, lasen oder schliefen.
Am Flughafen angekommen holten wir unser Gepäck ab und holten unseren Mietwagen und die Schlüssel ab, dann fuhren wir erst einmal in einem großen Supermarkt.
Unser Einkaufswagen war bis zum Rand gefüllt mit irgendwelchen, unserer Meinung nach, überlebenswichtigen Lebensmitteln und auch mit eher weniger dieser Sorte.
In der Nähe unseres Wohnortes, Chris hatte mir noch nicht verraten wollen wohin genau es ging, gab es Anscheinend keinen Supermarkt, und wir hatten ja auch nicht wirklich vor, vor die Tür zu gehen.
Als die Einkäufe im Kofferraum verstaut waren und ich mich ans Steuer gekämpft hatte, im wahrsten Sinne des Wortes, ließen wir uns von dem Navigationsgerät aus der Stadt heraus leiten.
Nach zwei Stunden parkte ich das Auto vor einem Holzhaus an einem kleinen, zugefrorenen See.
Von einer Verander vor der Hütte konnte man über den ganzem See blicken, und das Haus war das einzige weit und breit.
Einen Moment lang stand ich einfach auf der Veranda und genoss die Ruhe.
Chris, der die beiden Koffer bereits die kleine Treppe zur Veranda hinaufgetragen hatte,
stellte sich neben mich und legte einen Arm um mich.
Nachdem wir kurz die Stille genossen hatten nahm er den Arm weg und stattdessen meine Hand.
"Hilfst du mir mit den einkäufen?"
Ich nickte und folgte ihm zum Auto.
"Wenn du zwei mal gehst, musst du weniger tragen und riskierst vielleicht weniger dass etwas runterfällt."
Ich musste lachen als Chris begann, Tüten und Flaschen in seine Arme zu stapeln.
"Und wie willst du Vogel jetzt die Tür aufsperren? Du hast die Schlüssel!"
Er überlegte einen Moment lang und sah etwas verdutzt drein.
"Wo hast du die Schlüssel?"
"Linke Hosentasche hinten."
Ich nahm eine Tüte und griff ihm im Vorbeigehen in die hintere Hosentasche.
"Danke."
Ich versuchte möglichst verführerisch zu lächeln und klimperte mit den Schlüsseln.
Dann hüpfte ich die Treppen zurück hinauf und schloss die Tür auf.
Chris, der mir nachgekommen war, und ich blickten uns begeistert um.
Wir standen in einem behaglichen kleinen Wohnzimmer mit Blick auf den See, an das direkt eine kleine, altmodische Küche grenzte.
An der hinteren Wand führte eine Treppe nach oben.
Alles war aus Holz, Wände, Böden und Decken, und überall lagen dicke Teppiche und Felle.
Ein altes Samtsofa stand vor einem Kamin, voll beladen mit weichen Kissen.
Der Treppenaufgang war vollgehängt mit Geweihen, oben im zweiten Stock befanden sich das Bad und ein Schlafzimmer, das ebenfalls einen Kamin hatte.
"Gefällts dir?"
Ich nickte heftig und gab ihm einen Kuss.

Just in time (Chris Evans FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt