Sunset Love

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Emma

Also die Tür zu ging, fühlte ich mich für einen Augenblick etwas verloren. Ich sah mich um, schaute mir das Bett, den Schrank und das Bad an. Auch wenn es für einige Zeit mein Zufluchtsort sein sollte, hatte ich das Gefühl, in die Privatsphäre von Harry einzudringen. Als ich im Bad stand und mich im Spiegel betrachtete, traten mir sofort die Tränen in die Augen. Ich sah schrecklich aus. Verlaufender Mascara, verquollene Augen, blass und zerzauste Haare. Ich glich einer Vogelscheuche. Und alles nur durch diesem Typen Brenner. So wie ich diesen Namen gedanklich aussprach, kehrte dieses Gefühl von Ekel und Übelkeit in mir zurück. Wie er sich an mir rieb, mich berührte und dieser Geruch seines Aftershaves und Alkohol.

Mein Atem wurde schneller und ich glaubte, dass ich mich gleich übergeben müsste. Unkontrolliert zupfte ich an mir herum. Ich zog die Jacke von Harry aus und legte sie vor dem Bad auf einen Stuhl. Sofort pellte ich mich aus dem Kleid und warf es wütend gegen die Zimmertür. Allein im Slip bekleide, stand ich mitten im Raum und wollte einfach nur schreien. Ich war wütend und angewidert. Von ihm und mir selbst. Ich griff meine Tasche und stürmte zurück ins Bad. Diese landete vor dem Waschbecken. Ich wühlte darin herum, um ein paar andere Sachen zu finden. Ein übergroßer beiger Pulli, eine graue Jogginghose und frische Unterwäsche.

Ich wandt mich zur Wanne und drehte den Wasserhahn auf. Ich wollte baden, diesen Dreck und Gestank von mir schrubben. Schnell fand ich Duschzeug und einen Schwamm. Mein Herz raste und mein Magen krampfte zusammen. Die Übelkeit wurde unerträglich, woraufhin ich anfing zur würgen. So schnell ich konnte, rannte ich zur Toilette, riss die Deckel auf und übergab mich. Ich versuchte mich zu beruhigen, drückte die Spültaste und ging zum Wannenrand. Erschöpft setzte ich mich und probierte tief durchzuatmen. Hinter mir rauschte das Wasser und leichter Wasserdampf waberte an mir vorbei.

Meine Hände zitterten und die Tränen liefen mir die Wangen hinab. Müde schloss ich einen Moment die Augen und dachte kurz an Harry. Ich verdankte ihm so viel. Er hat mich mehrmals vor Brenner gerettet, blieb an meiner Seite und gab mir jetzt die Möglichkeit, mich hier zu erholen. Mich wieder zu erden und damit zurechtzukommen. Langsam stand ich auf, zog mir meinen Slip aus und stieg in die Wanne. Meine Beine tauchten in das heiße Wasser. Es brannte, aber es war mir egal. Nach ein paar Anläufen saß ich nun in der Wanne, drehte den Wasserhahn ab und lehnte mich zurück. Das heiße Wasser schmerzte fürchterlich am Knie und an den Handflächen. Gleichzeitig begannen sich meine Muskeln zu entspannen. Ich atmete erleichtert durch. Für einige Minuten bewegte ich mich nicht und versank in der Hitze des Wassers. Mein Magen entspannte sich und mein Ekel verschwand, als mir bewusst machte, dass es nicht meine Schuld war, was heute geschah.

Mit nassen Fingern trennte ich langsam meinen geflochtenen Zopf auf und tauchte einmal unter Wasser, damit meine Haare komplett nass wurden. Als ich wieder auftauchte, schnappte ich mir das Shampoo, schäumte meine Kopf ein und begann anschließend, mich mit dem Schwamm zu waschen. Ich schrubbte mit der rauen Seite allen Schmutz von mir. Zum Schluss wusch ich mir mein Gesicht und entfernte somit jede Spur meiner Tränen. Ich weigerte mich noch länger, einen Gedanken an diesen Mistkerl zu verschwenden. Um meinen Geist aufzuhellen, dachte ich an die Gespräche, die ich den Abend lang mit Harry geführt hatte. Er schenkte mir seine volle Aufmerksamkeit, hörte aufmerksam zu, war witzig und stellte intelligente Fragen. Es machte deutlich, dass er ernsthaftes Interesse an diesem Gespräch hatte. Er war unglaublich sympathisch, diese tiefe, leise Stimme, die Grübchen beim Lächeln, das lange lockige braune Haar, seine Tattoos, die unter seinem weißen Hemd durchschimmerten. Wundervolle grüne Augen, die jede meiner Bewegungen und Gesten beobachtenden. Und nun gab er mir die Möglichkeit, hierzubleiben.

Bei diesen Gedanken riss ich weit die Augen auf. Was wird seine Freundin nur denken, wenn sie mich hier sieht? Das wird doch bestimmt falsch aufgenommen. Vielleicht wäre es besser, wenn ich doch wieder ins Hotel fahre. Ich wollte nicht, dass er wegen mir in Schwierigkeiten kam. Nicht noch mehr, als er jetzt schon meinetwegen steckte. Also ließ ich das Wasser ab und duschte mir den Restschaum runter. Von der Wanne aus griff in den Schrank neben der Tür und zog mir ein großes Handtuch raus.

Breathtaking || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt