Mein Verhalten

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Harry

Ich war mit null Erwartungen nach London gekommen, hoffte auf eine ruhige Zeit, besuchte meine Mutter, meine Schwester und meine Freunde und ließ mir meine Haare schneiden. Eigentlich war ich hier, um neue Musik zu machen. Doch mir fehlte immer mehr die Konzentration. In diesen Moment war ich mehr als dankbar, sonst wäre ich nicht Zeuge ihrer Worte geworden oder dieser Gemälde „Darling. Bin ich das auf dem Gemälde?", fragte ich sie leise, ganz nahe an ihrem Ohr. Ich sah, wie sich Gänsehaut auf ihrem Arm bildete und sie die Augen aufriss. Sie drehte sich ruckartig um und starrte mich ungläubig an. Tränen bildeten sich in ihren Augen. „Ich sagte doch, ich komme zu deiner Eröffnung.", versuchte ich etwas die Situation zu retten und lächelte. „Du,... du bist ... wirklich hier?", stotterte sie und die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen hinab. „Süße, sag mir nicht, das ist der Mann in Grün?", drang die Frage der Frau neben Emma in mein Ohr.

Aber sie antwortete nicht und rannte an mir vorbei hinaus in die kühle Nacht von London. „Fuck.", flüsterte ich verzweifelt und massierte mir meine Schläfe. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Das ich herkomme und sie mir direkt in die Arme sprang? Ich musste das dringend wieder in Ordnung bringen. Bevor ich ihr nachlaufen konnte, hielt mich die Frau neben mir auf. „Darf ich mich vorstellen. Ich bin Sue Anderson, die beste Freundin von Emma.", stellte sie sich vor. „Hallo. Ich bin Harry. Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich muss mit Emma sprechen.", entschuldigte ich mich und eilte ihr nach. Noch immer lag dieser wunderbare Duft von Rosen und Mandarinen in der Luft. Weit konnte sie nicht sein, immerhin war es ihre Vernissage.

„Emma!", rief ich sie. „Bitte lass uns reden." Bat ich sie und hörte nach wenigen Sekunden, dass klack Geräusch von Absätzen, die sich entfernten. Sofort folgte ich diesem Klang, bis ich sie vor mir erkannte. „Emma. Bitte warte doch!", bat ich sie und hoffte, dass sie stehen blieb. „Emma. Ich bitte dich, ich habe einen Fehler gemacht.", rief ich ihr nach. Sie blieb plötzlich stehen, drehte sich um und ich sah, wie mehr von ihren Tränen über ihre Wangen flossen. „Fehler? Schon wieder? Ist das alles, was ich für dich bin? Ein beschissener Fehler?", platzte es aus ihr und sah mich wütend an. „Was? Wovon redest du da?", wollte ich wissen und trat etwas nähre. „Das weißt du genau! Es waren deine Worte. Das es ein Fehler war. Und eben schon wieder." Ihre Stimme war rau und heiser. „Was erzählst du da, Emma, ich habe nie ...", und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich biss mir auf die Lippen und verstand nun endlich, was hier vor sich ging.

„Oh Emma, das hast du komplett falsch verstanden!", versuchte ich ihr klarzumachen. „Was kann man daran falsch verstehen?", fragte sie, hob ihr Gesicht gen Himmel, als wolle sie ihre Tränen zum Rücklauf zwingen. „Emma, können wir irgendwo hingehen, wo wir mehr unter uns sind. Und nicht wie auf den Präsentierteller stehen? Bitte!", flehte ich sie schon fast an. „Gott, ich fasse es nicht. Folge mir.", forderte sie mich auf und lief voran. Nach vielleicht 10 Minuten kamen wir an einer Wohnung an und sie forderte mich auf einzutreten. „Gib mir einen Moment, ich muss nur kurz in der Galerie Bescheid sagen.", erklärte sie und verließ den Raum. Ich stand in ihrem Wohnzimmer, was recht einfach eingerichtet war. Ich mochte es und fühlte mich sofort wohl. Ich zog meinen Mantel aus und hörte, wie Emma zurückkam.

Ich stand wie eins vor ihr und sah sie besorgt an. „Also, was habe ich falsch verstanden?" Forderte sie mich auf, es ihr zu erklären und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. Ich räusperte mich und spürte, wie nervös sie mich machte. Ich ging einen Schritt auf sie zu „Als ich sagte, es war ein Fehler, meinte ich nicht dich damit, Emma. Ich meinte mein Verhalten an dem Tag.", erklärte ich, holte Luft und nahm meinen Mut zusammen. „Ich war der Meinung, dass da irgendwas zwischen uns sei. Der Tag, an dem Du abgereist bist, wollte ich dich zweimal küssen. Ich wollte deine Nähe spüren und dich einfach festhalten. Ich dachte, du würdest gehen, weil du dich von mir bedrängt gefühlt hast. Es war falsch, diese Begierde für dich zu empfinden, nachdem was du durchgemacht hattest." Ihre Gesichtszüge wurden weicher und ihr Arme sanken nach unten. „Ich wollte dich nicht vergraulen. Ich empfand mein Verhalten als Fehler, denn ich hatte das Empfinden, ein zweiter Brenner zu sein." Diesen Namen laut auszusprechen verursachte mir ein flaues Gefühl im Magen. Ich senkte meinen Blick und schämte mich. Plötzlich stand sie vor mir. So nah, dass ich ihre Wärme spüren konnte.

Breathtaking || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt