Hokkaido Kürbis

133 10 2
                                    

Harry

Es fiel mir verdammt schwer, sie nicht anzufassen, als sie fast die Treppe runtergefallen wäre. Aber es war ein Anfang laut dem, was ich alles gelesen hatte. Nach dem Emma nachts meinen Namen schrie, konnte ich nicht mehr schlafen und vertiefte mich etwas in verschiedene Artikel. Doch irgendwie war es nichts Greifbares für mich, also entschloss ich mich gestern ein bisschen mit meiner Therapeutin zu sprechen. Sie hatte mir ein paar Tipps gegeben und riet mir, wenn sich nichts ändert, ihr eine Therapie zu empfehlen. Aber ich konnte sehen, dass ihr das gerade bewusst geworden wurde. Ich wollte ihr den Raum geben, den sie brauchte, um selbst herauszufinden, was für sie in Ordnung war und was nicht. Es wäre ein angenehmer Start, dass sie sich gut damit fühlte, mich zu berühren, ohne zu befürchten, dass ich das bei ihr tat. SIe sollte das Vertrauen wieder finden und sich wohlfühlen. Der Rest würde von ganz alleine kommen. Dennoch fiel es mir schwer, still und auf Distanz zu bleiben. Aber das werden wir alles hinbekommen.

Jetzt musst ich mich dringend darum kümmern, dass sie etwas Festes zu sich nahm. Ich hoffte auf die Devise 'der Hunger kommt beim Essen'. Vielleicht würde sie mir beim Essenmachen helfen. Oder sogar naschen. Besser als nichts. Langsam ging ich weiter zur Küche und sah, wie sie achtsam folgte. „Darf ich dich etwas fragen, Emma?", begann ich und suchte ein Messer und ein Brett zum Schneiden. Sie nickte, sah noch einmal auf ihre Hand und ließ dann sinken, um mir mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „Ja, klar". Ihre Stimme war heute fester und lauter. Nicht mehr so versteckt und heiser wie am Ausstellungsabend. Das freute mich. Der Schlaf schien ihr gutgetan zu haben. Ich strich meine Haare aus dem Gesicht und holte noch zwei Tassen raus. „Tee?", fragte ich knapp und hielt diese hoch. „Ja, sehr gern. Danke. Kann ... kann ich den Tee bekommen,... den du mir in der Nacht gemacht hast?", fragte sie etwas zurückhaltend. Ich nickte zu stimmend. „Klar, kein Problem. Kommt sofort."

„Harry... War das deine Frage?", wollte sie wissen und lächelte etwas. Ich ließ den Kopf hängen und lachte leise. „Nein,... ich wollte nachfragen, was du gestern für gute Nachrichten bekommen hast. Du musst nicht antworten, wenn du nicht möchtest ..." Ich hob den Kopf und sah, dass sie breit lächelte. „Ich habe zwei Angebote bekommen von Galerien, die meine Bilder haben wollen.", erzählte sie mir stolz. „Das ist großartig, Emma, das freut mich, das der Ausstellungsabend dir so eine Chance gebracht hatte. Das ist klasse.", lobte ich sie und bereitete für uns den Tee zu. „Ja, eine Galerie ist hier in L.A. und die andere in London. Ich kann mir aussuchen, welche ich nehme.", erklärte sie mir. „Keine leichte Wahl.", meinte ich und stellte ihr den warmen Tee auf den Tressen. Sie bedankte sich und setzte sich an den Küchentresen. „Doch. Ich habe mich für London entschieden. Dort bin ich zu Hause, dort befindet sich meine Familie und meine Freunde. Hier in L.A. bin ich nur zu Besuch. Es fühlt sich falsch für mich an, wenn ich nach London zurückkehre, aber meine Bilder hierbleiben." Diese Erklärung drang tief in mein Herz und ich verstand sofort, was sie meinte. „Dann ist London perfekt für dich und deine Bilder. Ich freu mich sehr für dich, Emma." Es freute mich für sie.

„Würdest ... würdest du die.. Galerie in London besuchen,... kommen?", fragte sie leise. Mein Herz machte ein Sprung. „Selbstverständlich werde ich das machen." Versicherte ich ihr, lächelte breit und suchte etwas Gemüse in der Küche zusammen. Ich spürte ihren Blick, wie sie jede meiner Bewegungen beobachtete. „Was willst du zu essen machen?", fragte sie neugierig und schaute auf das Gemüse vor sich auf den Tresen. Super, ihre Neugier siegte. „Ich möchte mariniertes Ofen-Gemüse machen." Offenbarte ich und stellte eine große Schüssel neben das Gemüse. „Ofengemüse. Klingt lecker." Ihr Blick schweifte über das Gemüse. „Kann ich dir ... irgendwie behilflich sein?", bot sie an, was mich noch mehr freute. Ich lächelte und nickte. „Gerne. Wir müssen das Gemüse in mundgerechte Stücke schneiden." Nickend und hoch konzentriert zog sie das Schneidebrett und das Messer zu sich und begann die Möhren in Stücke zu schneiden. Ich besorgte mir ein zweites Brett und ein anderes Küchenmesser und machte mich daran, den Blumenkohl zu zerkleinern.

Breathtaking || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt