Ganz ruhig, Emma

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Emma

Ich spürte, wie sich mein Brustkorb zusammenschnürte und eine überwältigende Übelkeit mich aus meinen Schlaf riss. Mit beiden Händen hielt ich meine Bettdecke an meine Brust gepresst und saß kerzengerade. Mein Herz raste und ich sah mich kurz um. Ich saß im Bett. Das Gefühl der Übelkeit überwältigte mich und ich flüchtete aus meinem Schlafzimmer. Behutsam schloss ich die Tür hinter mir, damit Harry nicht weckte. Mein Atmen ging schnell und ich eilte in die dunkle Küche, um mir ein Glas Wasser zu nehmen. Das war ungewöhnlich. Seit L.A. hatte ich keine Albträume mehr über Brenner. Sofort schauderte es mich und ich glaubte für einen Moment wieder Brenner Hände an meine Körper zu spüren. Warum ausgerechnet heute?

Der Abend war wundervoll. Dieser unsagbare emotionale Moment nach dem Essen hier in der Küche ließ mein Herz für Harry nur höherschlagen. Noch kein Mann gab mir jemals das Gefühl, so besonders zu sein. Und nun riss mich dieses Eckelgefühl aus dem Schlaf. Ich fühlte mich schlecht wie lange nicht mehr. Fast schon unkontrollierbar zitterte meine Hand, als ich nach dem Wasserglas im Regal griff. Es fiel mir schwer, dieses unter den Wasserstrahl im Spülbecken ruhig zu halten. Das Wasser schwappte im Trinkgefäß hin und her, bis das kühle Nass meinen Rachen benetzte. Leise stellte ich das Glas auf der Abtropfablage und stütze mich mit beiden Handflächen am Beckenrand ab. Ich versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Doch es klappte nicht so recht. Ich dachte an den restlichen Abend. An unsere Gespräche auf dem Sofa und an den Film, den wir geschaut hatten. Daran, dass ich ihn gefragte hatte, ob er die Nacht bei mir bleiben würde. Aber die Erinnerung wurde wieder durch Brenner gebremst.

Ich wusste, dass es nur ein Traum war und trotzdem warf es mich aus der Bahn, wie an dem besagten Abend. Die Art, wie er sich an mich presste, mit mir sprach und wie er mich berührte, war wieder klar spürbar. Der Reiz, mich im Becken zu übergeben, wurde stärker. Ich wollte das nicht und versuchte dagegen anzukämpfen. Die flachen Atemzüge füllte meine Lunge nicht und mein Puls rauschte laut in meinen Ohren. Die Dunkelheit in der Küche setzte mir zu. Ich brauchte Licht, doch meine Beine wollte sich einfach nicht bewegen. Angst stieg in mir auf und meine Augen füllten sich mit Tränen. Weiterhin versuchte ich zu atmen und mich zu beruhigen, bis ich zwei Hände an meinen Oberarmen spürte. Schreiend entzog ich mich dieser Berührung und sank zu Boden. „Lass mich ... fass mich nicht an ... geh weg ..." flehte ich außer Atem und verschränkte meine Arme vor meinem Gesicht. Mein ganzer Körper zitterte. Für einen kurzen Moment hielt ich inne, als ich bemerkte, dass das Küchenlicht anging. „Emma. Ganz ruhig, ich bin es", hörte ich eine tiefe, besorgte Stimme vor mir. Sie war vertraut. Erneut spürte ich Hände, die sich sanft auf meine Unterarme legten. Instinktiv zuckte ich. „Emma. Sieh mich an." Forderte er mich auf und drückte behutsam meine Arme runter. Verschwommen erkannte ich Harry, der nur in einer Boxer vor mir kniete. Gott, ich hatte ihn völlig vergessen. Wer sonst außer er hätte auch in meiner Wohnung sein können.

„Harry", hauchte ich kaum verständlich. Er zog langsam seine Hände weg und sah mich besorgt an. Ich zögerte nicht länger, drückte mich vom Küchenboden ab und fiel ihm um den Hals. Sofort schlangen sich seine Arme um mich und er presste mich fest an sich. Ich schluchzte und bekam fast keine Luft mehr. „Alles ist gut. Ich bin hier. Ich bin bei dir, Love. Beruhige dich." Bat er mich und versuchte mir die Sicherheit zu geben, die ich gerade brauchte. Seine Finger vergruben sich an meinen Hinterkopf in meinen Haaren. Unter meinen Knien fühlte ich den kalten Küchenboden, während mein restlicher Körper die Wärme von Harry wahrnahm. „Emma, du musst atmen. Komm schon. Atme mit mir zusammen." Ich ließ ihn nicht los und sah ihn auch nicht an. Ich versuchte mich auf seine Stimme zu konzentrieren. „Komm, Emma. Atmen!" Forderte er mich erneut auf und drückte mich leicht von sich. Er suchte meinen Blick „Schau mich an Love. Ich bin bei dir. Wir schaffen das zusammen." Erklärte er und nahm meine Hand. Ohne lange zu warten, drückte er diese auf seine Brust, unterdessen streichelte sein Daumen über meinen Handrücken. Er ließ mein Hinterkopf los und legte seine Handfläche an meine Wange. „Schau nicht weg und hör auf meine Stimme. Verstanden?" Wollte er wissen und sah mich abwartend an. Ich schaffte es, etwas zu nicken. „Sehr gut. Einatmen und langsam ausatmen", instruierte er mich.

Breathtaking || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt