Für mich unbezahlbar

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Harry

Ein zartes Wimmern drang an mein Ohr und holte mich aus meinen tiefen Schlaf. Emma lag in meinen Armen und zuckte immer wieder zusammen. Sie wurde von Albträumen geplagt. Ich kannte das bereits von den vergangenen Tagen. Sie hatte sehr viel zu verarbeiten. Und was sie nicht aussprach, musste sie in ihren Träumen durchmachen. Ich zog sie fester in meine Arme und streichelte behutsam ihren Kopf und kabbelte ihren Rücken. „Keine Sorge, Love. Ich bin hier. Ich passe auf dich auf." Flüsterte ich ihr mehrfach zu und mit jedem weiteren Mal wurde sie wieder ruhiger, bis ihre Atmung sich normalisierte.

Ich griff zum Nachtisch und schaute auf mein Handy, um zu erfahren, dass es bereits 9 Uhr war. Leicht verwunderte legte ich das Smartphone wieder weg, drückte Emma einen Kuss auf die Stirn und beobachtete sie einen Moment. Je mehr ich auf sie achtete, desto mehr bekam ich die Umgebungsgeräusche mit. In Downshire Hill war es ruhiger als in der Spaniard Road. Nur wenige Autos waren zu hören, allein, weil das Schlafzimmer hier noch hinten raus lag. Zusätzlich war dieser Zufluchtsort auch in der Nähe des Parks. Die Vögel hinterm Haus zwitscherten und die Sonne drückte sich langsam durch den Spalt der Vorhänge.

Der Sonnenstrahl landete auf ihrem Kopf. Das samtig braune Haar schimmerte, als wäre es mit Gold des Herbstes verwebt. Das Rosa ihrer vollen Lippen trugen die Sinnlichkeit einer Kirschblüte. Ihr gesamter Anblick machte mir Mut, dass dieser Tag hell und freundlich würde. Das unsere Liebe ein Durchhaltevermögen aufbrachte, die durch nichts zu kippen war. Es war ein erhebendes Gefühl, sie zu halten. Ich schätze ihre Nähe und ihren Mut, trotz ihrer Ängste sich für mich zu entscheiden. Doch es zerriss mich zu wissen, dass sie sich in ihrer eigenen Stadt nicht sicher fühlte und ich sie für einen Augenblick verstecken musste. Ich löste vorsichtig meinen Arm von ihr in der Hoffnung das sie nicht aufwachen würde. Plötzlich schossen so viele Fragmente von Sätzen, Strophen und Versen durch meinen Kopf und ich musste diese unbedingt aufschreiben. Fast geräuschlos konnte ich mich aus dem Schlafzimmer schleichen und machte mich auf dem Weg ins Wohnzimmer. Mein Glück war, das Mitch zuvor daran gedacht hatte, mein ledernes Notizbuch aus meinem Haus mitzunehmen.

Meine Klamotten waren mir egal, aber nicht dieses tragbare Gedankengut auf vergilbten und bekritzelten Seiten. Etwas, auf das ich unmöglich verzichten konnte. Auf diesen Blättern standen unzählige Momente, die mein ganzes Leben geprägt hatten. Gedicht, Songs oder simple Erinnerungen und Gefühle. Und ich wollte, dass Emma genauso dazu gehört wie dieses alte Büchlein. Auch auf sie konnte und wollte ich nicht mehr verzichten. In einer Schublade vom Schrank kramte ich eilig einen Stift hervor. Ich suchte mir einen Platz auf der Sitzbank am Fester. Breitbeinig nutze ich diese Bank gleichzeitig als Tisch. Schnell schlug ich die nächste freie Seite auf und begann zu schreiben.

„Beneath the morning's golden embrace,

She rests in dreams, a tranquil grace.

Breathtaking hues paint the sky,

As dawn unfolds, an enchanting sigh.

Brown hair kissed by the sun's first light,

A celestial dance, a soft delight.

Pink lips, a bloom in morning's glow,

Whispers of love the zephyrs bestow.

Green-brown eyes, in dawn's gentle hue,

Reflect the promise of a day anew.

Breathtaking || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt