In der Dunkelheit

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Emma

Alles um mich herum fühlte sich an, als wäre ich in Watte gepackt. Meine Bewegungen waren steif und stockend, als wollten sich meine Muskeln überhaupt nicht bewegen. Konnte das wirklich echt sein? War das nur ein Traum? Ein Albtraum? Wann würde ich wieder aufwachen? Warme, kräftige Arme schlangen sich um mich und hoben mich hoch. „Ich bin gleich zurück. Ich bring sie ins Bett." Hörte ich eine mir vertraute Stimme. Harry. Er war hier. Er hat mich aus dem Krankenhaus abgeholt. Kraftlos lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. Seine Lippen drückten sich gegen meine Stirn. „Du musst dich ausruhen, Love." Sprach er mit leiser Stimme zu mir. Ich war müde, so müde. Dieser Abend hatte mich meine komplette Energie gekostet.

„Harry", hauchte ich leise und versuchte zu ihm aufzusehen, als er mich ins dunkle Schlafzimmer brachte. Das Licht vom Flur beleuchtete seinen besorgten Blick. Ich versuchte Worte über meine Lippen zu bringen, aber es gelang mir einfach nicht. Stattdessen füllten sich meine Augen mit Tränen. Alles, was ich empfand, kochte in mir hoch. Die Tränen flossen aus Angst, Wut und abgrundtiefe Trauer. Ich schlang meine Arme um Harry Hals und er blieb vor dem Bett stehen. Er drückte mich fest an sich. „Shh... Love. Ich bin bei dir. Wir schaffen das. Ich werde dafür sorgen, dass diese Person gefunden wird, der das getan hat." Versicherte er mir und küsste mehrmals meine Schläfe. Er setzte sich auf das Bett und hielt mich weiterhin fest. Ich nickte nur sanft und meine heißen Tränen sickerten in Harrys weißes Hemd. Er summte leise und streichelte mir über meinen Hinterkopf.

„Lass es raus, Love. Halte keine Tränen zurück. Schrei, wenn es nötig schlag mich, wenn es dir hilft. Aber halte nichts zurück Emma. Lass deinen Gefühlen freien Lauf." Und dann platze es wie ein Kanonenschlag aus mir und ich begann zu schreien und raufte mir die Haare. Ich hatte so viel Wut in mir. Alle meine Werke waren vernichte. In ihnen hatte ich so viel Zeit und Liebe gesteckt. Sie waren nicht einfach nur bunte Farbe auf einer Leinwand. „WIESO!" Schrie ich und Harrys Griff um mich wurde fester. „Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden." Dang seine Stimme durch meine Schreie. Ich wollte alles um mich herum zerstören. Ich wandte mich aus seiner Umarmung und schlug auf Harrys Brust ein. „ALLES IST ZERSTÖRT. NICHTS IST MEHR ZU RETTEN!" Schrei ich weiter und schlug auf seine Brust ein.

„Es.. tut mir ... so.. leid." Sprach er mit tiefer, stockender Stimme. „Ich habe doch niemanden etwas getan, Harry." Sprach ich leiser und wurde plötzlich sehr schlapp. Ich hatte meine Kraft rausgelassen und sackte schluchzend an seiner Brust zusammen. „Ich weiß Love. Ich weiß!" Versuchte er mich mit sanfter Stimme zu beruhigen. „Was ist los?" Hörte ich die Stimme von Sue, doch ich versteckte mein Gesicht an Harry Hals. „Schon gut, es ist alles in Ordnung. Ich komme gleich ins Wohnzimmer." Meinte er zu ihr, worauf ich ihre Schritte hörte, die sich wieder entfernten. Kurz darauf verebbten meine Tränen und ich schaffte es kaum noch, meine Augen aufzuhalten. Ich spürte, wie er mit mir aufstand und mich auf sein Bett legte. Mein Körper sank in die Matratze und mein Kopf ruhe auf einem Kissen, aber meine Hand hielt immer noch den Kragen seines Hemdes fest. „Geh nicht weg, Harry, bitte!"

„Ich geh nirgendwo hin, Love." Flüsterte er mir zu und legte sich neben mich hin. Er nahm mich in den Arm und seine Finger begann meinen Zopf zu lösen. Behutsam krauelte er meinen Kopf, bis mir einfach die Augen zu fielen. Ich lauschte seinem entspannten Herzschlag. „Ich liebe dich, Love!" Flüsterte er mir gegen meinen Scheitel und küsste diesen. „Ich dich auch", murmelte ich und legte mein Bein über seinen Oberschenkel. „Schlaf etwas Love." Hörte ich seine Stimme, die sich immer mehr mit den Pochen seines Herzens mischte. Es dauerte nicht lange und ich rutschte in eine Dunkelheit, die mich schaudern ließ.

Schaukelt bewegte sich mein Körper durch diese Dunkelheit. Ich versuchte dem entgegenzuwirken. Mit Kraft bewegte ich meine Füße, doch das war sinnlos, ich kam einfach nicht voran. Es war, als steckte ich in einer Teergrube. Je mehr ich mich bewegte und wehrte, desto tiefer sank ich. Mein Blick war starr voraus gerichtet und irgendwann begann ich kleine Dinge zuerkennen. Es waren Hände, die aus kleinen Rissen der dunkeln Maße heraustraten und nach mir griffen. Meine Arme und Beine wurde Festgehalt. Ich wollte schreien und versuchte es auch, doch es war nichts zu hören. Nur ein schreckliches Lachen. Verzerrt und unreal, fast schon mechanisch. In der Dunkelheit erschien eine graue Gestalt, von der man die hellen Zähne sehen konnte, die sich zu einer Grimasse verzog. Das Lachen wurde lauter und dröhnte in meinen Ohren. Doch ich konnte sie mir nicht einmal zu halten. Die Hände an mir packten immer fester zu.

Breathtaking || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt