Dumpfes Stimmengewirr

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Harry

Mit dem Kopf auf meinen Händen gestützt saß ich am Tisch eines fensterlosen Raumes. Es war erdrückend. Kaltes Licht und dunkle Wände, die mir mehr und mehr den Eindruck gaben, enger zu werden. Schon nach wenigen Minuten hatte ich dieses erdrückende Gefühl von Unwohlsein, Angst und ein bisschen Panik. Die Luft war stickig und ich glaubte, den Geruch von Urin wahrzunehmen. In dieser Atmosphäre war es sehr schwer für mich, entspannt zu bleiben. Seit einer Ewigkeit saß ich hier und wartete darauf, dass Jeff und Thomas endlich kommen würden. Die Polizei war nicht davon begeistert, als ich sagte, dass ich nichts ohne meinen Anwalt aussagen würde. Natürlich habe ich ihnen damit Kanonenfutter gegeben und mich noch verdächtiger gemacht, als ohne hin wirkte. Keine Ahnung, wie lange ich in diesen Raum wirklich schon fest saß. Ich hatte keine Uhr dabei. Immer hin hatten sie mich in Jogginghose und Shirt abgeführt. Mein Handy musste ich abgeben. Ich hatte genug Serien von Kriminalfällen gesehen, um zu wissen, dass die Beamten damit verhindern wollten, dass ich durch Nachrichten oder Anrufe andere beeinflussen könnte.

Es gab früher einige Momente, indem ich glaubte, von der Polizei abgeführt zu werden. Aber bis auf Verwarnung und 1000 von Strafzettel wegen unerlaubten oder falsch Parkens war ich der Polizei nie so nahegekommen wie heute. Irgendwie war es erniedrigend, so behandelt zu werden. Es tat nicht gut, dass alle mich verdächtigten. Ich wusste, dass ich nichts getan hatte. Aber das wussten die Ermittler nicht. Ich betrachtete meine Finger. Ich war ja dankbar, dass wir in modernen Zeiten leben und Fingerabdrücke nicht mehr mit Tinte abgenommen werden, sondern bereits digital eingescannt werden. Ob wohl ich nichts verbrochen hatte, kam ich mir trotzdem vor wie ein Verbrecher. Aber ich können den Beamten das nicht übel nehmen, denn schließlich machen sie nur ihren Job.

Sofort schweifte mein Gedanke zu Emma. Wie musste sie sich fühlen? Es war bestimmt nicht einfach zu zusehen, wie ich aus meinem Haus geholt wurde. Ich hatte nicht mal Zeit mit Mum und Dad zureden, geschweige mit Gemma. Das würde für sie ein Schock werden. Ich konnte sie nicht mal warnen. Und nun würden sie unvorbereitet von allen mit reingezogen. Die Presse würden sich auf sie stürzen, wie Hyänen auf Aas. Ich wünschte, ich hätte das alles verhindern können. Der Gedanke, wie die Journalisten sich um Emma sammelten und sie mit unnötigen Fragen Unterdruck setzten, machte mich fertig. Mitch, Mum, Dad und Gemma wussten damit einigermäßig umzugehen, aber nicht sie. Wut brannte ihn mir auf, weil ich einfach nicht begriff, welches Ziel der Täter mit dieser Aktion erreichen wollte. Sicher war, dass dieser Mensch mir nicht zwischen die Finger geraten durfte, sonst wäre es vorbei mit Freundlichkeit. Somit hätte die Polizei wirklich einen Grund, mich zu verhaften. Die Wut galt demjenigen, der es geschafft hatte, mich unter Verdacht zu stellen. Dies galt ihm allein, weil er damit meiner Freundin seelischen Schaden zugefügt hatte.

Von zittrigen Beinen zum nervösen Zupfen an meiner Unterlippe. Bis zu dem Moment, als sich meine Hände zu Fäusten formten, dachte ich, dass ich mich kontrollieren könnte. Doch dann kochte es in mir über. Völlig außer mir schlug ich auf den Tisch, stand ruckartig auf und brachte den Stuhl zu Fall. Der metallene Stuhl fiel lautstark zu Boden und es hallte durch den kleinen Raum. „Wie lange wollt ihr mich hier noch festhalten?" Rief ich laut in die obere linke Ecke das Raumes, von der eine Kamera auf mich gerichtet war. Ich stand einfach nur da und versuchte mich zu beruhigen. Hastig hob ich den Stuhl wieder auf und stellte diesen etwas überreizt an den Tisch zurück.

Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel Wut in mir spürte. Normalerweise war es nie ein Problem, mich zu kontrollieren, doch das hier brachte mich an meine Grenze. Durch meine Haare wuschelnd, stützte ich mich an eine Wand und glitt zu Boden. Mit dem Rücken an dem kalten Beton gelehnt, schloss ich die Augen und ließ meinen Kopf immer wieder gegen diesen festen Widerstand knallen. Ich wollte hier nur noch raus zu Emma. Ich wollte ihr zeigen, dass ich nichts damit zu tun hatte. Keine Ahnung, wieso, aber ich hatte Angst, dass sie mir nicht glauben würde. Und dass war das letzte, was ich wollte. Sie sollte nicht denken, das ich es war. Mir ist klar, dass ich nicht der perfekte Partner bin. Ich habe viele Fehler und Macken. Auch ich lernte noch immer, wie ich mit diesen Leben umzugehen habe. Aber ich wollte das nicht mehr ohne Emma.

Breathtaking || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt