Den Tränen nahe

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Emma

„Wenn alles klappt, sind wir in 40 Minuten wieder zurück und holen dich ab. Sollte etwas sein Ruf an verstanden?" Bat mich Harry und drückte mir mehrere Küsse auf den Mund, als würde er mich nicht wiedersehen. „Verstand. Hier nimm meinen Hausschlüssel, damit ihr rein könnt, wenn es draußen brenzlich wird. Seit vorsichtig!" Forderte ich ihn auf und sah über Harry Schulter zu Rocco, der zustimmend nickte. „Danke Love. Werden wir versprochen." Ich atmete tief durch und küsste ihn ein letztes Mal. Als die beiden raus waren, schloss ich die Tür hinter ihnen. Mit schnellem Schritt lief ich ins Schlafzimmer und begann meinen Kleiderschrank zu plündern. Es ging lediglich darum, Klamotten zusammenzusuchen und einkaufen zu fahren. Trotzdem hatte man das Gefühl, auf der Flucht zu sein.

Ein Gefühl, das mir überhaupt nicht gefiel. Es lag wie ein Stein auf meiner Brust und erschwerte mir das Atmen. Während ich einige meiner Sachen aussortierte und in einen kleinen Koffer verstaute, hoffte ich, dass die Zeit schnell vergehen würde, damit ich wieder mit Harry nach Downshire Hill zurückkonnte. Nach 20 Minuten saß ich mit dem gepackten Koffer im Wohnzimmer und ließ mich auf mein Sofa fallen. „Kommt schnell zurück, Harry." Flüsterte ich zu mir selbst und ließ meinen Kopf auf der Sofalehne fallen. Für einen Moment schossen mir sämtlich Fragen in den Schädel, die mir in den Tagen nicht in den Sinn kamen. Nur weil ich nie alleine war. Es war immer jemand bei mir. Sue, Mitch, Rocco oder Harry. Allein zu sein und zu warten war nicht toll. Würde das immer so laufen? Sich verstecken? Alles heimlich machen? Was würde mit meiner Kunst werden? Mit meinem Atelier? Was passiert mit der Ausstellung und den Verträgen über die Leihgabe der Gemälde?

Ich wusste, dass ich früher oder später mich noch mit Monica unterhalten musste. Das würde nicht einfach sein. Welchen Optionen hatte ich denn? Ich schlug die Hände über meinem Gesicht zusammen und kämpfte mit den Tränen. Klar hatte ich im Atelier noch einige Bilder, die sich für eine Ausstellung verkaufen würden. Trotzdem schmerzte mich der Verlust sehr. Ich versuchte meine Gedanken wieder zu klären, an etwas anderes zu denken. Mit einem Grinsen stellte ich mir den Abend mit Harry vor, wie er kochte und mir ein Glas Wein einschenkte.

Ein heftiges Hämmern an meiner Tür riss mich ruckartig aus meiner Vorstellung. Ich sprang auf und starrte auf die Wohnungstür. Angespannt lauschte ich und zuckte zusammen. Harry konnte es nicht sein, er hat den Schlüssel. Ich zückte mein Handy und hielt meine Finger auf dem Kurzwahlspeicher. „Emma? Emma, machen Sie auf! Hier ist Monica." Hörte ich ihre abgeschirmte Stimme hinter der Tür. „Monica!" Hauchte ich erleichtert und eilte zur Tür und öffnete diese. „Oh, da sind Sie ja. Tut mir leid, dass ich Sie so überfalle. Aber in 10 Minuten kommt ein Vertreter der Versicherung, um den Schaden zu begutachten. Und es wäre von Vorteil, wenn sie dabei wären." Sie sprach hastig. „Oh, ähm, ließe sich das verschieben?" Fragte ich nach, doch sie schüttelte nur den Kopf. Mist. Das machte gerade einen Strich durch meine Rechnung. Meine Gedanken rasten. „Okay. Geben Sie mir zwei Minuten." Bat ich sie, ließ sie rein und wählte die Nummer von Harry. „Monica, sind Sie mit Auto?" Wollte ich wissen, während es klingelte. Sie nickte, was gut war. Somit waren wir nicht nur schneller da, sondern auch auf den Weg zur Galerie ungesehen. „Komm schon, geh ran!" Flüsterte ich ins Handy und wartete darauf, dass er ran ging.

Ich versuchte es ein weiteres Mal, doch er ging nicht ran. Vielleicht hörte er es nicht oder es ist im Auto. Also schrieb ich ihm eine Nachricht, dass ich mit Monica in die Galerie fuhr, wegen einer Versicherungsprüfung. „Okay, lassen Sie uns los." Zusammen mit ihr verließ ich meine Wohnung und eilte zu Ihrem Auto, was glücklicherweise vor der Tür stand. Mit dem Auto waren es keine 2 Minuten bis zu der Galerie. Wir hatten Glück und keine Presse stand vor dem Haupteingang. Dennoch nutzen wir die Rückseite. „Wir sind gut in der Zeit." Meinte sie und schloss die Tür des Hintereinganges auf. Sofort schlug mir der beißende Geruch von Lackfarbe entgegen. Meine Brust zog sich zusammen, als ich den hinteren Bereich betrat, und umklammert mein Handy fester. Als Monica das Licht anschaltete, setzte mein Herz einen Schlag aus. Ich sah auf die verstörend Bilder und war den Tränen nahe. Schnell schaute ich auf mein Handy und prüfte, ob Harry mir geantwortet hatte. Aber nichts. Erneut versuchte ich ihn anzurufen. Bis auf das Freizeichen passierte aber nichts. In diesen Moment hatte ich mir am liebsten eine Ohrfeige verpasst, das ich vor Tagen nicht die Nummer von Rocco abgespeichert hatte. Und die von Mitch hatte ich auch nicht. Nun war meine letzte Option Sue.

Breathtaking || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt