Viele dunkle Schatten

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Harry

Vor knapp einer Stunde, hatte ich Emma in meinem Haus begrüßt und sie gebeten etwas zu warten und es sich im Wohnzimmer bequem zu machen. Mitch und ich waren nicht ganz fertig geworden und wollten noch schnell etwas zu Ende bringen. Manchmal waren wir tagelang hier unten, während oben die Zeit an uns vorbei strich. Oft fühlte es sich an, als wäre man eine Fledermaus, die vom Tageslicht geblendet wurde und ihre Orientierung verloren hatte. Ich wusste, ich hätte mich heute mehr konzentrieren müssen, wodurch wir auch schneller voran gekommen wären. Doch immer wieder schweiften meine Gedanken zu Emma ab. Mit eine lauten Klatschen lenkte Mitch meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Sofort bekam ich den angepissten und trotzdem emotionslosen Blick von ihm. „Sorry Kumpel", entschuldigte ich mich und kratzte mir verlegen am Hinterkopf. Er seufzte, stand wortlos auf und brachte seine Gitarre zurück in die Halterung.

„Es macht ja doch keinen Sinn. Du bist nicht bei der Sache." Brummte er vor sich hin. „Reicht ja schon, dass du sie da oben alleine lässt. Wer weiß, wie viele Fotos sie schon gemacht hat, um damit anzugeben." Brachte er seinen Unmut zum Ausdruck und ging zur Studiotür. Ich klappte mein Notizbuch zu und folgte ihm. Mich ärgerte es, dass er so schlecht über Emma dachte und sprach, obwohl er sie weder gesehen noch gesprochen hatte. Er schätzte sie völlig falsch ein. „Nun mach mal einen Punkt, Mitch. Emma ist nicht wie die anderen Frauen und sie ist auch kein durchgedrehter Fan. Du weißt, was sie in L.A. durchgemacht hatte. Warum sollte sie dann alles von mir im Netzt preisgegeben? Es würde dir gut tun nicht immer alles gleich so negativ und bedrohlich anzusehen." Meinte ich etwas patzig und ging die Treppe nach oben. „Und dir würde es gut tun genau das mal zu machen, bevor du wieder auf die Schnauze fällst. Oder dich in Selbstmitleid wieder mit sämtlichen scheiß vollpumpst oder in irgendeiner Gasse aufwachst." Konterte er lautstark. „Du tust so als würde das mir jedes Mal passieren." Schnauzte ich ihn an. „Das nicht du Idiot, dennoch oft genug. Du hast Freunde, die sich sorgen um dich machen und eine scheiß Angst um dich hatten. Keine von uns will dich noch mal so leiden sehen. Verstehst du das nicht?" Machte Mitch mir klar.

Und wie mir das bewusst war. Es geschah nicht nur einmal, das mich mein Selbstmitleid fast zerstört hatte. „Ich weiß Mitch. Und ich habe auch nicht vor, dass es noch mal passiert." Lenkte ich ein. „Was macht dich so sicher, dass es diesmal anderes läuft, Harry? Was gibt dir die Sicherheit, dass es dir nicht wieder den Boden unter den Füßen wegreißt?" Brummte er genervt. „Nichts Mitch, einfach gar nichts. Ich bin nicht Supermann und bin nicht unverwundbar. Natürlich kann das alles schief gehen. Aber ich kann anderes damit umgehen verdammt. Ich bin wieder bei Sharon und das ist gut so. Aber bei Emma kann ich nur sagen, das Gefühl was ich empfinde, wenn sie in meiner Nähe ist unfassbar intensiv. Dieses extreme kribbeln in meinen ganzen Körper, wenn ich sie sehe oder nur an sie denken muss. Verstehst du das? Es ist anderes als je zu vor. Ich würde Ozeane für sie durchschwimmen oder um die Welt rennen, nur um sie zu sehen." Platze es euphorisch aus mir. „Oh man Harry." Schüttelte er den Kopf und massierte sich das Nasenbein „Ich möchte dich, als mein Freund bitten ihr eine Chance zu geben und sie kennenzulernen." Bat ich ihn und legte meine Hand auf seine Schulter. „Wenn sie das überhaupt noch will." Entgegnete Mitch, senkte seine Stimme und zeigte in Richtung Wohnzimmer Wir waren so in rage, dass wir vergessen hatte, dass wir uns direkt auf dem Flur, neben dem Wohnzimmer angeschrienen hatten. Das habe ich ja mal wieder ganz toll hinbekommen. Was für Eindruck machte das bitte. Vorsichtig beugte wir uns vor und schauten am Türrahmen vorbei. Auf dem Sofa saß Emma, kerzengerade und mit gefalteten Händen im Schoß. Im gedämmten Licht des Wohnzimmer konnte ich ihren knallroten Kopf erkennen. Ihr Blick war gesenkt. Sie hatte alles gehört. Einfach alles. „Love?" Rief ich leise und ging langsam zu ihr an das Sofa. Weiterhin blieb ihr Blick gesenkte. Langsam kniete ich mich vor ihr. „Tut mir leid. Ich wollte keinen Streit zwischen euch auslösen. Ich sollte vielleicht gehen. Dann... dann störe ich euch nicht bei eurer Arbeit." Meinte sie hastig und stand blitzschnell auf. „Nein. Nein. Warte. Ich muss mich entschuldigen." Wandte Mitch ein und kam ins Wohnzimmer.

Breathtaking || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt