Seine Nähe

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Emma

Der Tee wärmte meinen Magen, während ich meinen Blick über den Pool im Garten von Harry schweifen ließ. Sein Anwesen war riesig und purer Luxus. Etwas, das ich mir so nie leisten könnte. Ich dachte nicht einmal, wenn ich meine Bilder zu Höchstpreisen verkaufen würde. Trotzdem hatte es etwas von einen luxuriösen Urlaubsaufenthalt in L.A.. Der Gedanke dreht sich, als ich nur für einen kurzen Moment an Brenner denken musste. Ein Engegefühl machte sich meiner Brust breit und Gänsehaut verteilte sich auf meiner Haut. „Emma? Alles okay?" Hörte ich plötzlich seine warme, leise beruhigende Stimme und ich sah, wie er seine Hand an meinen Oberarm legen wollte, aber sie doch wieder senkte. Sofort verschwand das Engegefühl in mir und ich konnte einatmen. Ich zog ein paarmal tief die Luft ein und nickte Harry zu. „Ja, es ist alles okay."

„Okay,... du weißt, du kannst jederzeit mit mir reden.", wiederholte er sein Angebot von der Küche. „Ja, danke, Harry.", versicherte ich. Nickend reichte er mir die Badesachen und einen Bademantel. Man roch, dass der flauschige Mantel frisch gewaschen war, und dennoch hatte er nach Harry gerochen. Sein Geruch einer Mischung aus Tabak und Vanille hatte eine unglaublich beruhigend Wirkung auf mich. „Wenn du durch das Wohnzimmer Richtung Treppe gehst, kommst du zum kleinem WC. Da kannst du dich umziehen." Seine Worte drangen nur leise an meine Ohren, aber ich verstand alles. Ich brauchte zwar einen Augenblick, bis alles im Kopf ankam und bewegte mich nickend zum Bad.

Es dauerte nicht lange und ich war umgezogen, eingewickelt im Bademantel und lief wieder zur Terrasse. „Keine Sorge, hier kann dich niemand sehen. Entspann dich etwas. Wenn du etwas brauchst, ruf einfach nach mir. Ich bin in der Nähe." Er begleitete mich bis zum Pool und stellte meine Tasse Tee an den Poolrand. Er lächelte. Ein Lächeln, was mein Herz zum Hüpfen brachte. Leicht schief und mit Grübchen. Ich lächelte zurück und legte den Bademantel ab, stellte mich an den Rand, holte Luft und sprang kopfüber in das kühle Nass. Die Welt um mich herum verstummte und nur das dumpfe Rauschen des Wassers umspielt meine Ohren. Diese Stille hier war einzigartig und besonderes. Oft, wenn ich mit meinen Bildern nicht weiter kam, ging ich schwimmen und ließ mich treiben, um wieder zu mir zu finden. Nirgends konnte man sich so schwerelos fühlen wie im Wasser, egal wie schwer die Gedanken, Probleme oder Sorgen auch waren. Hier war alles leichter. Ich tauchte lange, hielt den Atem an und spürte den Druck in meiner Lunge. Diesen Zwang einatmen zu wollen, zu unterdrücken, bis man ans andere Ende vom Pool gelangt.

Aber es war nicht nur der Druck in meiner Lunge, der mich nun dazu zwang aufzutauchen. Immer wieder schossen mir die Bilder von Brenner durch den Kopf, wie er mich grob packte und seine Worte, die in meinem Ohr dröhnten. Dazu kam noch der Schmerzen in meinen Waden, die plötzlich verkrampften und mir die restliche Luft aus der Lunge pressten. Es war ein fürchterliches Gefühl. Ich versuchte mich an die Oberfläche zu kämpfen und schluckte immer wieder etwas Wasser. In diesen Moment glaubte ich im Pool zu ertrinken. Nicht nur im Wasser, sondern auch gedanklich. Brenner nahm viel zu viel Raum ein. Wie ein Stein begann ich langsam nach unten zu sinken, ich wehrte mich nicht mehr und die Dunkelheit griff nach mir. Bis mich ein starker Ruck erfasste, nach oben zog und kühle Luft über meine Haut wehte. „EMMA? EMMA! FUCK!!!", hörte ich eine leise besorgte Stimme und einen kurzen festen Druck an meinem Brustkorb. Ich begann zu husten, spuckte etwas Poolwasser aus und holte hektisch Luft. Ich hielt meinen Kopf hoch und krallte mich an den Armen fest, die mich umklammerten, bis wir an einer flachen Stelle des Pools zum Stehen kamen.

„Schau mich an Emma!", forderte mich die Stimme auf und eine Hand griff unter mein Kinn. Ich sah ihn an und schaute in die grünen Augen von Harry. Ich versuchte gleichmäßig zu atmen, doch ein seltsames Gefühl überrannte mich. Furcht, Erleichterung und Dankbarkeit. Ich schlang meine Arme um Harry Hals und begann zu weinen. Zögerlich legte er seine Arme um mich und hielt mich schweigend fest. „Es tut mir leid.", schluchzte ich. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Alles ist okay. Ich bin hier Emma. Ich habe dich.", flüsterte er mir leise ins Ohr und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. Es beruhigte mich und meine Tränen begannen langsam zu versiegen. „Komm. Ich helfe dir erst mal aus dem Pool.", meinte er und ich schüttelte den Kopf. Ich wollte noch nicht. Mir schmerzten meine Beine, mein Brustkorb tat weh und mein Kopf dröhnte. „Emma!", hauchte Harry leise. Wie er meinen Namen aussprach, war wie Balsam für meine Seele. „Nun hast ... Du mich ... zum dritten Mal gerettet. Wie kann ich dir je dafür danken?", begann ich und fühlte, wie er Luft holte, um etwas zu sagen, doch ich sprach weiter. „Wärst du nicht gewesen hatte Brenner Schlimmeres angetan, als mich zu fesseln und sich ... mit seinem ... an mir zu reiben. Er meinte, je mehr ich mich wehre, desto mehr wollte er seinen ... Schwanz in mich rammen!", erzählte ich ihm nun. Wie ich diesen Satz aussprach, wurde sein Griff fester um mich. Ich konnte sein Herz an meinen Brustkorb spüren, es raste genauso heftig wie meines. „Es tut mir so unendlich leid, Emma."

Breathtaking || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt