Beschwerliche Pfade

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Jisungs Pov:

„Es sollte hier keiner forschen... und das hat auch keiner. Alle haben sie ganz brav den Gang dort oben untersucht und entweder befindet sich an dessen Ende ein weiteres Grab, welches womöglich einfach als Tarnung dient oder er endet im Nichts."

Ein oder zwei Minuten liefen wir in vollkommener Stille weiter und langsam wurde die Luft in dem Gang stickig, da kein frischer Sauerstoff zirkulieren konnte. Erst als der Pfad deutlich steiler wurde und noch rascher in die Tiefe führte, meldete sich Yeosang zu Wort.

„Das ist schon echt absurd... manchmal glaube ich, die Menschen haben früher alles besser durchdacht als wir heute. Hinter jeder dieser Grabanlagen steckt System und so viel handwerkliche Präzision, dass es fast beängstigend wirkt." Mein Kumpel war dicht hinter mir und wie ich ihn kannte, sah er sich genau um, damit wir nicht unangenehm überrascht werden würden.

Der abwärtsführende Gang wurde allmählich schmaler und dennoch schritten wir zügig voran. Bis jetzt konnten wir aufrecht gehen und alles wirkte friedlich. Die Wände des Schachtes waren lediglich glatt behauen aber noch vollkommen schmucklos, was entweder bedeutete, wir waren noch nicht nahe genug an der Grabkammer oder der Gang führte gar nicht ans Ziel. Doch urplötzlich stoppte ich und Yeosang lief in mich hinein, sodass ich beinahe nach vorn gestolpert wäre, hätte er mich nicht festgehalten.

„Was ist denn?", fragte er verwundert, doch als er an mir vorbeilugte, konnte er sich die Antwort selbst geben. „Oh."

Dieser Laut, der zwischen Unglauben und Faszination lag, traf die Beschreibung einer Falle zwar nicht ganz passend, aber ich würde dafür jetzt eine Lösung finden müssen, bevor wir weitergehen konnten. Zumindest eines war nun beinahe sicher: Wir waren auf dem richtigen Weg.

Der steinerne Gang vor uns sah genauso aus, wie die bisher zurückgelegten Meter und dennoch störte ein entscheidendes Detail das Gesamtbild. Der Pfad war zu glatt und nicht ausgetreten wie der Rest. Ein todsicheres Indiz dafür, dass es sich um einen Mechanismus handelte, der dann durch das Drauftreten ausgelöst wurde. Ich holte also einen der schweren Steine aus meinem Rucksack und ließ ihn auf die Bodenplatte vor mir fallen.

Viel schneller als man es massivem Gestein zutrauen würde, lösten sich große Felsbrocken aus dem Wand- und Deckenbereich und prasselten auf den Boden nieder. Etwas missmutig sah ich zu, wie die kleine Gerölllawine einen Teil des Ganges versperrte und wir wohl oder übel zunächst ein wenig Platz schaffen mussten.

Prüfend trat ich einen halben Schritt nach vorn und sah hinauf zu dem Loch in der Decke. Es fröstelte mich kurz, als ich mir vorstellte, dass sich noch weitere Steine ablösen könnten und womöglich den gesamten Gang versperrten. Außerdem war es jedes Mal gruselig, zu beobachten, wie effektiv diese Fallen funktionierten. Unwillkürlich musste ich daran denken, wie es wohl einem Menschen ergehen würde, der unter dieser Last aus Steinen lag... jedenfalls nicht besonders gut.

Sicherheitshalber wagte ich mich nur schrittweise voran, um notfalls immer umkehren zu können, doch als ich direkt vor dem Geröllhaufen stand, atmete ich tief und beruhigend durch und begann, einige der großen Steine aus dem Weg zu heben oder sie so weit wie möglich zur Seite zu rollen.

Yeosang tat dasselbe dicht hinter mir und räumte mir mehr Platz für weitere Gesteinsbrocken frei.

„Also ich will mich wirklich nicht beschweren und auch keine miese Stimmung verbreiten, aber wir müssen aufpassen, dass uns die Zeit nicht davonläuft. Wir sind schon eine Weile unterwegs und dabei haben wir nur etwa eineinhalb Stunden Pause." Yeosang blickte prüfend auf seine Uhr. „Es bleibt uns noch genug Zeit, das Grab zu finden, aber wir sind schon mindestens dreißig Minuten unterwegs und diese verdammte Falle wird uns sicher weitere zehn Minuten kosten. Das bedeutet, wir werden nicht viel Zeit im der Grabkammer verbringen können... wenn wir sie überhaupt finden."

God-king of Egypt | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt