Oberste Order

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Jisungs Pov:

Die aufgetischte Mahlzeit, die ich Yeji zu verdanken hatte, fiel üppiger aus, als ich mir hätte träumen lassen. Neben verschiedenen Gemüsesorten wie Bohnen und Erbsen reichten uns die Bediensteten mit Fleisch gefüllte Küchlein, die man zwar etwas besser kauen musste, aber dafür umso besser schmeckten. Ich musste offensichtlich sehr ausgehungert gewesen sein, denn der Mann, der mir mein Essen reichte, hatte doch etwas unsicher zwischen mir und dem dritten Küchlein hin und her gesehen, so als bezweifelte er, dass ich dieses auch noch vollständig verzehren konnte. Natürlich bewies ich ihm das Gegenteil und stieß einen erleichterten Seufzer aus, als ich mir den letzten Rest Brotteig in den Mund schob und feststellte, dass ich nun sehr satt war.

Sunoo und Niki schienen ebenfalls erstaunt von meiner Schlemmerei und fragten sogleich, was ich in meiner Heimat sonst aß und ob das Essen hier so viel besser war.

Sie wären sicher überrascht, wie lecker eine Salamipizza oder ein saftiger Hähnchenburger schmeckt.

Aber da sie leider nichts von den Vorzügen der Zukunft wissen durften, stammelte ich eine Erklärung zusammen, die zu dem Leben eines einfachen Mannes passten. Nur reiche Menschen konnten sich mehrmals oder sogar täglich Fleisch als Speise leisten, während für die Bauern häufig ihre eigens angebauten Gemüse- und Getreidesorten als Hauptnahrungsquelle dienten.

Nach dem Essen führten mich Niki und Sunoo gemeinsam zurück in den großen Raum, in dem die Betten standen und zeigten mir mein eigenes. Sie machten mich auf die gute Verarbeitung der Decke aufmerksam und ließen auch die Truhe neben dem Bett nicht außer Acht, die ich ab heute dafür nutzen sollte, meine Habseligkeiten in ihr zu verstauen. Auch Seungmin kam nach einer Weile hinzu und rettete mich somit vor einigen präziseren Fragen zu meiner Vergangenheit. Die beiden Jüngsten waren dabei keinesfalls aufdringlich und vielmehr ehrlich begeistert von meinen Berichten, doch ich wollte mich ungern zu tief darin verstricken und am Ende noch bei einer Lüge ertappt werden.

Deshalb schloss ich mich Seungmin an, der mich dazu einlud, ihn zu einem Bad zu begleiten, sodass wir uns waschen konnten. Etwas überrascht war ich doch, als uns auch dorthin zwei Bedienstete folgten.

Mir wurde erst allmählich bewusst, wie hoch angesehen man als Gast oder eher Mitglied des Königspalastes behandelt wurde. Allerdings führte es mir auch vor Augen, dass die Bediensteten, die uns das Essen brachten und immer zur Stelle zu sein schienen, wenn einer der anderen etwas brauchte, in Wahrheit vielmehr Sklaven waren. Auch darüber hatte ich in meinem Studium gelernt und leider war es für diese Zeit nicht unüblich, Sklaven zu halten oder sie als Bedienstete einzusetzen.

Es stimmte mich seltsam melancholisch, als ich neben Seungmin herlief, um zum Bad zu gelangen und dabei daran dachte, dass ich nicht viel besser war als einer unserer Diener. Ich war ebenso gefangengenommen worden, aus meiner Heimat gerissen und in den Palast verschleppt, wo man mich dazu bringen wollte, dem König zu dienen. Auf eine bizarre Weise unterschied ich mich kaum von diesen Männern und Frauen und doch hoffte ich für sie, dass sie ähnlich wie ich an diesem Abend zumindest ohne Schmerzen und mit gefülltem Magen schlafen gingen.

So angepriesen die Hochkultur Ägyptens auch sein mochte, so grausam und berechnend war das System, in dem ich mich nun zurechtfinden musste. Ich musste der Wahrheit ins Auge sehen: Sklaven, gottgleich behandelte Könige, Ränkespiele, Blutvergießen und ein Harem voller junger Menschen war hier die Normalität. Ich allein war der bunte Vogel, nur ich fand all das befremdlich und beängstigend.

Jedenfalls schwärmte Seungmin in den höchsten Tönen von all den Schönheitstinkturen und den duftenden Ölen, die zum Baden zur Verfügung standen und als ich den Waschraum betrat, musste ich ihm tatsächlich zustimmen. Die Luft war angefüllt mit einem milden Duft nach verbrannten Gewürzen, vermutlich Weihrauch, und es gab mehrere Wannen aus Kupfer, die bereits mit Wasser gefüllt waren. Für einen Moment war ich verblüfft davon, dass selbst das Badezubehör im Palast des Pharaos so extravagant sein musste. Ich hatte vielleicht mit einem großen Holzzuber und einer rauen Bürste gerechnet, aber eine kupferne Wanne, die sogar mit weißem Leinen ausgelegt war, das überstieg dann doch meine Vorstellungen von Luxus.

God-king of Egypt | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt