Jisungs Pov:
Als ich meine Augen das nächste Mal öffnete, lag ich auf dem Bauch und eine leichte Decke war über meinen Körper gebreitet, während ich zusätzlich auf mehrere Kissen gebettet worden war. Die Sonne schien bereits hell durch die langen Vorhänge, die es dennoch kaum vermochten, die drückende Hitze des Tages fernzuhalten. Allein anhand der Wärme ging ich davon aus, dass es schon mitten am Tag sein musste und ich demnach sehr lange geschlafen hatte.
Als ich mich minimal bewegte, fühlte ich ein leichtes Ziehen im Rücken und schlagartig erinnerte ich mich an die Verletzung, die mir all diese Unannehmlichkeiten beschert hatte. Sogleich wurde das Strecken meines Armes zu einer wohldurchdachten und langsamen Prozedur, um an eines der Kissen zu gelangen, das irgendwie unangenehm an mein Gesicht drückte und mir die Möglichkeit zum Atmen raubte. Aber nun schob ich es vorsichtig weiter unter meinen Kopf und sog befreit die Luft in meine Lunge.
Wie bin ich überhaupt zurück in mein Zimmer gekommen? Haben die Anderen etwas von meiner gestrigen Schwäche mitbekommen? Oh Gott – hoffentlich habe ich mich nicht blamiert.
Dann hörte ich das leise Knarzen einer Tür und gleich darauf vernahm ich eine leise Stimme.
„Jisung, bist du wach?"
Ich sammelte genügend Luft, räusperte mich kurz, weil ich meiner Stimme noch nicht vertraute und antwortete im Flüsterton: „Ich bin wach, Niki. Du kannst hereinkommen."
Sofort trat der Angesprochene näher, schloss die Tür hinter sich und noch bevor ich fragen konnte, plapperte er los: „Ich habe dir eine Kleinigkeit vom Mittagessen aufgehoben und mitgebracht. Heute Morgen hast du noch so fest geschlafen, da wollte Seungmin dich nicht aufwecken. Aber jetzt solltest du etwas essen, um dich zu stärken. Wir hatten alle wirklich große Sorgen um dich. Minho hat uns davon berichtet, dass du zusammengebrochen bist."
Ich seufzte leise, als ich unangenehm daran erinnert wurde, wie ich quasi in Minhos Armen ohnmächtig geworden war. Dann überkam mich wieder die Scham und dann der Verdacht, dass der Pharao mich danach so schnell wie möglich einem Heiler oder einem der Bediensteten übergeben hatte.
Doch Nikis nächste Worte ließen mich in meinen Gedanken innehalten. „Der Pharao hat dich selbst hierhergebracht, seinen eigenen Leibarzt kommen lassen und er ist so lange geblieben, bis dieser deine Wunde untersucht und bandagiert hatte. Wir sind alle bei dir geblieben und wussten nicht, wie wir dir beistehen sollten. Seungmin hat sich Vorwürfe gemacht, dass er dein Unwohlsein nicht eher bemerkt hat und Sunoo war sehr traurig, weil er gesehen hat, wie schlecht es dir ging."
Niki hatte sich mittlerweile neben mich gehockt und stellte den Teller nun direkt vor meiner Nase ab. Der sanfte Duft nach frischem Gebäck und Fleisch weckte meinen Appetit und ich hob meinen Kopf langsam an.
„Der Heiler meinte, du darfst dich nicht zu viel bewegen, mindestens zwei Tage lang sollst du ruhen. Danach dürfte der Schorf stark genug sein und du kannst dich vorsichtig bewegen." Ich blinzelte und nickte dann probehalber, um zu testen, wie stark ich meinen Körper schon beanspruchen konnte. Es gab mir Hoffnung, dass diese kleine Bewegung mir keinerlei Probleme bereitete.
Ich hatte nicht erwartet, dass Minho sich so selbstlos um mich kümmern würde und schon gar nicht, dass er bei mir geblieben war, um meine Behandlung zu überwachen. Sicherlich war es sehr unhöflich, einfach so von einem Gastmahl zu verschwinden, das extra für ihn veranstaltet worden war. Dass er dennoch bei mir gewesen war, obwohl er mir in der Situation weder mental beistehen noch aktiv mein Leid lindern konnte, war schon sehr freundlich.
Freundlich. Dieses Wort drückte nicht einmal ansatzweise das aus, was ich meinte, doch je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass es für mich eine sehr positive Konnotation hatte und dennoch keine zu tiefe Bindung zu der Person voraussetzte. Man konnte freundlich zu jeder Person sein, egal ob man sie nun mochte oder nicht. Würde ich nach anderen Worten für Minhos gestriges Verhalten suchen, dann wären es wohl oder übel Beschreibungen, die keine so wertungsfreie Bedeutung hatten. Er sorgte sich um mich, kümmerte sich um mein Wohlbefinden, beschützte mich vor Scham und weiterem Schmerz, er achtete mich.
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God-king of Egypt | Minsung
FanfictionWenn Jisung in seinem Leben eines gelernt hat, dann dass Aufgeben nie eine Option ist. Doch was passiert, wenn er in eine Welt gestoßen wird, die seine Prinzipien und Werte nicht anerkennt? Wenn sie diese mit ihren eigenen Gesetzen und Regeln übersc...