God-king of Egypt | Minsung

Aufblühende Unterhaltungen

Jisungs Pov:

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war mein erster Gedanke nicht die Flucht oder das leichte Misstrauen, das immer noch in mir schlummerte. Diesmal war es eine Mischung aus Neugier und Tatendrang, was vielleicht daher rührte, dass mich Seungmin, Sunoo und Niki gestern den gesamten Nachmittag lang so geschickt von meinen Sorgen abgelenkt hatten. Der Ausflug zum Markt hatte gutgetan und gab mir das Gefühl, einen kleinen Teil meiner Freiheit zurückerhalten zu haben. Ebenso hatten die Gespräche und das Geschenk von Sunoo mir mehr Zuversicht und Freude geschenkt, als ich je geahnt hätte. Es war schön zu wissen, dass jemand sich um mich sorgte und mir zuhörte.

Mit einem herzhaften Gähnen setzte ich mich auf und sah zu Yeji hinüber, die gerade den Raum betrat und nun ebenfalls zu mir blickte. „Du bist wach. Willst du mit uns etwas essen?" Bis jetzt hatte ich nur wenig mit der ungewöhnlich schönen Frau gesprochen und das gemeinsame Frühstück wäre eine gute Gelegenheit, dies zu ändern. Also nickte ich eifrig und schlug die Decke zurück, um aufstehen zu können.

„Gern, Yeji."

Die junge Frau neigte den Kopf und lief dann hinüber zu einer kleinen Truhe, die wohl mit ihren Habseligkeiten gefüllt war. Sie legte eine kleine Papyrusrolle obenauf und verschloss den Deckel daraufhin sorgfältig. Ich verstand nicht genau, weshalb sie so penibel darauf achtete, die Truhe zu schließen, aber im Grunde ging es mich auch nichts an. Deshalb erhob ich mich und streifte mir rasch eines der neuen Gewänder über. Daraufhin folgte ich Yeji in den großen Aufenthaltsraum und erblickte die anderen, wie sie sich bereits an ihren kleinen, gedeckten Tischen niederließen und angeregt miteinander sprachen.

Ich setzte mich an den Tisch, der dicht neben Yejis stand, und bewunderte einmal mehr ihre Eleganz und Anmut, als sie sich setzte und einen der Bediensteten heranwinkte. Sie war unglaublich grazil und dennoch schien sie ebenso stark und selbstbewusst zu sein. Als mich ihr Blick aus den dunklen, klugen Augen traf, griff ich rasch nach einem Stück Brot und begann es andächtig zu kauen.

„Wie geht es dir heute, Jisung? Seungmin hat mir von eurem gestrigen Ausflug berichtet und dass du dich offenbar für die einfache Bevölkerung und deren Alltag interessierst." Sie riss selbst etwas von dem Brot ab, schob es zwischen ihre rosigen Lippen und gab mir so die Gelegenheit, zu antworten.

„Oh ja, es war sehr interessant. Die Bauern konnten mir sogar ganz genau sagen, an welchem Tag sie ihr Getreide oder die Feldfrüchte ernten müssen. Manchmal reicht ihnen dazu schon die Beschaffenheit des Bodens, weil sie ständig darauf achten müssen, dass er nicht zu trocken ist und der Nil ihnen das nötige Wasser liefert. Solch herausfordernde Arbeit sollte mehr gewürdigt werden." Bei meinen Worten rief ich mir wieder alles ins Gedächtnis, was ich gestern beobachtet hatte. „Wir haben sogar einem Handwerker zugesehen, der seine Künste im Hausbau demonstriert hat. Dazu hat er ein Loch in einer der Hauswände am Marktplatz mit einer Mischung aus Lehm und Stroh repariert. Das war beeindruckend."

Yejis Augen blitzten auf und sie schien jedes meiner Worte gespannt aufzunehmen und ihr feines, katzenhaftes Lächeln untermalte nur ihre folgende Feststellung. „Das klingt nach einem sehr angenehmen Tag für dich." Dann wurde ihre Mimik weicher und sie reichte mir eine Schale mit kleinen Fruchtstückchen. „Du solltest das probieren, das ist sehr lecker."

Ich blickte nachdenklich auf die säuberlich geschnittenen Fruchtstücke, griff dann nach einem und ließ es zwischen meinen Lippen verschwinden. Ausgiebig kaute ich darauf herum und nickte dann anerkennend.

„Das schmeckt wirklich sehr gut. Du hattest Recht."

Yejis Blick wurde schlagartig neutral, bevor sie doch leise lachte und sich zu mir beugte, um mir dann verschwörerisch zuzuflüstern. „Das sind Feigen aus Mesopotamien, Jisung. Das hättest du wissen sollen, wenn du dort aufgewachsen bist... Es sei denn, du hast nie eine Feige gekostet."