Ist es mehr?

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Jisungs Pov:

„Han Jisung? Ich soll Euch zum Pharao geleiten."

Neugierig blickte ich zu der Wache auf, die soeben eingetreten war. Gemeinsam mit Seungmin hatte ich gerade einen handschriftlich abgefassten Text übersetzt, den ich letztens auf dem Basar erworben hatte. Da es mir allein jedoch nicht gelungen war, alle Hieroglyphen zu entziffern, hatte ich Seungmin um Hilfe gebeten. In dem Text ging es um die ausgeschmückte Geschichte eines verirrten Seefahrers, der auf einer seltsamen Insel landete und dort allerlei unglaubliche Abenteuer erlebte.

Langsam rappelte ich mich auf und lächelte voller Vorfreude darauf, dass Minho mich zu sich rufen ließ. Es beflügelte mich, dass er allein Zeit mit mir verbringen wollte, und da dies in letzter Zeit häufiger vorkam, verwunderten mich die Worte der Wache nicht einmal mehr. Dort, wo vor wenigen Monaten Angst und Misstrauen geherrscht hatten, war jetzt nur noch freudige Erwartung und ein sanftes Kribbeln in meiner Magengegend.

Mir bereits ausmalend, was Minho wohl diesmal vorhaben könnte, folgte ich dem wachhabenden Soldaten und durchschritt die vielen stillen Gänge des Palastes. Ab und an fühlte sich die Leere dieses gigantischen Bauwerkes etwas ungemütlich an, so als wäre die erhabene Ehrwürdigkeit des Ortes das Einzige, wozu der Palast wirklich existierte. Aber heute bewunderte ich vielmehr die außergewöhnliche Baukunst, das handwerkliche Geschick in jedem gemeißelten Ornament und die Pracht der blauen und goldenen Malereien. Erdachte Szenen aus dem unsterblichen Leben der verschiedensten Götter waren an die Wände in der Nähe des Königsgemachs gemalt. Und sogar vor den Gemächern des Harems fand man prunkvolle Verzierungen und Reliefs.

So gesehen gab es wohl kaum einen schöneren Ort in ganz Ägypten und mit jedem weiteren Tag wusste ich mein Leben hier ein wenig mehr zu schätzen. Aber noch viel besser war es, den Pharao persönlich zu erblicken.

Minhos Augen funkelten erfreut, als er mich erblickte, und ich antwortete mit einem noch breiteren Lächeln, bevor ich zu ihm eilte und sogleich in seine Arme geschlossen wurde. Weiche, warme Lippen trafen auf meine und ich seufzte angetan, als ich die aufrichtige Verbindung zwischen uns überdeutlich wahrnahm. Minhos Hände streichelten meinen Rücken, griffen vorwitzig in mein Haar und drückten mich näher an ihn. „Ich habe dich vermisst, Kätzchen", brummte er gegen meine Lippen, bevor er diese ein weiteres Mal eroberte.

Ein wärmendes Prickeln lief durch meinen Körper und setzte sich noch hartnäckiger als sonst in meinen Lenden fest. In den letzten Tagen hatte ich immer wieder bemerkt, wie mich selbst die kleinsten und unschuldigsten Berührungen von Minho förmlich zum Glühen brachten und langsam wusste ich nicht mehr, wohin mit der aufgestauten sexuellen Leidenschaft. Aber nun schmolz ich zunächst förmlich in Minhos Armen, sodass wir eng umschlungen mitten im Raum standen und voneinander die Küsse stahlen, die wir uns in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht hatten schenken können.

Mit deutlich hörbarem Ausatmen löste sich Minho schließlich und seine dunkelbraunen Augen verweilten noch einige Sekunden verlangend auf meinen Lippen. In allerbester Manier ließ ich meine Zungenspitze über die empfindliche, rosige Haut gleiten und schon wurde ich mit einem leisen Knurren wieder nach vorn gerissen. Wir verloren offenbar beide gegen unseren Verstand – bei mir meldete sich dieser immer pünktlich beim Eintreten in die königlichen Gemächer ab.

Belustigt von meinem eigenen Gedanken grinste ich in den Kuss und schlang meine Arme enger um Minhos Nacken.

Als sich der junge Pharao das nächste Mal etwas bestimmter von mir löste, hätte ich beinahe enttäuscht geseufzt. Ich wollte nicht, dass es endete. Von mir aus könnte er einfach ewig so weitermachen... oder mit mir schlafen. Mir zeigen, wie sehr er mich wollte.

God-king of Egypt | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt