Das Grab

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Triggerwarnung für dieses Kapitel: Klaustrophobie (Platzangst in engen Räumen oder Gefühl des Eingesperrtseins) 

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Jisungs Pov:

„Hey! Mach vorsichtig Jisung! Hier wird der Gang wieder enger und wenn mich nicht alles täuscht, sollten wir wohl auch nach weiteren Fallen Ausschau halten."

Ich brummte leise, da ich selbst nicht mit so viel Anstrengung gerechnet hatte und schob mich nun langsam seitwärts weiter, um besser durch den schmalen aber recht hohen Gang zu passen. Glücklicherweise war ich nicht klaustrophobisch, sonst hätte ich diese Arbeit wohl auch nie antreten können und Dank meiner schlanken Gestalt gelangte ich spielend leicht durch die teilweise engen Tunnel und Grabgänge, die ich immer gemeinsam mit meinem besten Freund erforschte.

„Schon gut Yeosang! Ich denke, wir erreichen bald die Grabkammer. Du hast recht, da sollten wir wieder mehr auf Fallen achten." Meine Füße schoben sich suchend über den Boden und achteten auf jede kleine Unebenheit, auf jeden Stein, der nicht ins Muster passte.

Man musste ja so vorsichtig sein, sonst war man schneller tot, als man Skarabäus sagen konnte. Doch ich erkannte auf den nächsten Wegmetern nichts Auffälliges. Auch meine helle Lampe, die mit einem breiten Gummiband an der Stirn befestigt war, konnte an den Wänden keine verdächtigen Unebenheiten erkennen, oder abzweigende Gänge entdecken, die uns in die Irre leiten wollten.

Es war alles sicher. Zumindest für die nächsten zwei oder drei Meter.

Ich schob mich weiter den Gang entlang und hörte, wie mir mein Kumpel und gleichzeitig geschätzter Arbeitskollege folgte und zusätzlich den Pfad ausleuchtete.

„Okay, hier vorn ist definitiv etwas", verkündete ich fachmännisch und deutete auf die Wand zu meiner rechten Seite, auf deren Oberfläche man ganz kleine, unregelmäßig angeordnete Spalten erkennen konnte. Diese waren leider nicht durch die Witterung oder zu grobe Bearbeitung entstanden, sondern von Menschen so angelegt. Sie waren wohldurchdacht und hatten nur einen einzigen Zweck: Jeden, der sich durch diesen Gang wagen sollte, zu töten.

Seufzend verharrte ich direkt vor der präparierten Steinplatte und holte dann einen mittelgroßen Stein aus meiner Tasche, den ich für solche Fälle eigentlich immer bei mir trug. Kurz wog ich ihn in der Hand, schätzte ab, wie weit ich ihn werfen musste, um den Mechanismus auszulösen und zielte dann ungefähr auf die Mitte der nächsten Bodenplatte.

Mit möglichst viel Kraft schleuderte ich den Stein in die angepeilte Richtung, trat vorsichtshalber gleich noch einen Schritt zurück und beobachtete, wie er vom Boden abprallte und mit einem dumpfen Geräusch noch einige Meter weiterschlitterte. Für einen Augenblick war alles ruhig, doch dann flogen uns fast die Fetzen um die Ohren. Ein metallisches Schaben war zu hören und schneller als erwartet, schossen Lanzen aus den Vertiefungen der rechten Wandseite. Sie waren so geschickt angeordnet, dass die bronzenen Speerspitzen sogar in verschiedenen Winkeln aus den Vertiefungen ragten und jetzt bedrohlich den Gang versperrten.

„Bin ich mal wieder froh, dass wir nicht von diesen Dingern aufgespießt wurden", murmelte Yeosang und lugte an mir vorbei auf den Wall aus altertümlichen Waffen. „Und jetzt heißt es mal wieder Weg freikämpfen", meinte er motiviert und schob mich leicht nach vorn, um mich mit dieser Aufgabe zu betrauen. Da er ohnehin hinter mir stand und die Wände keinen großen Spielraum zuließen, blieb diese unliebsame Tätigkeit allein an mir hängen.

„Schon gut... bin schon dabei." Ich begann, einzelne Speere aus ihren Halterungen zu ziehen oder sie zur Seite zu biegen, bis die meist schon porösen Holzschäfte zersplitterten. Dies dauerte zwar seine Zeit, doch so konnten wir sichergehen, dass wir nicht verletzt wurden. Schlussendlich hatte ich uns einen kleinen Durchgang geschaffen und quetschte mich an den verbleibenden Speeren vorbei.

God-king of Egypt | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt