God-king of Egypt | Minsung

Das Wasser des Nils

Diesmal gibt es ein kurzes Vorwort zum Kapitel, da die Idee/ Anregung für diese spezielle Zeremonie von einer geschätzten Freundin und Leserin kommt, die genauso gern gefährliches Halbwissen aus dem Internet konsumiert wie ich. Deshalb sei hier auch angemerkt, dass ich nicht mit Sicherheit sagen kann, dass diese Zeremonie je so existiert hat. Die Credits für die heutigen beiden Kapitel gehen dennoch an dich LeeLulie 💖 Ich hoffe, ich habe es ansprechend umgesetzt. 😉

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Jisungs Pov:

Es war ein sehr warmer Tag. Sogar für die Verhältnisse der immer glühend heißen Wüstensonne war es heute schwül und erdrückend warm. Und zusätzlich lag über all der Hitze und dem Flimmern des Sandes eine angespannte Erwartung, dass Großes geschehen würde. Ich merkte es daran, dass die Bediensteten unermüdlich und geschäftig umherwuselten und sich alle um mich herum darüber Gedanken machten, was sie zum heutigen Festtag tragen sollten. Irgendwann ließ ich mich von Seungmins Eifer sogar anstecken und suchte mir ein besonders luftiges, aber ebenso schönes Gewand aus. Der Stoff war sehr leicht und schmiegte sich nicht eng an meinen Körper, sondern fühlte sich fließend und angenehm erfrischend an. Normalerweise hätte ich etwas weniger Durchsichtiges gewählt, doch Seungmin meinte, dass wir später sowieso im Flussbett des Nils stehen würden und unsere Kleidung vermutlich nass werden würde, also war es auch egal. Außerdem musste ich mich nicht für meinen Körper schämen.

Ich ließ mich sogar zu etwas mehr Schmuck als üblich überreden. Zu dem hellen Stoff kombinierte ich einen breiten Gürtel, der mit Lapislazuli und Onyx besetzt war. Außerdem gab es einen passenden, breiten Halsschmuck aus getriebenem Kupfer, der mit kleinen blauen Edelsteinen besetzt war. Schließlich streifte mir Seungmin noch einen der Armreifen über, den ich bisher nie getragen hatte. Eine goldene Schlange wand sich nun mehrmals um meinen Unterarm und ließ ihren edelsteinverzierten Kopf auf meinem Handrücken ruhen, während ihre smaragdgrünen Augen alles zu beobachten schienen, was vor sich ging.

Schließlich beugte ich mich herab und schnürte meine Schuhe. Die feinen Lederriemen spannten etwas um meine Waden, doch wie sonst auch schnitten sie nicht ein. Erfreut stellte ich fest, dass es mir keine Probleme mehr bereitete mich zu bücken. Der Peitschenhieb schien so gut wie verheilt und ich war zuversichtlich, dass ich ihn bald gar nicht mehr spüren würde, geschweige denn eine größere Narbe mit mir herumtragen müsste.

Nachdem ich mich so gut wie möglich auf die heutige Zeremonie vorbereitet hatte, gesellte ich mich zu Yeji und Hyunjin. Letztgenannter musterte mich etwas herablassend aus dem Augenwinkel und ignorierte mich dann gekonnt. Immerhin lächelte mich Yeji an und geistesgegenwärtig stellte ich die Frage, die mir ohnehin noch niemand richtig beantwortet hatte.

„Was für eine Art von Zeremonie ist das heute? Warum müssen wir dazu unbedingt zum Fluss?"

Yejis Augen blitzten verwundert, bevor sie den Kopf schieflegte und dann verkniffen lächelte. Ihre intelligenten Augen schienen mich zu fragen, weshalb ich nicht wusste, was passieren würde, doch dann antwortete sie mir.

„Heute ehren wir den Nil als die Quelle allen Lebens und unseres Wohlstandes, den uns die Götter geschenkt haben. Das stetig fließende Wasser sichert uns fruchtbare Felder zu und stellt sicher, dass Ägypten blüht und lebt. Außerdem ist heute auch der Tag des Gottes Min. Er ist ebenfalls für Fruchtbarkeit und Wachstum zuständig. Es ist ein gutes Zeichen, dass unser König einen Namensteil dieser Gottheit trägt. Jedes Jahr ehrt der Pharao unser Land. Durch seine göttliche Kraft und sein Opfer soll auch das folgende Jahr jedem Geschöpf dieses Landes Segen bringen."

Andächtig nickte ich. Wenn ich es richtig verstanden hatte, handelte es sich also um eine traditionelle Festlichkeit der Ägypter. Ich hatte viele Quelltexte zu unterschiedlichen Festlichkeiten gelesen, aber von einer solchen Huldigung des Nils hatte ich noch nicht gehört – oder zumindest erinnerte ich mich nicht daran. Umso spannender wäre es für mich, diesem Fest nun beizuwohnen und mehr darüber zu lernen.