Die Bewunderung der Sterblichen

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Jisungs Pov:

Ich schmollte ein wenig, weil ich mir gestern Abend selbst die Gelegenheit einer heißen, leidenschaftlichen Hochzeitsnacht versaut hatte, indem ich nur zwei Minuten nachdem ich mich auf Minhos Bett niedergelegt hatte, eingeschlafen war. Aber Minho hatte mich heute Morgen direkt nach dem Aufwachen mit liebevollen Worten beruhigt und gemeint, dass er ebenfalls sehr erschöpft gewesen war und er lieber auf den richtigen Augenblick wartete, um unsere Vermählung auch auf dieser intimen Ebene zu zelebrieren. Zusätzlich hatte er mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen gehaucht und mit einem spitzbübischen Grinsen hinzugefügt, dass er sich meine Unschuld ohnehin längst geholt hatte. Mit einem empörten Schnauben hatte ich ihm daraufhin eines der Kissen an die nackte Brust geworfen und demonstrativ eine zweite Runde geschmollt.

Aber lange war mir die Zweisamkeit mit Minho ohnehin nicht vergönnt geblieben, denn schon bald traten die Bediensteten ein, gossen heißes Badewasser in die große Kupferwanne und liefen aufgescheucht um uns herum, um uns jeden unserer Wünsche förmlich von den Lippen abzulesen. Minho und ich mussten uns selbst mit dem gemeinsamen Baden etwas beeilen, da der Zeitplan für heute vorsah, dass wir von einem extra dafür vorgesehenen Balkon des Palastes zum Volk Ägyptens sprachen, uns ihren Blicken zeigten und etwas von unserer „göttlichen" Macht mit ihnen teilten. Danach würden wir weitere Geschenke und Glückwünsche entgegennehmen, noch mehr köstliches Essen verzehren, spielerischen Ringkämpfen zusehen und einem talentierten Geschichtenerzähler lauschen, den Seungmin hoch angepriesen hatte.

Glücklicherweise hatte der erholsame Schlaf meine Energiereserven wieder auffüllen können, und als Minho dann in seiner prachtvollen Robe vor mich trat und mir lächelnd seine Hand entgegenstreckte, hatte ohnehin meine überschäumende Liebe sämtlichen Unwillen, mich einer riesigen Menschenmenge auszusetzen, hinweggespült.

Mit einem glücklich verliebten Lächeln reichte ich meinem Ehemann meine von Ringen und dem Henna geschmückte Hand und schritt neben ihm aus seinem Gemach. Dabei entgingen mir seine bewundernden Seitenblicke nicht und einmal zwinkerte ich ihm kokett zu, was ihn fast dazu gebracht hätte, im Laufen einzuhalten. Aber rasch zog ich ihn weiter und kicherte vergnügt.

Was er kann, kann ich schon lange. Und wenn er mich schon heiß findet, sollte er erst einmal sich selbst sehen.

Seit der Palast plötzlich zahlreiche hochrangige Gäste beherbergte, waren die hohen Säulengänge wesentlich weniger leer, und wir begegneten einigen Personen schon, als sie selbst in Richtung des Thronsaals liefen, um dort auf unsere Gesellschaft zu warten.

Wie schon gestern schritt ich stolz erhobenen Hauptes neben Minho her, lächelte freundlich und achtete sehr auf mein Auftreten. Diesmal bogen wir nicht sogleich zum Festsaal ab, da wir uns zuerst dem Volk vom sogenannten „Erscheinungsfenster" aus zeigen würden. Dieses Fenster, das wie erwähnt vielmehr einem Balkon ähnelte, befand sich an der vorderen Palastfassade über dem Haupteingang und diente dem Pharao dazu, aus einer erhöhten Position, die seine Erhabenheit spiegelte, seinem Volk zu erscheinen, seine Kriegstruppen zu begutachten, Tribute oder Sklaven in Augenschein zu nehmen oder eben zusammen mit seiner Gemahlin oder dem Gemahl den Versammelten Lob zu spenden.

Einige Gäste und Beamte folgten uns sogar, um sich von einem der anderen Fenster meinen ersten offiziellen Auftritt als königlicher Gemahl vor der Masse der ägyptischen Gesellschaft anzusehen.

Allmählich verspürte ich doch so etwas wie Nervosität, je näher ich dem Balkon und damit auch den zahllosen, neugierigen Blicken kam. Kurz vor der letzten Treppe griff Minhos Hand fester um meine, streichelte sie sanft und dann flüsterte er ganz leise: „Du wirst das schaffen, Jisung. Das weiß ich."

Ich warf ihm einen Seitenblick zu und hoffte, dass er auch ohne diesen wusste, welch große Unterstützung er mit diesen wenigen Worten geleistet hatte. Es hatte nur diese beiden Sätze gebraucht und schon entspannten sich meine Schultern merklich und mein Lächeln wurde breiter. Am oberen Treppenabsatz angelangt, hörte man die Menge vor dem Palast deutlich. Stimmengewirr, Rufe, allgemeine Geschäftigkeit mischten sich zu einem unüberhörbaren Rauschen und ich sammelte mich ein letztes Mal, bevor Minho mir zunickte und wir Seite an Seite auf den prunkvollen, mit Gold, Lapislazuli und Malachit veredelten Balkon traten. Sogleich verebbte das allgemeine Gemurmel. Die Menschen sanken ehrfürchtig zu Boden und drückten ihre Stirn auf den sandigen Vorplatz des Palastes.

God-king of Egypt | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt