Die wahre Geschichte des Pharao

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Triggerwarnung für dieses Kapitel: Erwähnung von Blut, Gewalt und Tod

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Jisungs Pov:

„Ich sah, wie sie die ihnen Untergebenen behandelten und ich beschloss, dass ich so nicht weitermachen konnte. Ich musste ihnen Einhalt gebieten."


Minhos dunkle Iriden fanden wieder die meinen, und wo vor Sekunden noch Schmerz und Mutlosigkeit zu lesen waren, spiegelte sich nun deutlich Entschlossenheit wider. Allein sein Blick bewies mir einmal mehr, dass Minho wirklich außergewöhnlich stark war und ganz offensichtlich für sich gekämpft hatte. „Also habe ich wenige Tage später selbst eine Ratssitzung einberufen. Ich habe alle Mitglieder des Attentats in den Thronsaal eingeladen und meine loyalsten Wachen jeden Ausgang versperren lassen." Das Schokoladenbraun seiner Augen wirkte jetzt beinahe schwarz. „Und dann habe ich den herbeigerufenen Soldaten befohlen, sie festzusetzen. Ich konnte von Glück sprechen, dass Felix mir zur Seite stand und es ihm gelungen war, die Befehlskette der abtrünnigen Ratsmitglieder zu den Stadtwachen und den schützenden Regimentern des Pharaonenpalastes zu umgehen. Er hat mir treu gedient und keine Sekunde gezögert, obwohl unsere Chancen in diesem Augenblick in einer gezinkten Waagschale abgewogen wurden."

Es erstaunte mich, dass ich erst jetzt verstand, wie viel Minho tatsächlich von Felix hielt und dass seine Berufung zum Großwesir scheinbar auf mehr beruhte als auf bloßem Nutzen voneinander. Die beiden hatten eine lange und offenbar schwierige Vergangenheit, die sie zusammengeschweißt hatte.

Deshalb traute ich mich auch, folgende Frage zu stellen, als Minho tief durchatmete, um wohl die folgenden Vorgänge schildern zu können. „War Felix damals schon dein Großwesir?", wollte ich wissen und strich gedankenverloren über Minhos Fingerknöchel.

Dieser schnaubte leise und schüttelte den Kopf. „Das hätte der Rat niemals gestattet. Nicht einmal um den Schein zu wahren, hätten sie Felix dieses Amt zugewiesen."

Zögerlich nickte ich, obwohl ich diese Aussage nicht ganz einleuchtend fand.

„Nein, er wurde nach alledem von mir zu meinem Wesir ernannt. Nicht nur weil er an diesem Tag für mich da war, sondern auch an jedem anderen. Er hat für mich sein Leben riskiert, hat Intrigen angezettelt und hat um seine Stellung und die seiner Familie gefürchtet, weil er entfernt mit mir verwandt ist und im weitesten Sinne zu meiner Familie gehört. Hätten die Ratsmitglieder ihn als Bedrohung gesehen, wäre er ebenso verschwunden wie meine Eltern."

Überrascht über so viele Offenbarungen blickte ich in Minhos Gesicht und erkannte die widersprüchlichen Emotionen. Vermutlich machte er sich selbst Vorwürfe, dass er auch andere Menschen nicht besser hatte beschützen können.

Aber dann kehrte wieder ein beinahe gleichmütiger Ausdruck auf seine Miene zurück.

„Nachdem der heuchlerische Abschaum also erkennen musste, dass sie meiner Gnade ausgeliefert waren, habe ich damit begonnen, jeden Einzelnen selbst zu richten. Ich erinnerte mich an ihre Taten, rief mir die grausamen Bilder vor Augen und dann habe ich ihre Schuld mit Blut gezahlt. Diejenigen, die direkt am Attentat auf meine Eltern beteiligt waren und den Mord ausgeführt haben, ließ ich bis zum nächsten Tag leben, um sie vor dem versammelten Volk für den Verrat an der Krone hinrichten zu lassen. Ja, ich habe ein Blutbad verursacht und ich habe es keinen Wimpernschlag lang bereut, als ich zusah, wie das Blut meiner Peiniger die Stufen der Haupttreppe hinablief und das Leben derjenigen geendet hat, die meine Familie auseinandergerissen haben. Keinem der Verräter wurde ein Grabmal oder eine angemessene Bestattung erlaubt. Sie wurden in der Wüste verscharrt, wie die Unehrbaren, die sie zu Lebzeiten waren. Ihre Seelen werden nie in die Unterwelt einkehren und ihren Frieden finden können."

God-king of Egypt | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt