Die mysteriösen Brüder

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Jisung Pov:

Den Rest des Tages waren wir damit beschäftigt, die vielen Grabbeigaben ordnungsgemäß zu verpacken und zu beschriften, bevor wir sie in gut gepolsterte Kisten sortierten, die dann nach und nach aus dem Schacht ans Tageslicht befördert wurden, um sie später ins Labor nach Luxor zu transportieren. Natürlich sortierten wir die Entdeckungen nicht nur nach Größe, Gewicht und Zerbrechlichkeit, sondern auch nach ihrer Wichtigkeit.

Es war eine schweißtreibende Arbeit, dort unten in der Grabkammer zu hocken und nur die abgestandene, stickige Luft einzuatmen, während man sich körperlich abmühte und immer vorsichtig agieren musste. Ab und an legten wir Pausen ein, um den Schacht zu verlassen und unsere Sauerstoffzufuhr wieder zu normalisieren. Selbst die Wärme der Wüstensonne kam uns nicht mehr so unangenehm vor, wenn wir die frische Luft in unsere Lungen strömen ließen.

Kurz vor sieben Uhr abends waren wir so erschöpft und durchgeschwitzt, dass ich mich am liebsten einfach in den länger werdenden Schatten der Talwand gelegt hätte und dort eine Runde ausgekühlt hätte, doch Yeosang zog mich mit sich zum Auto. Er verfrachtete mich auf den Beifahrersitz und lief dann noch einmal zu unserem Professor, der ebenfalls seine Ausrüstung zusammenpackte und auf seinem Pickup verstaute.

Müde sah ich vom Autofenster aus zu, wie sie miteinander sprachen, der Professor dann nickte, mein Kumpel sich von ihm verabschiedete und dann zurück zum Wagen eilte.

Sobald er eingestiegen war, berichtete er mir auch schon, um was sich die Unterhaltung gedreht hatte.

„Er meint, da er übermorgen auch nochmal herkommen wird, ist es ihm eine Freude, wenn wir seine Arbeit unterstützen. Er sagt bei unserem Ausgrabungsleiter Bescheid und wir kennen das Spiel ja schon, unser lieber Herr Shin bekommt alles, was er will." Mein Freund grinste triumphierend und lenkte den Wagen jetzt auf den breiteren Sandweg, der zurück zur Hauptstraße führte. „Also dürfen wir am Freitag wieder herkommen und vermutlich hat auch niemand etwas dagegen, wenn wir Samstag dabei sind. Und wir können uns in Ruhe umsehen."

Trotz der einsetzenden Müdigkeit jubelte ich glücklich und führte ein kleines Freudentänzchen im Sitzen auf. Na gut, eigentlich fuchtelte ich nur wild mit den Armen und stieß kleine Jauchzer aus, doch das zählte für mich schon als tanzen.

„Also, siehst du das genauso und wir versuchen am Freitag in einer ruhigen Minute, vielleicht sogar in der langen Mittagspause das Grab dieses Bang Chans zu finden? Ich meine, selbst wenn wir nicht hineinkommen, ist das nicht schlimm, da es ja nur als Orientierungshilfe dient."

„Ich bin vollkommen deiner Meinung. Wir schnappen uns die Ausrüstung und falls wir etwas finden, dann werden wir dem Geheimnis dieses Rätsels auf den Grund gehen. Das ist so aufregend. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein, um nicht zu sehr aufzufallen. Wir sind zwar junge Forscher, aber das wird uns nicht jede Tür öffnen."

Ich sah hinüber zu meinem besten Freund und sah dieses unternehmungslustige Funkeln in seinen Augen, das mir sagen sollte, dass er jetzt genauso motiviert war und dass es für ihn, genau wie für mich, kein Halten mehr gab.

„Alles klar, dann werden wir diesem Bang Chan übermorgen einen Besuch abstatten. Vielleicht können wir ja doch einen netten Plausch mit ihm oder einem seiner direkten Nachbarn halten", kicherte ich.

Doch dann wurde ich wieder nachdenklich. „Wir haben zwar schon einen großen Teil des Rätsels irgendwie gelöst oder zumindest gute Lösungsansätze, aber es gibt immer noch zu viele Ungereimtheiten. Wer ist der wachende Fennek? Was hat die Göttin Bastet damit zu tun? Warum ist das Grab durch die Zeit verschlossen oder bewahrt diese auf? Vor allem diese Zeile will mir nicht ganz einleuchten. Normalerweise waren die Schreibenden nicht so poetisch oder so fixiert auf die Liebe."

God-king of Egypt | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt