Jisungs Pov:
„Komm Jisung. Wir haben beschlossen, uns heute gegenseitig das Henna aufzutragen. Dann sieht unsere Haut besonders schön aus, wenn wir nach Memphis reisen und dort Minho auf die Festlichkeiten begleiten." Sunoos rehbraune Augen strahlten mir fröhlich entgegen und er streckte bereits eine Hand nach mir aus, um mich mit sich zu ziehen.
Ich war dankbar für die spontane Ablenkung, denn sonst hätte ich vermutlich aufs Neue angefangen, die letzte Begegnung mit Minho zu analysieren und mich noch mehr in Grund und Boden zu schämen.
An dem Tag, an dem es passiert war, hatte ich niemanden an mich heranlassen wollen. Nicht einmal Seungmin oder Sunoo hatte ich berichtet, was genau geschehen war, und vermutlich würde das auch so bleiben. Dennoch hatten die beiden eine Engelsgeduld mit mir gezeigt und mich dazu ermutigt, nach nunmehr zwei Tagen wieder aus meinem Schneckenhaus herauszukriechen und regelmäßig gemeinsam den Garten zu besuchen und dort mit ihnen zu sprechen. Noch gestern Morgen war mir bereits bei dem Gedanken daran, Minho irgendwo unverhofft zu begegnen, ganz flau im Magen geworden. Momentan konnte ich nicht einschätzen, wie er reagieren sollte, falls er mich sah. Mir war selbst klar, dass ich vermutlich zur Salzsäule erstarren würde oder auf andere Art und Weise zutiefst verunsichert sein würde, wenn er mir gegenüberstehen sollte.
Und noch eine weitere Sache war mir noch am gleichen Abend bewusst geworden und hatte mich zunächst unglaublich wütend gemacht: Ich hatte in dem einen Monat, den ich nun schon hier war, kaum einen Fortschritt im Hinblick auf meine Flucht gemacht. Ebenso wenig wusste ich, was mein Ziel hier war und warum ich hier war. Das hatte mir Minho deutlich vor Augen geführt – und im gleichen Atemzug, dass ich seinetwegen Dinge ausprobierte, die ich zuvor nie getan hatte.
Aber die größte Demütigung war wohl die gewesen, dass er noch am selben Abend Hyunjin zu sich gerufen hatte und dieser in den letzten zwei Tagen ständig bei ihm gewesen war. Und noch mehr überraschte mich, dass auch Yeji einmal zu Minho gerufen worden war.
Aber jetzt schien nicht der passende Augenblick dafür, diese Gedanken erneut durchzuarbeiten oder mich selbst zu bemitleiden. Stattdessen griff ich nach Sunoos Hand, erwiderte sein Lächeln etwas schüchtern und ließ mich von ihm mitziehen.
„Das wird eine wahre Freude. Es wollen alle mitmachen und wir werden in Memphis aus der Menge herausstechen." Sunoo schien förmlich über den Gang zu schweben, so vergnügt und unbeschwert wirkte er. Dem jungen Mann konnte ohnehin kaum etwas die Laune verderben, und gerade heute schien alles in bester Ordnung zu sein. Ich versuchte mich seiner Positivität etwas anzupassen und sagte mir, dass das Auftragen von Henna und ein Gespräch mit den anderen durchaus dazu beitragen würden, mich allgemein wieder wohler zu fühlen.
Dass ich diesen Gedanken, sobald wir den großen Raum betraten, schon wieder anzweifelte, musste ja keiner wissen. Denn natürlich waren in dem Zimmer alle Mitglieder des Harems versammelt, was Hyunjin mit einschloss.
Allerdings schien dieser abgelenkt von Yeji zu sein, die gerade einen Pinsel in die dunkle Hennapaste tauchte und diese kräftig umrührte.
„Du weißt, dass du die Linien von oben nach unten ziehen musst, es darf nichts verwischen", wies er sie an, woraufhin die Schwarzhaarige die Augen verdrehte und ihrem Cousin den feuchten Pinsel vor die Nase hielt.
„Wenn du nicht gleich still bist und mich nach meinen Wünschen die Farbe auftragen lässt, dann male ich dir einen riesigen Kreis in dein Gesicht", drohte sie ihm todernst, worauf Hyunjin ein verärgertes Schnauben ausstieß, aber sofort seine vollen Lippen zusammendrückte. Ganz gegen meinen Willen musste ich leise kichern und wandte mich rasch ab, als sich Hyunjin zu mir drehte.
„Da seid ihr ja. Dann können wir jetzt anfangen." Seungmin kam zu uns und schob mich in die Richtung von Hyunjin, zu dem sich gleich darauf auch Niki gesellte. „Setz dich und dann sagst du mir, welche Muster du gern willst."
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God-king of Egypt | Minsung
FanfictionWenn Jisung in seinem Leben eines gelernt hat, dann dass Aufgeben nie eine Option ist. Doch was passiert, wenn er in eine Welt gestoßen wird, die seine Prinzipien und Werte nicht anerkennt? Wenn sie diese mit ihren eigenen Gesetzen und Regeln übersc...