Frei von Schuld

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Das Warten hat ein Ende. ✨️

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Jisungs Pov:

„Ich werde dich freilassen", sagte er schlicht. Sofort schoss mein Kopf in die Höhe und ich starrte ihn fassungslos an.

Diese abrupte Reaktion meinerseits schien Minho erneut vollkommen falsch zu interpretieren, denn sogleich zeichneten sich Ernüchterung und Enttäuschung auf seinem Gesicht ab, bevor sich seine Miene verschloss und er leise, aber freudlos lachte. „Du hast richtig gehört, du bist frei. Du kannst tun und lassen, was du willst. Dir steht es frei, in deine „Heimat" zurückzukehren, wenn du das schaffst." Dann verhärteten sich seine Gesichtszüge weiter, so als würde er sich selbst gegen seine Worte wappnen müssen. „Ab heute bist du kein Teil meines Hofstaats mehr. Du gehörst nicht länger zu meinem Harem und schon gar nicht zu mir. Und jetzt... jetzt wirst du verschwinden."

Mein Herz setzte bei seinen harten Worten aus und ich konnte es mir selbst nicht erklären, aber sie raubten mir schlagartig jeglichen Halt und alle Sicherheit, die ich noch vor wenigen Stunden gefühlt hatte. Alles war weg. Mein Leben war erneut ein riesiger Scherbenhaufen, und die Panik breitete sich in mir aus, als ich gänzlich erfasste, was das für mich bedeutete.

Ich war ohne Schutz, ohne Familie, ohne Sicherheit, ohne Hilfe und jetzt auch ohne Minho. Er würde nicht mehr für mich einstehen, obwohl ich mir so sehr gewünscht hatte, in ihm eine solche Person gefunden zu haben – eine neue Heimat.

Minho wandte sich unterdessen nicht ab, blickte mir vollkommen emotionslos entgegen, und als ich noch immer nicht auf seine Ansprache reagierte, erhob er seine Stimme. „Wache!"

Sofort traten die beiden Männer ein, die seine Tür so akribisch verteidigten. Sie blieben am Eingang stehen und warteten auf folgende Anweisungen, während ich es noch immer nicht schaffte, irgendetwas zu meiner Verteidigung hervorzubringen. Ich war vollkommen neben der Spur und eine einzelne Träne bahnte sich den Weg über meine Wange, als erneut nur ein kläglicher Laut über meine Lippen drang, der Minho davon abhalten wollte, so weit zu gehen, mich zu verbannen. Doch er verstand mich nicht. Stattdessen musterte er mich gleichgültig und sprach dann mit monotoner Stimme.

„Eskortiert ihn nach draußen vor das Tor des Palastes. Er kann die Kleidung behalten, die er trägt, und den Schmuck auch. Alles andere bleibt hier. Ich folge euch. Dann kann ich selbst sichergehen, dass das kleine, streunende Kätzchen seine Freiheit erhält. Und ihr werdet ihn nicht wieder einlassen, egal wie sehr er darum bettelt."

Weitere Tränen liefen über meine Wangen und doch wehrte ich mich nicht, als mich die beiden Wachen packten und mich in den Gang hinausführten. Einige Male stolperte ich, doch der Griff um meine Oberarme war fest und ich konnte mich nicht losreißen – nicht, dass ich das in diesem Zustand gekonnt hätte.

Ich fühlte mich wie eine leblose Puppe in ihren Armen, die es gerade so schaffte, nicht ins sich zusammenzufallen - so als wären ihr Füllung und Fäden entnommen worden.

Alles in mir schmerzte schrecklich, fühlte sich verwundet, nein vielmehr zerfleischt und roh an, nachdem man mich wie Müll weggeworfen hatte. Dennoch konnte ich nicht sprechen, so als sei das Unrecht, das mir widerfuhr, nicht durch Worte in irgendeiner Sprache zu beschreiben.

Vielleicht habe ich es verdient. Ich hatte die ganze Zeit solche Angst um mich selbst. Und dann wollte ich endlich helfen und habe dabei nicht auf die Gefühle der anderen geachtet. Ich wollte nur mich selbst schützen und habe mich dabei tiefer verletzt, als jemand anderes es könnte.

Meine Sicht trübte sich zunehmend, während ich von den Wachen durch die unzähligen Säulengänge geleitet wurde, bis wir schlussendlich zum Haupttor des Palastes gelangten. Auf dem Weg hierher waren wir sicher einigen Bediensteten begegnet, aber ich hatte sie nicht einmal wahrgenommen. Mich interessierte nur mein eigenes Elend und es schockierte mich mit jeder Sekunde mehr, welch großen Teil mein ständiges Selbstmitleid und die Selbstzweifel zu diesem Fiasko beigetragen hatten.

God-king of Egypt | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt