God-king of Egypt | Minsung

Bis zum letzten Tag

Jisungs Pov:

„Bitte, sagt es mir. Ich muss wissen, was ihr damit meint. Was genau wird passieren? Was wird mit mir geschehen?"

Einige qualvoll lange Sekunden stierten sich Seungmin und Hyunjin gegenseitig an und schienen ein stummes Duell auszufechten, das darüber entscheiden würde, ob ich nun die Wahrheit erfuhr oder nicht. Dann wandte sich Hyunjin ruckartig zu mir und blickte mir fest in die Augen, so als wüsste er ganz genau, was nun zu tun sei.

„Wenn das, was du sagst stimmt, dann sollten wir dich nicht länger im Unklaren lassen. Dennoch denke ich, dass es am besten ist, dir zuvor etwas über diesen Ort und über uns selbst zu berichten. Immerhin wollen wir dir zeigen, dass dich im Palast nichts Schlimmes erwartet. Solange du hier bist, hast du alles, was du benötigst. Es wird dir weder an Essen noch an Kleidung mangeln und man kümmert sich gut um dich." Rasch warf er einen Blick zu Seungmin, der immer noch resigniert neben mir saß und sich offenbar unwohl fühlte. „Wir werden für dich da sein. Also versprich mir, dass du später nicht vollkommen in Panik verfällst und dich aus dem nächsten Fenster stürzt."

Diese Ansprache gefiel mir ganz und gar nicht, sie trug vielmehr zu meiner Nervosität bei und ich erschauderte ungewollt, was Seungmin sogleich zu bemerken schien, denn kurz darauf legte er mir eine Hand auf die Schulter und strich dann behutsam über meinen Oberarm.

Verdammt, was erwartet mich hier? Würde man mich also doch foltern? Oder ist dieser Ort wirklich das, was ich befürchte?

Auf einmal spürte ich, wie Seungmin noch näher rutschte und mich dann von hinten umarmte. Er saß dicht bei mir und legte seine Hände sanft um meinen Bauch, so als wollte er mich von den folgenden Worten abschirmen.

„Bitte hab keine Angst", murmelte er. „Wir werden unser Bestes tun, um auf dich zu achten, aber auch wir können uns den Befehlen seiner Majestät nicht widersetzen. Keiner kann sich einem Gott entgegenstellen." Die Wärme, die bei Seungmins schützender Umarmung in meinen Körper gesickert war, schien sogleich wieder aus mir herauszufließen und mir wurde schlagartig kalt, obwohl selbst im Schatten sicherlich um die dreißig Grad waren.

Wie? Wie kann man nur daran glauben, dass ein König ein Gott ist? Wieso sollte ein Gott sterben? Wieso sollte er verwundbar sein? Bin ich wirklich nur von gutgläubigen Schwachköpfen umgeben? Dabei habe ich gehofft, diese zwei wären anders.

Hyunjin betrachtete mich noch einen Moment länger, bevor er erneut das Wort ergriff. „Was Seungmin damit ausdrücken will ist, dass du hier bist, weil du dem König dienen sollst. Du gehörst ihm, genauso wie wir anderen auch."

Das war noch nicht sonderlich neu für mich. Mir war schon klar geworden, dass der Pharao jetzt die vollkommene Gewalt über mich hatte, so wie er sie über jeden Menschen in seinem Land hatte. Er konnte über mein Leben und meinen Tod entscheiden und den beiden Männern vor mir erging es nicht besser. Sie waren ebenso wie ich hier im Palast gefangen. Nun waren sie es, die mir leid taten und ich lehnte mich etwas näher an Seungmin, der mich vertrauensvoll fester an sich zog.

Aber dann erklang Hyunjins selbstbewusste Stimme und begann, den anderen Teil der Wahrheit zu enthüllen.

„Du glaubst womöglich, dass dieser Dienst an unseren Pharao nicht freiwillig ist, aber die meisten von uns sind aus freien Stücken hergekommen oder sind in den Palast eingeladen worden. Wir sind alle Minhos Befehl oder seinem Ersuchen gern gefolgt." Ein beinahe verträumtes Lächeln spielte um seine weichen Mundwinkel, während er sich offenbar an etwas erinnerte. „Yeji und ich waren die Ersten, die herkamen. Ich habe seine Majestät bei einer seiner Reisen in meinen Heimatstaat Syrien kennengelernt. Als er in Damaskus im Palast meiner Eltern zu Gast war, hat er mich und meine Cousine Yeji gesehen und unserer Familie ein Bündnis vorgeschlagen. Du musst verstehen, selbst für adelige Familien wie unsere war es eine unvorstellbare Ehre, dass ein so mächtiger und von den Göttern geliebter König, ein solches Angebot macht."