Prolog

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The flying castle

Kapitel 1

Hadley

»Sie müssen kurz anhalten!« Fast schon panisch beuge ich mich im Taxi nach vorne und umklammere die Kopflehne des leeren Beifahrersitzes. Der Fahrer drückt auf die Bremse, biegt scharf nach rechts und kommt auf einem Schotterweg zum Stehen.

»Gibt es ein Problem?«, erkundigt er sich freundlich, obwohl ich ihm wahrscheinlich einen großen Schrecken eingejagt habe.

»Es gibt kein Problem, sondern einen Notfall!« Ich schnalle mich ab, schnappe mir meine kleine Tasche und öffne die Tür. »Bevor wir weiter in die Pampa fahren, muss ich mir noch Lebensnotwendige Sachen an der Tankstelle kaufen. Da oben gibt es bestimmt nicht einmal einen Snackautomaten. Ich bin gleich zurück!« Entschieden stürze ich nach draußen, doch bevor ich auf die verlassene Tankstelle zurase, stecke ich meinen Kopf noch einmal ins Auto. »Soll ich Ihnen auch etwas mitbringen? Vielleicht Gummibärchen zur Beruhigung?«

»Nein, danke.« Der Fahrer hält beide Hände ums Lenkrad geschlossen, schaut fokussiert auf den Schotterweg vor uns und bewegt sich kaum.

»Hm, ich bringe Ihnen trotzdem etwas mit«, trällere ich und hüpfe auf den Eingang zu. Drinnen angekommen erwartet mich ein chaotischer Shop. Der junge Verkäufer hinter der Kasse kaut gelangweilt auf seinem Kaugummi herum und nimmt mich gar nicht wahr.

»Habt ihr Einkaufskörbe?«, frage ich laut, während ich mir zwei Packungen Gummibärchen kralle.

»Äh, was?« Der Kerl schaut sich verwirrt im Laden um, als hätte er wirklich die kleine Glocke überhört, die erklingt, wenn jemand den Shop betritt. »Natürlich haben wir keine Einkaufskörbe. Das hier ist schließlich eine Tankstelle und kein Supermarkt.« Sein Englisch ist nicht perfekt, aber man kann ihn verstehen.

»Kein Grund so mies gelaunt zu sein.« Ich verkneife mir ein Augenrollen, ziehe zwei Tüten Chips aus dem Schrank und laufe rüber zum Kühlregal. »Habt ihr nur eine Sorte Powerade hier?« Ich wühle mich durch die Plastikflaschen. »Und ausgerechnet die Sorte, die am wenigsten schmeckt!«, beklage ich mich mit halbem Oberkörper im Regal.

»Wie gesagt, wir sind kein Supermarkt!«, verkündet er nun gereizt. »Sei froh, dass überhaupt etwas da ist.«

»Mich überrascht es eher, dass ich die Flaschen überhaupt gefunden habe, bei dieser Unordnung«, gebe ich schnippisch zurück. Da mir nichts anderes übrig bleibt, nehme ich mir zwei Flaschen der einzigen Sorte und donnere mein ganzes Zeug auf die winzige Ablage der Kasse. Der Kerl scannt jeden Artikel furchtbar langsam ab. Dabei entgeht mir nicht, wie er mich fragend mustert.

»Du kommst nicht von hier, oder?« Seine schlechte Laune scheint verflogen zu sein. Er ist deutlich älter als ich, aber definitiv in den zwanzigern. Bevor ich ihm antworte, durchwühle ich den Haufen von Kaugummis und lege noch drei Streifen mit Erdbeergeschmack auf die Kasse.

»Nein. Ich komme aus den USA. Ich bin erst heute angereist.« Der Kerl nickt und gibt einen Ton von sich, als hätte er eben die letzten Puzzleteile zusammengefügt.

»Dann bist du eine neue Schülerin an der Sunstead Academy, richtig? Ansonsten würde es keinen Sinn machen, dass jemand wie du irgendwo im nirgendwo an einer Tankstelle einen Großeinkauf machen will.«

Ich lege den Kopf etwas schief und zwinge mich zu einem Lächeln. »Und es wäre einfacher für mich gewesen, wenn ihr einen Korb hättet. Wahrscheinlich hätte ich dann sogar mehr gekauft.« Ich ziehe meine Kreditkarte hervor, bezahle meinen Einkauf und lege mir alles in die Arme.

The Sunstead AcademyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt