The Sunstead Academy

Kapitel 24

Hadley

Ich könnte mir echt eine reinhauen, weil ich die Wette mit Elion verloren habe.

Denn jetzt stehe ich hier.

Vor dem Tor, das zum Landhaus der Familie Princeton führt.

Ich habe lange darüber nachgedacht und wollte mein Versprechen schon brechen und das Abendessen einfach absagen. Allerdings hielt Elion mich in meinen Gedanken immer wieder davon ab. Er ist wie ein schlechtes Gewissen in meinem Kopf umhergeflogen, bis ich vor zwei Tagen in meinem Bett lag, an meinen Fingernägel kaute und schließlich so laut seufzte, dass Tracy ihre Kopfhörer aus den Ohren zog. Ich würde es durchziehen, schwor ich mir an diesem Abend.

Elions Versprechen zu brechen fühlt sich einfach wie ein Hochverrat an. Er war so nett zu mir, er erstellte mir sogar einen Trainingsplan, damit ich mich voll und ganz auf das Schwimmen konzentrieren kann. Das Semester hat vor fünf Tagen begonnen, heute ist Freitag und somit das erste Wochenende, wo ich mich vom Unterricht erholen muss. Zumal ich hoffe, dass es auch einer meiner letzten Wochenenden in diesem Loch hier ist.

Mein Entschluss zu fliegen, steht noch immer.

Am Dienstag, nachdem ich von Blakes Lehrer erwischt worden bin, saß ich eine Stunde im Sekretariat. Der Lehrer, Mr Lopez, wollte mich anfangs nicht bestrafen, sondern verlangte bloß, dass ich auf der Stelle seinen Unterricht verlassen sollte. Schlimm wurde es erst, nachdem Blake mir ein boshaftes Grinsen zuwarf und wie der größte Arschkriecher zu seinem Lehrer stolzierte um ihn zu überzeugen, wie falsch mein Handeln war. Es überraschte mich wenig, als Mr Lopez ihm zustimmte und zu mir meinte, dass sich eine neue Studentin nicht so aufführen sollte und ich mit Konsequenzen rechnen kann. Er griff zu seinem Tastenhandy (ja, ein Tastenhandy) und rief im Sekretariat an um anzukündigen, dass ich die nächste Schulstunde dort verbringen würde, um über mein unvernünftiges Verhalten nachzudenken. Dank Blake saß ich im eiskalten Raum und musste mir anhören, wie Mrs Bell andauernd niesen musste. Kein Wunder, bei den Temperaturen.

Als ich dort saß habe ich andauernd damit gerechnet, dass Eleanor um die Ecke kam um mit mir ein ernstes Wörtchen zu reden. Ich dachte, dass meine Patentante diese Situation ausnutzen würde um sich wichtig zu fühlen. Aber sie ließ mich in Ruhe, obwohl sie definitiv davon erfahren haben muss.

Elion und ich waren am Mittwoch wieder zusammen in der Halle, aber nur für eine Stunde, weil es schon so spät wurde. Er erzählte mir da, dass er das Abendessen organsiert hat und es am Freitag stattfindet. Zähneknirschend willigte ich ein und tauchte gleich darauf ins Wasser ein, bevor ich meine Meinung ändern konnte.

Ich habe gestern meinen Schwerpunkt gewählt, da meine Klassenlehrerin die Liste einreichen musste. Ich war die letzte, die sich entschieden hat, aber ich nun bin ich Teil des Schwimmteams. Das Training beginnt in der nächsten Woche und mit dem zusätzlichen Trainingsplan von Elion kann nichts schief gehen. Ich hasse es zuzugeben, aber schwimmen macht mich hier wirklich spaß. Wenn ich in der Halle bin und mich im Wasser treiben lasse, verdränge ich den Gedanken, dass ich demnächst nicht mehr hier sein werde. Und im Ernst, in Boston gibt es genügend Schwimmbäder. Es gibt nichts, was ich hier vermissen könnte.

Oder etwa doch?

Nachdenklich stehe ich weiterhin vor dem Tor, ohne einzutreten. Es steht offen, das erkenne ich, aber trotzdem halte ich inne und atme tief durch. Die Sonne ist inzwischen hinter den Mauern der Academy verschwunden, sodass die letzten rötlichen Strahlen auf das Landhaus leuchten. Ich trage eine schwarze Jeans mit einem engen, weinroten Oberteil. Die Haare habe ich offen gelassen, auf Schminke habe ich verzichtet. Ich möchte das der Abend so schnell wie möglich vorbei geht und nicht, dass ich mich danach noch endlos lange abschminken muss. Ich mache das hier nur aus Ehre, da ich verloren habe.