The Sunstead Academy

Kapitel 36

Blake

»Um wie viel Euro wetten wir, dass wir nichts lernen werden?« Mike steigt voran und erklimmt die Treppen, die hoch zur Bibliothek führen. In meiner Hand balanciere ich einen heißen Cappuccino, den ich eben bei Lotte erwerbt habe.

»Ich brauche kein Geld von euch, nur die Aussicht, die ich gerade genießen kann«, höre ich Cassandras Stimme irgendwo hinter mir und kurz darauf quiekt Hunter auf, der ebenfalls hinter mir die Ringeltreppen hochläuft.

»Sie hat mir eben in die Pobacke gekniffen!«, beschwert er sich viel zu laut, woraufhin ich bloß die Augen verdrehen kann.

»Tu bloß nicht so, als hätte es dir nicht gefallen.« Cassandras Stimme ist verführerisch und wir haben die Fummeleien in der Bibliothek vor einigen Wochen vergessen. Ich wollte nie etwas von ihr, sie war an jenem Tag zufällig dort. Als ich Hadley damals gesehen habe, half Cassandra mir eben, sie zu provozieren. Seitdem habe ich kaum mehr ein Wort mit Cassandra gewechselt, da sie mich nicht interessiert. Ehrlich gesagt, interessiert mich keine mehr in letzter Zeit. Nur eine blonde mit großen Augen, für die ich allerdings keine Gefühle haben darf. Was ein Schlamassel.

»Also mir hätte es gefallen«, flüstert mir Mike zu, doch ich ignoriere ihn. Mrs Potter sitzt hinter dem Tresen und klickt etwas auf ihrem PC herum. Als sie uns sieht, begrüßt sie uns knapp und winkt uns durch.

An den langen Tischen zwischen den Bücherreihen sitzen mehrere Grüppchen zusammen und stecken ihre Gesichter in die Bücher. Auch wir haben heute vor, uns auf die bevorstehende Geschichtsklausur vorzubereiten, die wir bereits nächste Woche schreiben. Nicht nur Mike denkt, dass wir nicht produktiv sein werden, mir geht es ebenso. Mit dieser Chaotengruppe kann man nicht lernen, das weiß ich jetzt schon. Cassandra und Hunter albern nur rum, während Mike nach Ablenkungen suchen wird und ich der Einzige bin, der die Seiten in den Büchern wirklich lesen wird. Dabei sind auch meine Gedanken verstreut, denn das Wochenende rückt immer näher. Es ist schon Donnerstag und am Samstag löse ich meinen Gewinn ein. Hadley wird den ganzen Tag mit mir verbringen müssen und ich kann an kaum etwas anderes denken als an den Tagesablauf, den ich geplant habe.

»Ich suche die Bücher raus.« Bevor ich zwischen den Regalen verschwinde, lege ich meinen halbleeren Rucksack auf einen der Stühle und ziehe die Liste mit dem Themen für die Klausur aus meiner Hosentasche. Keiner der anderen folgt mir, als ich den Flur bis zu den Geschichtsbüchern entlanglaufe.

Ich brauche nicht lange, bis ich die passenden gefunden habe und auf den Rückweg zum Tisch sehe ich, dass Hunter und Cassandra nicht mehr da sind. Mike ist vertieft in sein Handy und hat seine Unterlagen noch gar nicht rausgeholt. Verdammt, ich hätte alleine herkommen sollen.

»Wo sind die zwei?«, möchte ich wissen, während ich den Stapel mit Büchern auf den Tisch lege.

Mike schaut nicht einmal von seinem Display hoch, während er mir antwortet. »Sind hinten in der Ecke bei den Sitzkissen verschwunden.«

Seufzend lege ich meinen Kopf in den Nacken und werde plötzlich auf ein Geräusch aufmerksam. Es ist ein Lachen und ich kenne diese Stimme. Schnell drehe ich meinen Kopf nach rechts und scanne die Akademiker ab, die die weiteren Tische füllen. Hinten an der Seite erkenne ich den Blondschof, der mir den Kopf verdreht. Hadley und meine Klassenkameradin Elina sitzen an der letzten Tischreihe und scheinen sich über irgendwas zu amüsieren. Sie sitzen sich gegenüber, vor ihnen liegen Bücher und Unterlagen. Hadley trägt einen hellblauen Jogginganzug und auch wenn ich sie nur aus der Ferne und im Sitzen sehen kann, übermahnt mich ihr Aussehen und die Ausstrahlung, die sie in die Bibliothek wirft. Ich bin wie benommen und scheine vergessen zu haben, weswegen ich ursprünglich hergekommen bin. Um für die Geschichtsklausur zu lernen, aber stattdessen möchte ich lieber mehr über eine Person wissen als über ein Fach.