The Sunstead Academy

Kapitel 29

Hadley

Auch am nächsten Morgen ist meine Enttäuschung auf Blake nicht verschwunden und gleichzeitig kann ich nicht vergessen, wie magisch der Moment im Pool war. Ich bin diejenige, die das Spiel erfunden hat, also habe nur ich die Schuld daran. Denn ich konnte an Blakes Blick erkennen, wie sehr er mich küssen möchte. Ich habe ihm den letzten Schubs gegeben, damit er uns beide erlösen kann. Ich wusste, dass ein Spiel uns helfen würde, das als okay zu empfinden. Wir Spielen unheimlich gerne, aber hassen es beide, zu verlieren. Trotzdem kann ich nicht vergessen, wie er aus dem Wasser gesprungen und vor mir geflohen ist. Dieser Anblick brach etwas in mir, es tat weh, aber die Spielregeln waren klar gesetzt. Nach Ablauf der Minuten, zählt nichts, was passierte.

Hunter hatte auf mich gewartet, während ich mich wieder in meine richtigen Klamotten warf und mich abtrocknete. Er setzte sich so lange auf einen Stuhl und sprach über belanglose Dinge, dabei hatte er mir natürlich den Rücken zugewandt. Man kann über Hunter denken, was er will, aber er ist ein wahrer Gentleman. Er brachte mich bis zu meinem Zimmer und passte auf, dass ich auf dem durchnässten Gras nicht ausrutschte. Auf das Training in der Halle habe ich verzichtet, da ich mich nicht mehr in den nassen Badeanzug quetschen wollte und mich durch das Wasser um mich herum nicht an das Szenario mit Blake erinnern wollte.

Natürlich konnte Hunter sich nicht verkneifen zu fragen, was zwischen Blake und mir gelaufen ist, aber da ich die Spielregeln selbst setzen konnte, erzählte ich ihm bloß, dass wir uns dort vor dem Gewitter versteckt hätten und im Wasser bloß so diskutiert, haben wie wir es immer tun. Hunter glaubte mir die Geschichte, obwohl ich mir sicher bin, dass er Blake ebenfalls ausquetschen wird. Das soll mir recht sein, denn so wie Blake aus dem Gewächshaus gestürmt ist, wird er keiner Menschenseele von unserem Ausrutscher erzählen.

Einem verdammt guten Ausrutscher, wenn ich das so betonen darf. Als seine Lippen zum ersten Mal auf meine trafen, konnte ich mich nicht mehr halten. Ich krallte mich an seinen Körper, als wäre er mein Anker in dem Sturm. Alles an mir wurde weich, ich hätte mich gar nicht alleine im Wasser halten können. Ich musste mich an ihn heften, damit ich nicht untergehe. Ich ertrank in seinen Armen, in seiner Nähe unterhalb seiner Haut. Verdammt, mein Bauch kribbelt, wenn ich nur daram zurückdenke. Wir beide haben das so sehr gebraucht, das war nicht zu übersehen. Als er mich auch noch gegen den Beckenrand drückte, konnte ich nicht mehr. Mein Unterleib stand in Flammen, ich wollte noch mehr. So viel mehr, aber dann wurde unser Spiel unterbrochen und beendet. Es wird keine Revenge geben, da es keinen Gewinner gab.

Nur zwei Verlierer, die es hätten, besser wissen müssen.

Delia hat mich gestern Abend beim Training überredet, mit ihr und noch ein paar anderen in den Nachtclub heute zu fahren. Es ist Samstag und abends würde ich eh nicht sonderlich viel unternehmen und andauernd an die Tragödie im Pool denken. Da tut etwas Ablenkung sicherlich gut. Ich habe Blake in den letzten zwei Tagen nicht mehr gesehen, er geht mir also wieder aus dem Weg, als wäre er noch der kleine Junge von damals. Der Schultag gestern zog sich in die Länge, während der Mathe Klausur konnte ich an nichts anderes denken als an den verbotenen Kuss im Gewächshaus. Ein Kuss, von dem nie jemand etwas erfahren darf. Wie auch immer, ich bin mir sicher, dass ich Mathe verkackt habe. Als ich einen Tag später von einem langen Spaziergang in meinem Zimmer ankomme, ist die Ruhe nur von kurzer Dauer, da es ununterbrochen an der Tür klopft. Eilig öffne ich diese und erkenne Delia, die grinsend ins Zimmer stürmt und meinen Kleiderschrank aufzieht.

»Ich wünsche dir auch einen schönen Nachmittag«, begrüße ich sie ironisch und schließe die Tür hinter mir.

»Es gibt keine Zeit für Small-Talk, wir müssen dir ein hinreißendes Outfit zurechtlegen.«

Ich werfe einen Blick auf meine kleine Standuhr, neben meinem Bett. »Wir haben erst kurz nach fünf. Ich weiß ja nicht, wann man hier einen Club besucht, aber bei uns in Boston war vor Mitternacht nichts los.« Ich lasse mich auf meinen Stuhl plumpsen und sehe Delia dabei zu, wie sie sich durch meine Kleiderbügel wühlt.