Kapitel 30

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Die kühle Nachtluft weht mir entgegen und ich atme erleichtert aus. Ich gehe an den Türstehern vorbei und stelle mich an den Straßenrand. Neben mir sind einige kleine Grüppchen, die sich laut unterhalten, aber das stört mich nicht. Ich genieße bloß die frische Luft und lege meinen Kopf in den Nacken.

»Na, ganz alleine hier?«

Als ich meinen Kopf wieder sinken lasse, steht mir plötzlich ein blonder Typ im Weg, der mich angrinst. Seine Pupillen sind gerötet, er hat eindeutig gekifft. Das verrät auch sein Gestank nach Gras.

»Nein, meine Freunde sind drinnen«, sage ich gelangweilt und wende mich ab.

»Dann kannst du deine Zeit auch mit mir verbringen.« Er greift in seine Hosentasche und zieht einen zerdrückten Joint raus. »Möchtest du?«

»Nein, danke. Meine Eltern haben mir verboten, billiges Gras von fremden zu rauchen.« Ich möchte von ihm weg, doch er hält mich zurück.

»Ach, komm schon. So ein hübsches Ding wie du hat bestimmt unanständige Sachen im Kopf. Gib dem Verlangen nach.«

»Lass mich los, du Freak!« Ich reiße meinen Arm los und gehe einige Schritte die Straße runter. Das reicht, mein Abend ist eindeutig gelaufen. Seufzend suche ich mein Handy aus der Hosentasche und schaue auf die Uhr. Delia hat gesagt, sie möchte frühstens um drei Uhr zurück an die Academy und bis dahin sind es noch zwei Stunden! Das ertrage ich nicht. Entschieden wähle ich Elions Nummer und klemme mir das Handy ans Ohr.

»Hallo?«

»Ich bin's, Hadley. Ich weiß, du hältst gerade nicht viel von mir, aber es wäre supernett, wenn du mich in der Stadt abholen könntest. Hier sind nur komische Leute und die Mädels, mit denen ich hier bin, möchten noch bis drei bleiben.«

»Bist du im Capriccio?«

Bevor ich ihm antworte, drehe ich mich herum und schaue auf das grelle Schild des Clubs.

»Ja, woher weißt du das?«

»Taormina ist nicht besonders groß. Bleib draußen, ich fahre gleich los.«

»Danke, Elion. Dafür backe ich dir einen Kuchen.«

»Darauf komme ich zurück.« Er legt auf und ich schreibe Delia eine Nachricht in der steht, dass ich schon fahre. Ich ergänze noch, dass sie mich anrufen können, wenn sie später nicht wissen, wie sie Heim kommen.

»Du bist ja immer noch hier. Sicher, dass deine Freunde überhaupt existieren?« Der Blonde ist wieder da, aber bevor er mich noch weiter anquatschen kann, geselle ich mich zu den Türstehern.

Es vergehen zehn Minuten, bis die Scheinwerfer eines Autos zu erkennen sind und ich hoffe, dass es sich dabei um Elion handelt. Das Auto hält direkt vor dem Club und als das Beifahrerfenster runterfährt, entdecke ich den falschen Zwilling hinter dem Steuer sitzen.

»Blake?«, rufe ich verwirrt aus und verschränke meine Arme vor dem Oberkörper, da mir schon etwas kalt geworden ist.

»Steig ein.«

Ohne zu zögern, verlasse ich den Bürgersteig und ziehe die Tür seines Audis auf.

»Tschüss, Schönheit!«, ruft mir der Blonde noch zu, bevor er von den Türstehern des Clubs weggeschickt wird. Seufzend schließe ich das Fenster und genau dann drückt Blake aufs Gas und rast durch die schmalen Straßen der Stadt.

»War das dein Verehrer?«, möchte er wissen.

»Nein, nur ein Trottel, der zu viel geraucht hat.« Ich drehe meinen Oberkörper in seine Richtung. »Warum bist du hier und nicht Elion?«

The Sunstead AcademyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt