Kapitel 35

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Hadley

In den nächsten Tagen kehrt der Alltag der Academy zurück. Ich stehe jeden Morgen auf, gehe in den Unterricht und lerne anschließend, bevor ich abends in die Halle gehe. Inzwischen habe ich mich an alles gewöhnt und gebe mir besonders im Unterricht viel Mühe, damit ich gute Zensuren bekomme. Nächste Woche steht wieder eine Klausur an, für die ich unbedingt lernen muss, da Physik nicht wirklich mein Ding ist. Gestern Abend habe ich mit Elina einen Kaffee getrunken, bevor ich in die Halle gegangen bin, und da hat sie mir angeboten, mit mir in der Bibliothek zu lernen. Da sie einen Jahrgang über mir ist, kennt sie den ganzen Stoff schon und kann mir ihre Unterlagen leihen. Wir haben vor, uns morgen Nachmittag zu treffen.

Das Wochenende rückt immer näher, was meine Angst immer größer macht. Wie ein Schneeball, der nach jedem Tag mehr Schichten Schnee abbekommt. Blake hat mir noch keine weiteren Infos wegen unserem Treffen geschickt und ich hoffe einfach, dass er die Sache bereut und sich gar nicht mehr meldet. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen, so als wäre er vom Erdboden verschluckt. Nachdem ich das Spiel gewonnen habe, sind Lacey und ich zurück auf den Campus gegangen und ich brachte sie zum Landhaus zurück, bevor Eleanor sauer werden konnte. Ich habe ihr nichts von der Vereinbarung mit Blake erzählt, jedoch konnte ich an diesem Abend an nichts anderes denken. Als ich spät im Bett lag, ging mir durch den Kopf, dass es nur weitere Spielchen sein könnten. Vielleicht spielt er seine Freundlichkeit mir gegenüber nur vor und möchte bezwecken, dass ich mich in seiner Gegenwart sicher fühle, bevor er mich brechen kann. Aber dann fällt mir unser Waffenstillstand ein, das würde er niemals brechen. Blake war noch nie jemand, der sein Wort nicht hält. Na ja, zumindest war er vor dem Unfall so.

»Hallo, Schätzchen! Es ist so schön, wieder von dir zu hören.« Moms Stimme am anderen Ende der Leitung ertönt und ich klemme mir das Handy ans Ohr, während ich in meiner Schublade nach einem sauberen Handtuch suche. Ich möchte gleich in die Halle gehen, da wir schon fast neunzehn Uhr haben. Tracy ist nicht in unserem Zimmer, aber die angezündeten Räucherstäbchen deuten darauf hin, dass sie nicht lange fehlen wird.

»Sorry, dass ich mich so selten melde, aber der Empfang hier ist furchtbar. Wenn die Verbindung abbrechen sollte, dann tut es mir leid.«

»Ist nicht schlimm, wir möchten ja, dass du die Zeit dort genießen kannst. Da musst du nicht andauernd mit deinen lahmen Eltern telefonieren. Troy, komm her! Deine Tochter ist am Telefon.«

»Ach Quatsch. So lahm seid ihr doch gar nicht. Immerhin benutzt ihr beide schon ein Handy mit Touch und kein Tastentelefon.«

Es dauert eine Weile, aber dann höre ich auch Dads Stimme.

»Wer ist denn da? Unsere lernbegierige Tochter? Wie läuft es an der Academy? Hast du schon irgendwelche Räume in Brand gesetzt?«

Ich verdrehe die Augen und stelle fest, dass meine Eltern also von meinem schlechten Benehmen am Anfang mitbekommen haben. Zwar haben wir seitdem zwei Mae telefoniert, aber da haben sie es nicht angesprochen und ich habe ebenfalls meine Klappe gehalten. Zumal es keine Rolle mehr spielt, da ich mich wirklich anstrenge.

»Hat Eleanor mich verpetzt, oder wie?« Ich stopfe meinen Badeanzug in die Schwimmtasche.

»Sie hat die Details ausgelassen, Schätzchen. Aber wie es sich angehört hat, hast du für einen ganz schönen Wirbel gesorgt.« Mom klingt nicht wütend, sondern beinahe amüsiert.

»Und ihr seid nicht sauer?«, hake ich misstrauisch nach.

»Wieso sollten wir? Du bist jung, leb dich aus. Wenn du einen Klassenraum anzünden willst, dann los!«

»Troy!«, ermahnt meine Mutter direkt.

»Ich habe gar nichts angezündet.« Ich muss lachen, weil Dad wirklich glaubt, dass ich sowas machen würde. »Ich habe nur meine Grenzen ausgetestet, versteht ihr? Aber das ist vorbei, ich bin artig.«

The Sunstead AcademyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt