Kapitel 40

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Hadley

Am Abend schleift Blake mich zurück auf den Marktplatz, nachdem wir uns den Magen vollgeschlagen haben und einen Spaziergang am Rande der Küste unternahmen. Die Sonne ist inzwischen verschwunden, es ist dunkel geworden und der Markplatz wird von den Laternen und den Lichtern der Gastronomien erleuchtet. Die Temperaturen sind perfekt, eine frische Brise der Meeresluft weht über den Platz und allein dieser Duft, macht den Tag noch besser.

»Hast du Lust zu tanzen?« Blake greift nach meinem Handgelenkt und zieht mich am Brunnen vorbei zu einer Menschenmenge, die sich zu einer Liveband bewegen. Es gehört zu einer Bar, es wurde eine kleine Bühne aufgestellt und drei Männer mit Keyboard, Geige und Gitarre stehen darauf und spielen traditionelle italienische Musik.

»Was? Tanzen? Ich kann gar nicht tanzen.« Ich versuche mich zu wehren, aber Blake lässt nicht locker und bringt uns beide zu den älteren Menschen, die gut gelaunt das Tanzbein schwingen. Andere sitzen auf den Stuhlen, genießen ihre kalten Getränke und schauen ihren Lieblingsmenschen beim Tanzen zu. Es ist unglaublich. Das alles hier ist unglaublich.

»Komm schon, versuch es mal.« Blake lässt lächelnd meine Hand los und ich wünsche mir, dass er sie wieder nimmt. Schüchtern bleibe ich wie angewurzelt stehen, während Blake mich aufmuntern ansieht.

»Kommen Sie Liebes, nun zieren sie sich nicht!« Eine ältere Dame kreuzt um die Ecke und nimmt beide meiner Hände, um mich auf die Tanzfläche zu ziehen. Sie ist bestimmt schon über sechzig, aber bewegt ihre Hüften wie eine begabte Tänzerin.

»Einfach zur Musik bewegen. Niemand lacht sie hier aus, wir haben alle unseren Spaß.« Sie hebt meine Arme, dreht mich einmal um die eigene Achse und winkt Blake zu uns. »Und jetzt, gebe ich sie an ihren Mann. Ihr beide seid ein echt entzückendes Paar!«

In der nächsten Sekunde pralle ich gegen Blakes Oberkörper, der mich gekonnt auffängt und meine Hände in seine legt, um den Tanz zu starten.

»Sag bloß, du hast diese Frau dazu beauftragt«, rufe ich ihn trotz der Musik zu, woraufhin er lacht und eine Drehung vollzieht.

»Nein, das war nur Glück.«

Blake bringt Abstand zwischen unsere Körper, lächelt mich an und lädt mich zu einem Tanz ein, indem er mich um meine Hand bittet. Wie eine Prinzessin knickse ich zum Dank und lege meine Hand in seine. Gekonnt verschließt er unsere Finger miteinander, bevor er mich an sich zieht und seine andere Hand an meinem Rücken wandert. Ich rieche seinen Duft überall und als wir zur Musik tanzen, wird es intensiver. Blake führt mich und scheint sich in seinen Schritten sicher zu sein. Wir tanzen zwischen all den anderen Menschen, die das Leben in vollen Zügen genießen zu scheinen. Es kommt mir vor, als würden immer mehr Passanten mitmachen, sodass irgendwann der ganze Marktplatz eingenommen wird. Lächelnd versuche ich, Blake nicht auf die Füße zu treten, aber dazu kann es gar nicht kommen, da er gut darin ist.

»Hast du heimlich Tanzstunden genommen?«, frage ich ihn misstrauisch und hebe dabei mein Kinn an, um ihn ansehen zu können.

»Soll ich ehrlich sein? Als Elion und ich hier zur Schule gegangen sind, hatten wir einen Pflichtkurs in der Schule. Einige Schritte scheinen wohl in Erinnerung geblieben zu sein.«

Ich kann ihn gut verstehen, da die Liveband nicht allzu laut Musik macht. Das macht den Moment nur noch magischer, da Blake und ich uns weiter unterhalten können.

»Ich kann mich noch sehr gut an den Ball aus der Highschool erinnern. Da hattest du diese Schritte definitiv noch nicht drauf. Wie oft du mir damals auf die Füße getrampelt bist, konnte ich nicht zählen.« Wir lachen beide und schwelgen für einen Moment in Erinnerungen. Das war ein sehr schöner Abend, aber der hier scheint ihn zu übertreffen.

»Wahrscheinlich habe ich mich deswegen so angestrengt bei meinem Tanzkurs in der Schule. Die Blamage, wie oft ich dich verletzt habe, war tief.«

Ich lege meinen Kopf in den Nacken um zu lachen, doch genau da hebt Blake meine Hand und lässt mich einmal drehen. Nach der Drehung zieht er mich dicht an seinen Oberkörper und ich schnappe nach Luft.

»Ist es komisch, wenn ich sage, dass ich diese Nähe zwischen uns mag?« Blakes Gesicht kam mir näher, sodass er mir diese Worte ins Ohr flüstern kann. Meine Nackenhaare haben sich aufgestellt, ich fahre mir mit der Zunge über die Unterlippe, um meine Bedürfnisse zu unterdrücken.

»Und ist es komisch, wenn ich dir da zustimme?« Meine Stimme ist brüchig, ich bekomme die Worte kaum über die Lippen. Langsam zieht Blake seinen Kopf etwas von mir weg, damit wir uns in die Augen schauen können. Diese braunen Augen, die mich mein halbes Leben begleitet haben. Unsere Schritte haben sich verlangsamt, wir bleiben beinahe stehen und das merke ich nur, da ich die schnellen Tanzbewegungen der anderen wahrnehme. Sie haben uns umhüllt, tanzende, glückliche Leute umrunden uns und lassen die Schmetterlinge nur noch verrückter werden. In meinem Unterleib zieht es und es wird noch schlimmer, als Blakes Augen zu meinen Lippen zücken.

»Ich habe noch eine Frage offen«, flüstert er mit belegter Stimme, da er abgelenkt zu sein scheint. Ich weiß genau, welche Frage er meint. Vorhin im Auto fragte er mich, ob ich bei den ganzen Aktionen, die er durchgezogen hat, eifersüchtig wurde. Ich versprach, ihm diese Frage am Ende unseres Tages zu beantworten.

»Aber wir sind noch hier«, hauche ich. »Das Treffen ist nicht vorbei.«

»Mein Gefühl sagt mir, dass jetzt der richtige Augenblick ist.« Seine Hand, die an meinem Rücken schmiegt, drückt mich enger an ihn heran. Mein Oberkörper liegt dicht an seinem, mein Kopf ist angehoben.

»Du willst die Antwort hören?« Ich breche den Augenkontakt nicht ab.

»Ja, Hadley.« Er klingt beinahe verzweifelt. »Sag mir, ob ich dich eifersüchtig machen konnte, oder nicht.«

Meine Blicke zücken zu seinen perfekt geschwungenen Lippen, bevor ich ihm wieder fest in die Augen schaue und kräftig nicke.

»Ja, Blake. Ich war verdammt eifersüchtig. Ich habe es in meinem ganzen Körper gespürt, die Wut, wenn...« Weiter komme ich nicht, denn er schneidet mir das Wort ab, indem er die letzte Distanz zwischen uns verringert und seine Lippen auf meine legt. Ich seufze erleichtert aus, lege meine Arme direkt um seinen Hals und vergabe meine Finger in seinem dichten Haar. Unser Kuss wird fordernd, da wir beide genau das gebraucht haben. Unsere Münder pressen sich aufeinander, alles um uns herum haben wir ausgeblendet. Seine Zunge gleitet in meinen Mund, woraufhin ich aufstöhne und an seinem Haar ziehe, was ihn nur noch schärfer macht. Meine Beine sind weich, er muss mich halten und das tut er. Er drückt meinen Körper eng an seinen, sodass kein Blatt mehr zwischen uns passen würde. Die Schmetterlinge kämpfen sich ihren Weg aus meinem Unterleib nach oben und scheinen den ganzen Markplatz zu überfluten. In meinem Ohr dringt die italienische Musik, die alles noch romantischer erscheinen lässt. Blake übernimmt die Kontrolle unseres Kusses und scheint nicht vorzuhaben, in Zukunft damit aufzuhören. Ich spüre, fühle und möchte alles an ihm. Gott, er macht mich verrückt. Seine Hand wandert meinen Rücken entlang, dann zur meiner Seite, bis hoch zu meinem Dekolletee. Ich stocke und ziehe meinen Kopf etwas zurück, da ich keine Luft mehr bekomme. Er öffnet seine Augen und starrt mich an, seine Pupillen sind geweitet, seine Lippen angeschwollen.

»Mich hat es auch wahnsinnig gemacht, was du alles getan hast, Hadley.« Seine Stimme ist außer Puste und als meine Augen zu seinem Hemd zücken, erkenne ich seinen schnellen Puls. Seine Brust hebt und senkt sich, als hätte er ein dreistündiges Feldhockeyspiel hinter sich.

»Dann küss mich noch einmal und zeig mir, wie wahnsinnig es dich gemacht hat, Blake.« Er sieht mich eine Weile an, bevor er lächelnd meine Wangen mit beiden Händen umfasst und über meine Haut streichelt. Überfordert blinzle ich und warte, bis er mich küsst. Es fühlt sich schön an, so von ihm berührt und angeschaut zu werden. Verdammt, ich habe mich verliebt.

»So wahnsinnig hat es mich gemacht«, flüstert er und kommt mir währenddessen näher, um unsere Lippen zusammenzuführen. Ich stocke auf und klammere mich an ihm fest, als wäre er mein Anker und eine Sicherheit, dass das hier für immer bleiben wird.

The Sunstead AcademyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt