Kapitel 22

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Karma is a game

Blake

Der Zeiger landet auf der zwölf und gibt an, dass wir inzwischen zehn Uhr am Abend haben. Unser Training ist schon lange vorbei, trotzdem bringt mich nichts dazu, einfach in mein Apartment zu gehen. Ich stehe an den Pfosten gelehnt vor der Schwimmhalle und warte darauf, dass Hadley endlich ihren Arsch raus bewegt. Ich könnte einfach in die Halle platzen und ihr vor allen Leuten eine Szene machen, aber ich möchte mich ungerne mit Hadley zeigen und dafür sorgen, dass neue Gerüchte über mich in die Welt der Academy gesetzt werden. Je weniger Menschen mich mit ihr zusammen sehen, desto geschonter ist mein Ruf. Hadley hat jetzt schon für viel Wirbel gesorgt, da sie sich zu knapp anzieht. Dass sie sich damit selbst schadet, scheint ihr noch gar nicht aufgefallen zu sein. Sie wird den Stempel als Schlampe tragen, nicht ich.

Nur durch Zufall habe ich erfahren, wo Hadley steckt. Ich habe Elion getroffen, als er die Halle verlassen hat und am Feld vorbeikam. Er erzählte mir, dass sie zusammen trainiert haben und er jetzt Nachhilfe geben muss. Ich hatte schon vor wütend gegen ihre Zimmertür zu hämmern, aber das konnte ich mir sparen. Wie der größte Stalker stehe ich vor der Halle und warte darauf, bis das blonde Biest aus ihrem Versteck kommt.

Sie ist zu weit gegangen. Wegen ihr war der Coach nicht zufrieden mit mir. Ich habe wirklich versucht Elions Worte ernst zu nehmen und sie in Frieden zu lassen, aber sie kann es einfach nicht lassen, sich in mein Leben einzumischen wie ein lästiges Insekt! Feldhockey ist meine Leidenschaft, ich habe Spaß daran und kann zeigen, was ich drauf habe. Letztes Semester habe ich hart trainiert, sogar in den Semesterferien sah man mich öfters auf dem Feld, anstatt beim Abhängen mit irgendwelchen Mädchen. Ich habe es immer ernst genommen und wollte es dieses Jahr schaffen, dass Coach Freeman mich zum Captain macht. Beim Feldhockey muss ich mich beweisen und es ist die einzige Sache, für die ich alleine kämpfen muss. Hier bringt es mir nichts, dass ich der Sohn der Direktorin bin. Hier habe ich keinerlei Vorteile, was mir so gut gefallen hat. Ich habe mir meinen Platz erkämpft und viel Zeit dafür geopfert um an diesen Punkt zu kommen. Dann taucht diese Bestie auf und sorgt dafür, dass ich nur angemault werde. Der Coach war gar nicht zufrieden mit mir, er brüllte mich an, als sei ich ein Nichtskönner. Ein Versager. Nur, weil Hadley mich mit ihrer Anwesenheit aus der Rolle geworfen hat. Sie wusste, was sie tat. Es war ihr Ziel mich zu verunsichern und dafür muss sie bestraft werden. Sorry, Elion. Ich habe versucht der Vernünftige von uns beiden zu sein. Aber sie hat eine Schwelle überschritten die Tabu war. Alles, was ab diesem Zeitpunkt passiert, hat sie sich selbst zuzuschreiben.

Nach einer weiteren Ewigkeit fällt die Glastür des Eingangs erneut auf. Es dauert einen Bruchteil der Sekunde um zu realisieren, dass es sich bei der rauskommenden Person um Hadley handelt. Sie trägt inzwischen einen weißen Jogginganzug und nicht mehr das nuttige Outfit von vorhin. Klar, fiel es mir schwer, meinen Blick von ihr abzuwenden. Jeder Blinde würde sagen, dass sie heiß ist. Nichtsdestotrotz hat dieser Fakt nichts damit zu tun, sich so billig herzugeben. Das Outfit an sich war nicht einmal das Problem, jeder Mensch kann so viel Haut zeigen, wie er will. Aber Hadley wollte, dass man sie anschmachtet. Es war ihr Plan die Mannschaft und vor allem mich aus der Fassung zu kriegen. Genau da liegt der Unterschied.

Hadley scheint mich gar nicht wahrzunehmen. Sie trägt ihre weiße Kapuze auf dem Kopf, wahrscheinlich um ihre nassen Haare zu verstecken. Dabei ist es jetzt noch recht warm draußen, sie wird sich schon keine Erkältung einfangen. Und wenn doch, könnte es mir nicht gleichgültiger sein. Dann hätte ich zumindest einige Tage in Frieden.

»So spät noch unterwegs?«, rufe ich mit tiefer Stimme und trete aus meiner dunklen Ecke hervor, indem ich mich von der Säule abstütze.

Sie bleibt mitten in ihrer Bewegung stehen und dreht sich wie in Zeitlupe zu mir herum. Hadley hat nicht erwartet mich hier anzutreffen, das spüre ich sofort. Sie umklammert den Gurt ihrer Tasche fester und hebt das Kinn an, sodass ich ihr ins Gesicht schauen kann.

The Sunstead AcademyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt