Kapitel 37

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Hadley

Verdammt, es ist ein schöner Tag!

Warum zur Hölle muss heute ein schöner Tag mit viel Sonne sein? Ich habe die Schwingungen des heutigen Tages direkt beim Aufstehen gefühlt, denn Tracy hat das Fenster offen gelassen, als sie früh am Samstagmorgen zum Yoga los ist, und dadurch fallen die hellen Sonnenstrahlen genau auf mein Bett. Die Vögel zwitschern laut und die Sommerluft weht mir um die Nase. Wie gesagt, es fühlt sich nach einem schönen Tag an und das ist ganz und gar nicht gut! Heute steht mein Date mit Blake an, wobei ich gar nicht weiß, ob man es Date nennen kann. Er hat es so bezeichnet, aber kann unmöglich etwas Romantisches im Sinn haben. Und warum fliegen bei diesem Gedanke tausend Schmetterlinge in meinem Bauch herum? Ich sag doch, heute ist ein schöner Sommertag. Schmetterlinge, Vögel und Sonne. Was kommt noch dazu? Hoffentlich ein großer Felsstein, der mir im Laufe des Tages auf den Kopf fällt, damit es doch ein mieser Tag wird.

Denn wenn es ein schöner Tag werden sollte, habe ich ein Problem. Die Nähe zu Blake ist gefährlich für mich, ich habe mich schon einmal daran verbrannt. Zu viel Nähe bedeutet, er kann mich wieder leicht verletzen. Ich sollte einen gesunden Abstand wahren, um mich selbst zu schützen. Noch einmal kann ich diesen Schmerz nicht durchmachen.

Bevor ich unter die Dusche springe, und versuche mich nicht zu ertränken, öffne ich meinen Kleiderschrank und überlege, was ich an diesem mysteriösen Tag anziehen kann. Es macht mich wahnsinnig, dass ich nicht weiß, was Blake vor hat. Er hat mir nur diese dämliche Notiz hinterlassen und dabei ist es nicht sehr subtil vorgegangen. Elina hat sicherlich gemerkt, dass etwas im Busch ist, aber bis jetzt hat sie mich noch nicht darauf angesprochen. Vielleicht weiß sie auch, dass es keinen Sinn macht, mich nach der Lage mit Blake zu fragen, da sich jeden Tag die Stimmungen ändern können. An einem Tag hassen wir uns, am nächsten verstehen wir uns gut und dann ein paar Tage später würde ich ihn am liebsten vor einen fahrenden Bus schubsen. Also ja, ich kann verstehen, warum man bei uns nicht auf den neusten Stand gebracht werden möchte.

Minuten vergehen, in denen ich mit meinem Seidenpyjama vor dem Schrank stehe und grüble. Dabei berühre ich meine Klamotten noch nicht einmal, aber als meine Füße beginnen einzuschlafen, wühle ich mich durch die Kleiderbügel. Ein Sommerkleid hat er gesagt und zu meinem Pech ist heute auch noch ein richtiger Sommertag. Das spielt in seine Karten. Seufzend ziehe ich ein langes Blümchenkleid, was zur Hälfte aus Seide besteht, heraus und betrachte es. Ich habe das Kleid in einer kleinen Boutique in Australien gekauft, es aber seitdem nie angehabt. Es hat vorne an der Brust eine schöne Schleife und einen Schlitz am rechten Bein, welcher sich bis zum Oberschenkel hochzieht. Das Kleid ist weißgelblich mit bunten kleinen Blümchen und für diesen Tag scheint es perfekt zu sein.

Ich lege den Stoff ordentlich über meine Stuhllehne und springe unter die Dusche, um mich frisch zu machen. Ich habe noch etwa zwei Stunden Zeit, bis das Unheil mich vor der Tür einsammelt und mich zu Satan höchstpersönlich bringt. Quatsch, alles nur Scherze, aber ich suche nach brauchbaren Gründen, warum ich mich nicht freuen sollte. Obwohl alles in mir Kribbelt, wenn ich daran denke, dass ich den ganzen Tag mit meinem Kindheitsfreund verbringen werde. Der mich geküsst hat. Und den ich fünf jahrelang gehasst habe. Diese Tatsachen sollte ich heute lieber verdrängen.

Nachdem ich meine Haare geföhnt habe, locke ich sie mir zu großen Wellen und schminke mich dezent. Ich steige in das Kleid und ziehe weiße Sandalen mit einem kleinen Absatz an, bevor ich meinen Schmuck anlege und mich im Spiegel betrachte. Ich sehe gut aus, wie ein richtiger Sommermensch.

Das Klopfen an der Tür lässt mich zusammenfahren. Schnell schaue ich auf die Tür und stelle fest, dass Blake zwanzig Minuten zu früh ist. Verflucht, warum ist er schon hier? So hatte ich kaum Gelegenheit mich mental darauf vorzubereiten. Klar, ich hatte fast eine ganze Woche Zeit dafür, aber das reicht nun mal bei Blake nicht aus.

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