The Sunstead Academy

Kapitel 18

Am ersten Tag nach den Semesterferien gibt es zwei Arten von Studenten. Die erste Hälfte ist motiviert, laufen mit ihren sortierten Unterlagen an mir vorbei und schenken mir dabei ihr größtes Lächeln. Das ist der zuversichtliche Teil, die sich geschworen haben, im neuen Semester alles zu geben um an die bestmöglichen Noten zu gelangen. Dass sind genau die Schülerinnen und Schüler, die sich geschworen haben, ab jetzt nur noch ordentlich in ihre Hefte zu schreiben. Tja, ich gebe dem Ganzen eine Woche, dann sind die Lernzettel wieder vollgeschmiert und man benötigt eine Lupe, um zu entziffern, was dort stehen soll. Die zweite Hälfte macht sich nichts vor. Sie laufen mit müden Gesichtern und einem heißen Becher Kaffee über den Campus und sehen wie Zombies aus, die aus einer Apokalypse entflohen sind. Einige von ihnen wünschen sich sicherlich in ihren Bechern würde sich Gin befinden. Und bei den Hardcore Leuten schwimmt höchstwahrscheinlich wirklich etwas hochprozentiges im Becher.

Ich entdecke Hunter zusammen mit Cassandra am Eingang des Hauptgebäudes stehen. Eigentlich haben wir nur eine fünf Minuten Pause, aber Hunter nutzt nun mal jede Gelegenheit, um aus dem Unterricht zu kommen. Und Cassandra ist vermutlich nur als Schmuckstück bei ihm. Ich habe Hunter nicht erzählt, dass ich mit ihr in der Bibliothek rumgemacht habe. Erstens möchte ich Cassandras Chancen bei Hunter nicht verbauen und zweitens müsste ich bei der Erzählung automatisch an Hadley denken. Ich weiß noch genau, wie ich sie aus dem Augenwinkel durch die Regale schleichen gesehen habe. Als ich mich von Cassandra löste um Hadley auf die Schliche zu kommen, warf sie mir vor, dass ich sie kaum beachte. Sie hatte damit nicht komplett unrecht, doch das behielt ich für mich. Inzwischen habe ich ein gutes Gespür dafür, was Mädels hören wollen und was nicht. Nur bei Hadley fällt es mir etwas schwer die Grenze zu wahren, aber da ich in näherer Zukunft nicht vorhabe mit ihr zu sprechen, braucht sich daran nichts zu ändern.

»Das Direktorensöhnchen lässt sich also doch noch blicken«, begrüßt mich Hunter und verschränkt währenddessen die Arme vor der Brust. Cassandras Miene erhellt sich, als sie mich sieht und ich bemerke, wie sie ihre Busen weiter nach vorne drückt, damit ich ihnen ja Beachtung schenke.

»Ich kann doch nicht direkt am ersten Tag fehlen. Immerhin bin ich eine Vorzeigeperson und muss mich den Neulingen von der besten Seite präsentieren.«

»Lass das mal lieber Elions Aufgabe sein.« Cassandra wirft ihr blondes Haar zurück und es ist schwer, sich nicht von ihrer Schönheit ablenken zu lassen. Ich nehme mir vor, sie in den nächsten Tagen um ein Date zu bitten. Mit ihr ist es unkompliziert, sie willigt überall ein.

»Da hat Cassandra recht. Der Streber stand heute Morgen ganz früh auf dem Campus und zeigte den neuen, wo sie hin müssen.«

»Und warum warst du schon so früh wach?« Ich stemme meine Arme vor die Brust und mustere Hunter misstrauisch. Da kann nur ein Mädchen schuld sein, denn Hunter liebt seinen Schlaf mehr als alles andere. Es überrascht mich irgendwie, dass er bereits so munter ist. Gestern Abend hat er sich einen Joint gedreht und war die darauffolgende Stunde damit beschäftigt, all seine Spuren zu verwaschen. Es gibt keinen schlimmeren Regelverstoß als die Einnahme von irgendwelchen Drogen.

»Ich habe Hadley geholfen sich auf dem Campus zurecht zu finden. Auf Elina konnte man sich nicht verlassen, sie schlief noch tief und fest.«

»Wir sind echt keine guten Vorbilder für die Erstsemestern. Irgendwie hat es heute kaum jemand in den Unterricht geschafft.« Cassandra hüpft von einem Bein aufs andere, was irgendwie so wirkt, als müsste sie ganz dringend aufs Klo.

Hunter ist extra früher aufgestanden und hat Hadley geholfen, sich zurechtzufinden? Eigentlich juckt es mich gar nicht, was mit Hadley passiert und wer sich hier mit ihr verbündet. Erst recht nicht mehr, seitdem Elion mich heute Morgen in meine Schranken gewiesen hat. Es war falsch, ihr den Start an der Academy zur Hölle machen zu wollen. Ich hatte wirklich vor mein Revier zu verteidigen, indem ich sie so weit bringe, dass sie ihre Koffer packen möchte um zurück nach Boston zu fliegen. Doch nach Elions Worten heute Morgen, setzte mein gesunder Menschenverstand wieder ein.