Kapitel 28

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Blake

Mir bleiben die Worte fast im Hals stecken, als ich sie an die Oberfläche bringe und damit eine Wahrheit ausspreche, von der ich nie etwas wissen wollte.

»Weil die Rose wunderschön ist, Hadley.« Ich mache noch einen Unterwasserschritt auf sie zu und bilde mir schon ein, dass ich ihre nackten Beine berühren würde. Allerdings ist es nur Einbildung, da uns noch einige Zentimeter fehlen. Aber ich würde alles machen, um auch den Rest zu überbrücken.

Hadley schaut mir eine längere Zeit nicht ins Gesicht, aber als sie endlich ihr Kinn anhebt und ihre funkelnden Augen auf meine fallen, fühle ich mich plötzlich so nackt. Ich bin aufgeflogen. Verdammt.

»Du findest mich schön?«, hakt sie schüchtern nach und jetzt habe ich wieder das Verlangen sich kräftig durchzuschütteln.

»Ist das dein Ernst?«, frage ich hart. »Wieso fällt dir das so schwer zu glauben? Natürlich finde ich dich schön. Das habe ich schon immer, seit ich dich als Kind zum ersten Mal gesehen habe.«

Sie bleibt wieder einen Moment still, was mich wütend macht. Ich merke, wie sich mein Körper mit Adrenalin vollpumpt und es mich rasend macht, dass ich mich in ihrer Gegenwart geöffnet habe. Das hat sie nicht verdient, ich habe die böse Seite an ihr für einen Augenblick vergessen, aber das wird mir nicht wieder passieren. Hadley ist eine Meisterschauspielerin, sie wird mir nie ihr wahres Gesicht zeigen, nicht nach allem. Und ich sollte nicht so tun, als hätten wir beide eine schöne Zuluft vor uns. Wenn Hadley herausfindet, was damals geschehen war, wird sie mich noch mehr verabscheuen.

Seufzend wende ich mich von ihr ab und höre dann das Geräusch von Wasser hinter mir. Sie ist hinter mir, ich kann ihre Anwesenheit deutlich in meinem Rücken spüren. Meine Muskeln spannen sich an, ich bewege mich kein Stück und lausche den Geräuschen des unruhigen Wassers. Hadleys Arm streift meinen Rücken, was mich aufstocken lässt. Sie steht dicht hinter mir, ich bin mir sicher.

»Sieh mich an, Blake«, bittet sie mich und die Ruhe in ihrer bezaubernden Stimme jagt mir einen angenehmen Schauer über den Rücken. Wie ein verletztes Kind drehe ich mich einmal um die eigene Achse und stocke, als ich sie so verdammt nah an mir erkenne. Wenn ich atme, wird sie es spüren. Wenn sie einen Schritt näher kommt, klebt sie an mir.

Hadley hebt ihr Kinn tapfer an, damit sie mir ununterbrochen in die Augen schauen kann, aber ich bin zu schwach dafür. Ich halte es nicht aus, sie anzuschauen und nicht daran zu denken, wie es sich wohl anfühlen würde, sie zu packen und zu küssen. Mein Blick zuckt zu ihren geschwollenen Lippen, ihr Mund steht leicht offen, was mich noch wahnsinniger macht. Alles in mir schreit und fleht nach diesem dickköpfigen Mädchen, es ist kaum auszuhalten.

»Spielen wir ein Spiel?«, fragt sie und ihr Atem streift meine Haut.

»Alles, was du willst«, brumme ich.

»Alles, was in den nächsten Minuten passiert, spielt danach keine Rolle mehr.«

»Einverstanden«, sage ich schnell und im nächsten Moment erfülle ich mir meine Wünsche, packe sie an der Taille, ziehe sie an mich heran und presse meine Lippen endlich auf ihre. Es ist, als hätte sie genau auf diese Reaktion von mir gewartet, denn sie öffnet ihre Lippen für mich, als hätte sie seit Jahren auf einen solchen Augenblick gewartet. Ihre Beine finden schnell ihren Platz um mein Becken, ich drücke sie enger an mich heran, sodass wir zwischen unseren Küssen nach Luft schnappen müssen. Ihre Hände verfangen sich in meinen nassen Haaren, meine wandern über ihren Rücken, über ihr Haar und streifen ihren straffen Hintern. Gott, sie zu küssen fühlt sich zu gut an. Ihre Lippen fügen sich wunderbar an meine, als wären sie füreinander geschaffen. Sie küsst mich gierig, sie keucht auf und steckt mir ihre Zunge in den Hals, als wäre ich ihre Luft zum Atmen. Ich trage uns bis zum Beckenrand, sodass ihr Rücken einen Halt hat und ich mich enger an sie drücken kann. Verdammt, das ist zu viel für mich. Meine Sinne spielen verrückt, so hat sich noch nie ein Kuss mit einer Frau angefühlt. Unsere beiden Körper bestehen aus Feuer, wir sind nicht Feuer und Flamme, nein, wir sind Feuer und Eis. Hass und Liebe trifft aufeinander und lässt eine Gefühlskatastrophe entstehen. Es ist zu gut, gleichzeitig wissen wir beide, dass es nicht passieren dürfte. Wir können uns keine Schwachstellen erlauben, da wir uns vor kurzem noch gegenseitig auslöschen wollten.

Hadley zieht an meinem Haar, als würde sie vom Guten und vom Bösen geleitet werden, meine Mitte stößt gegen ihre, was uns beide aufstocken lässt. Unsere Lippen lösen sich voneinander und wir starren uns in die Augen, als könnten wir selbst nichts dafür, was hier geschieht.

»Wie viele Minuten haben wir hoch?«, frage ich außer Atem.

»Noch genug.« Sie zieht mich wieder an sich und drückt ihre seidigen Lippen, die nach allem schmecken, was ich jemals wollte, auf meine.

Plötzlich ist das Aufschlagen der Tür zu hören, aber ich bin nicht bereit, dieses Spiel zu beenden.

»Blake? Bist du hier?« Hunters Stimme ist zu hören und Hadley und ich fahren erschrocken auseinander. Sie nimmt viel Abstand ein und fährt sich mit dem Daumen über ihre angeschwollenen Lippen.

»Hier steckst du! Ich habe echt alles nach dir abgesucht. Das Gewitter ist vorbei.« Mein bester Freund bleibt wie betäubt stehen, als er auch noch Hadley im Becken erkennt.

»Was treibt ihr hier?«, fragt er misstrauisch.

»Nichts.«

Ich schwinge mich aus dem Becken, bücke mich nach meinen Klamotten und werfe Hadley noch einen letzten Blick zu. Sie steht an der Wand gelehnt im Wasser und hat ihre Arme inzentiv um ihren Oberkörper gelegt. Sie wirkt traurig und verwirrt, aber ich habe keine Kraft mehr mich dem zu widmen. »Absolut nichts.« Mit diesen Worten verlasse ich das Gewächshaus mit einem lauten Knall der Tür und marschiere über das feuchte Gras.

Dieses Spiel haben wir beide verloren. 

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