Kapitel 8

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I'm the monster you created

Kapitel 7

Blake

Hunter hat mich aus meinem Schlaf gerissen, indem er mich anruft. Er hat wieder eine neue Eroberung und ist mit ihr vorhin am Nachmittag mit dem Bus in die Stadt gefahren, um an den Strand zu gehen. Als er mich nach ein Uhr nachts wachklingelt, verstehe ich erst gar nicht, was er von mir will. Ich dachte, er wäre schon längst zurück an der Academy, aber er befindet sich noch in Taormina. Anscheinend haben die beiden eine Bar gefunden und sind vor einigen Stunden dort untergetaucht. Jetzt wissen sie nicht, wie sie Heim kommen. Hunter beschwert sich am Telefon bei mir, dass seine Errungenschaft nicht am Strand schlafen möchte, also bittet er mich, ihn und sein Date einzusammeln. Wenn ich so lieb bin, habe ich einen Wunsch frei. Und da ich meinem besten Freund nichts abschlagen kann, ziehe ich mir einen dunkelblauen Jogginganzug an und mache mich hundemüde auf den Weg zu meinem Audi.

Ich komme mir vor, als würde ich Schlafwandeln, während ich über den Kieselweg trotte. Meine Hände habe ich in meinen Hosentaschen vergraben, meine Augen fallen immer wieder zu. Gähnend schüttle ich mich, was jedoch nichts bringt. Ich war schon gestern die gesamte Nacht wach, da Hunter, unsere Dates und ich erst gegen vier Uhr zurück kamen.

Wir verbrachten die Nacht in Taormina. Erst waren wir in einem Restaurant in der Innenstadt essen, dann schauten wir uns den Sonnenuntergang am Strand an. In den Gassen Taorminas ist immer etwas los, diese Stadt schläft nie. Besonders nicht zur Sommerzeit, wo sich die ganzen Touristen ansammeln. Wir verbrachten die Nachtstunden mit tanzen und feiern. Hunter und ich tranken eine Menge Ramazotti, während unsere Frauen Aperol ohne Ende zu sich nahmen. Irgendwann zog ich meine Bekanntschaft in eine leere Gasse, wo wir ungestört rumknutschen konnten. Ehrlich gesagt, kann ich mich gar nicht mehr an ihren Namen erinnern, sogar ihr Gesicht verblasst in meinen Erinnerungen. Nehmt es mir nicht übel, ich erwähnte schon, dass ich schlecht im Namen merken bin. An was ich mich erinnere, sind ihre braunen Haare und die weichen Lippen, die mich regelrecht verschlingen wollten. Es tat gut, so konnte ich mich von einem bestimmten Menschen an der Academy ablenken. Es half nur so lange, bis sich unsere Münder wieder trennten. Am nächsten Morgen wachte ich mit höllischen Kopfschmerzen und der Braunhaarigen im Bett auf. Nachdem ich sie freundlich gebeten habe, zu gehen, duschte ich eine Stunde, warf mir eine Aspirin ein und schlief den halben Mittag.

Der ganze nachgeholte Schlaf hilft jedoch nicht bei meiner jetzigen Müdigkeit. Ich könnte mich unter einen Baum legen und innerhalb von zwei Sekunden einnicken. Als ich den Blick kurz hebe, erkenne ich eine Gestalt am Springbrunnen sitzen. Ich erkenne nur blonde Locken und einen langen Pyjama. Irritiert verlangsame ich meinen Schritt. Es kommt nicht häufig vor, dass ich so spät noch anderen Leuten auf dem Campus begegne. Schon gar nicht, alleine am Brunnen sitzend. Vielleicht geht es ihr nicht gut und sie braucht Hilfe. Es wäre grauenvoll von mir, wenn ich einfach gehen würde. Wenn mein Bruder an meiner Stelle wäre, wäre er bereits mit einem Erste-Hilfe- Set zum Brunnen geeilt.

Um mir eine Scheibe von Elion Princeton abzuschneiden, verlasse ich den Kieselweg und laufe über die Wiese zum Brunnen. Je näher ich komme, desto langsamer werde ich. Die Fremde scheint mich noch nicht gehört zu haben und ich möchte sie nicht unnötig erschrecken. Als ich nur noch wenige Meter von dem Brunnen entfernt bin, verlangsame ich meinen Schritt noch mehr. Das Mädchen scheint mich bemerkt zu haben, denn sie wirbelt panisch herum, bis sich unsere Blicke treffen. Wie betoniert bleibe ich stehen, mein Puls fährt rasant hoch. Mein Kiefer mahlt schmerzhaft. Von meiner Müdigkeit fehlt jede Spur.

Ich erkenne Hadley Bennett in der ersten Sekunde, in der ich sie sehe. Aus meinem Mund verschwindet jegliche Flüssigkeit, ich trockne wie ein Kaktus aus. Ihre eisblauen Augen starren mich aus einer weiten Entfernung an, trotzdem ist der Abstand nicht genug. Scharfe Messerstiche treffen mich, laute Stimmen hallen durch meinen Schädel. Gewissensbisse stürzen wie eine Flut über den Campus, ich kann dem nicht entkommen. Eine Ewigkeit vergeht, in der nichts passiert. Sie steht in ihrem hellen Seidenpyjama am Brunnen, ihre Haltung ist angespannt und steif. Die Ähnlichkeit zu dem jungen Mädchen von damals ist faszinierend, trotzdem steht mir eine neue junge Frau gegenüber. Ihr Haar ist viel länger geworden, glänzender. Damals hatte sie kurze Haare, sie wollte sie nie wachsen lassen. In meinem Hals bildet sich ein Knoten, der mir das Atmen erschwert. Meine Brust bebt, ich komme mir vor, als würden alle Sicherungen in meinem Körper durchbrennen. Als wäre ein Blitz direkt in mir eingeschlagen. Sie ist groß geworden, trotzdem kleiner als ich. Ihre Beine erscheinen in der weiten Hose endlos lang, der oberste Knopf ihres Oberteils liegt offen. Man erkennt die seidige Haut ihres Dekolleté. Ihr Gesicht wirkt erschöpft, gleichzeitig lässt sie den ganzen Platz strahlen. Ich habe nur Augen für sie, ich war nicht auf dieses Aufeinandertreffen vorbereitet. Ehrlich gesagt, habe ich nicht einmal mit dem Gedanken gespielt, dass ausgerechnet sie am Brunnen sitzt. Anscheinend ist es mir gelungen, sie aus meinem Kopf zu jagen, doch jetzt kann ich nichts ungeschehen machen. Hadleys Brustkorb hebt und senkt sich verdammt schnell. Ich kann förmlich erkennen, wie sie gleich explodiert und mir geht es nicht anders. Ich bekomme kein Wort raus, alle Wörter dieser Welt wären nicht genug um ihr zu sagen, was ich in diesem Moment empfinde. Da ich irgendwas machen muss, setze ich einen Schritt nach vorne, doch sie weicht mir aus. Uns trennen noch mehrere Meter, trotzdem scheint sie nach mehr Abstand zu suchen. Ihre Arme verschränken sich vor ihrer Brust, was mich zum Räuspern bringt. Meine Gedanken überschlagen sich, nichts scheint einen Sinn zu ergeben. Die Welt um uns herum scheint stehen zu bleiben, nur das Rauschen des Springbrunnens gibt mir die Bestätigung, dass meine Sinne scheinbar noch funktionieren.

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